Baumrodungen bis Ende Februar Arbeiten im Naturschutzgebiet Lyngsberg haben begonnen

Lannesdorf · Es tut sich was im Naturschutzgebiet Lyngsberg: Die Stadt lässt Bäume roden, was laut Verwaltung dem Wohl der Flora und Fauna dient. Am Ende soll etwa wieder genug Licht für Tiere wie die Mauereidechse da sein. Dazu geht es vor allem einem Eindringling an den Kragen.

 Der Bagger rodet die Bäume, damit Tiere wie die Mauereidechse wieder genug Licht bekommen. 

Der Bagger rodet die Bäume, damit Tiere wie die Mauereidechse wieder genug Licht bekommen. 

Foto: Axel Vogel

Mancher Naturfreund dürfte sich schwer mit dem Anblick tun: Im Naturschutzgebiet Lyngsberg ist auf dem lange Zeit zugewachsenen, etwa 5,4 Hektar großen Areal des ehemaligen Steinbruchs ein Bagger unterwegs. Das schwere Gerät rodet Bäume, und zwar in großem Stil. Auch Arbeiter mit Kettensägen sind im Einsatz. Doch die Sorge um die Natur ist unbegründet, erklärten am Mittwoch Experten der Stadt Bonn anlässlich eines Ortstermins im ehemaligen Steinbruch. Vielmehr dienen die seit langem geplanten Arbeiten (siehe „Lyngsberg“) ausschließlich dem Wohle von Flora und Fauna und sollen maßgeblich dafür sorgen, dass sich der Lyngsberg wieder zu einem herausragenden linksrheinischen Trittsteinbiotop entwickeln kann.

 Das „Ringeln“, eine Beschädigung der Rinde, sorgt dafür, dass die Bäume sukzessive absterben.

Das „Ringeln“, eine Beschädigung der Rinde, sorgt dafür, dass die Bäume sukzessive absterben.

Foto: Axel Vogel

Erforderlich dafür sei aber, dass standortgerechte Vegetation und Blühwiesen wachsen können sowie sonnenbeschienene Flächen geschaffen werden, so Bettina Molly, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde der Bundesstadt. Zusammen mit Sandra Krueger, Projektleiterin der Unteren Naturschutzbehörde, sowie Sandra Paul, Leiterin der Bauabteilung im Amt für Umwelt und Stadtgrün, führte Molly aus, was bis zum Frühjahr an Maßnahmen geplant ist.

Biologische Station hat Müll entsorgt

Seit Ende des Jahres ist am Lyngsberg, der nach Schließung des Steinbruchs lange Zeit ein Dornröschen-Dasein führte, einiges in Bewegung geraten. Quasi in einem ersten Schritt habe die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft in Kooperation mit der Stadt mit der Beseitigung von Grünabfall, Müll und Unrat begonnen, erklärte Sandra Paul.

Wie mehrfach berichtet, ist insbesondere der wilde Müll Anliegern seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Kenner der Örtlichkeiten schildern, dass immer wieder Jugendliche aus Richtung Heiderhof die Aussichtspunkte des Lyngsberg aufsuchen, um hier beispielsweise zu grillen. Wie dort noch zu sehen ist, werden die Abbruchkanten auch zur Entsorgung von Müll und Hausrat verwendet. Seit Januar laufen nun die Rodungsarbeiten, so Paul weiter.

Die Jahreszeit sei dabei mit Rücksicht auf die im März beginnende Vogelschutzzeit bewusst gewählt worden, betonte Bettina Molly. An den Rodungsarbeiten habe zudem kein Weg vorbeigeführt, ergänzte sie, weil sich die Natur nach der Stilllegung des Steinbruchs das Areal Schritt für Schritt zurückerobert habe: „Dabei sind besondere Lebensräume verloren gegangen.“ Beispielsweise hätten Bäume die ökologisch wichtigen sonnendurchfluteten Flächen verschattet, die etwa für wärmeliebende Tiere wie die Mauereidechse wichtig seien. Auch seien durch die üppig wuchernde Vegetation Nistmöglichkeiten für Vögel verloren gegangen, etwa für den Uhu.

Ein großes Problem ist aus Sicht der Naturexperten vor allem, dass in den vergangenen Jahren nicht-standortgerechte Bäume wie die Robinie in großem Stil gewachsen sind. Die hätten nämlich nicht nur zur Verschattung des Areals beigetragen, sondern auch heimische Arten wie die Eiche verdrängt. Die Robinien werden dabei aber nicht alle auf einmal gefällt. Vielmehr will man durch ein „ringeln“, eine Beschädigung der Rinde, dafür sorgen, dass die Bäume sukzessive absterben, erklärt Molly: „Stehendes Totholz ist immer noch besser für die Natur als liegendes.“ Zumal man auch die starken Stockausschläge der Robinie vermeiden will.

Ende der Rodungen für Februar geplant

Bis Ende Februar und dem Beginn der Vogelschutzzeit werden die Rodungen beendet sein. Dann soll laut Sandra Paul die Einzäunung des Geländes folgen. Geplant ist in den zugänglichen Bereichen ein Wildschutzzaun, führte sie aus. Auf der Felskuppe, wo teils auch Absturzgefahr besteht, werde aber ein 1,80 Meter hoher Stabgitterzaun errichtet. „Da dürfte das Überklettern schwierig sein", sagte Paul.

Eine letzte Maßnahme ist dann im Frühjahr noch auf dem Herzstück des Steinbruchs geplant, einer zentral gelegenen Lichtung: Hier soll sich auf rund 2000 Quadratmetern eine blütenreiche Staudenflur entwickeln, von der Insekten profitieren können.

Trotz des geplanten Zauns um das Naturschutzgebiet war den Verantwortlichen der Stadt am Ende noch eine Botschaft wichtig: „Wir sollen dabei natürlich den Bürgern auch Zugangsmöglichkeiten schaffen", stellte Bettina Molly klar. Daher seien geführte Exkursionen angedacht. Der erste Termin stehe schon fest, sagte Projektleiterin Krüger: Für Dienstag, 14. Juni, von 16 bis 18 Uhr plane die VHS in Kooperation mit der Biologischen Station einen Gang durch das Areal.

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