Tag der Architektur 2021 Seltene Einblicke hinter Bad Godesberger Fassaden

Bad Godesberg · Am letzten Juni-Wochenende wird in ganz Deutschland der Tag der Architektur gefeiert. Architekten führen dabei durch besondere Objekte und erklären die zum Teil aufwendigen Sanierungsarbeiten. In Bad Godesberg können Interessierte zwei Immobilien im Villenviertel und einen Kindergarten besichtigen.

 Die ehemalige Residenz von Malta wurde aufwendig restauriert und kann am Tag der Architektur besichtigt werden.

Die ehemalige Residenz von Malta wurde aufwendig restauriert und kann am Tag der Architektur besichtigt werden.

Foto: Jan Schönborn/Grotegut Architekten

Es wird wohl jedem Spaziergänger im Villenviertel schon einmal so ergangen sein, dass man beeindruckende Häuserfassaden erblickt und bestaunt und sich bei näherem Betrachten fragt, wie es wohl im Inneren der Immobilie aussieht. Gibt es Stuck an der Decke? Wie sehen die Türen aus? Hat die Villa einen Garten? Fragen, die sich vor allem Menschen stellen, die sich für Architektur interessieren.

In ganz NRW können 117 Objekte besichtigt werden

Eine Möglichkeit, sich nun einmal etwas genauer mit zwei Gebäuden im Villenviertel zu beschäftigen, bietet der Tag der Architektur, der am Wochenende des 26. und 27. Juni gefeiert wird. An diesen Tagen stehen Bauwerke im Vordergrund, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Architekten präsentieren dabei sanierte und renovierte Objekte und plaudern aus dem Nähkästchen. In diesem Jahr steht der Tag der Architektur unter dem Motto „Architektur gestaltet Zukunft“. In NRW werden insgesamt 117 Objekte in 64 Städten und Gemeinden präsentiert.

 Besichtigt werden kann auch ein Haus am Viktoriaplatz, das aus den 1920er-Jahren stammt.

Besichtigt werden kann auch ein Haus am Viktoriaplatz, das aus den 1920er-Jahren stammt.

Foto: Jan Schönborn / Grotegut Architekten

Zwei Villen in Bad Godesberg können besucht werden

Im Bad Godesberger Villenviertel führen die Bonner Grotegut Architekten gleich durch zwei sanierte Wohnhäuser. Eines befindet sich am Viktoriaplatz 3, das andere am Hohenzollernplatz 5. Da sich die Inzidenzwerte in Bonn immer weiter verbessern, wird einer normalen Führung durch die Gebäude nichts im Wege stehen – allerdings wird das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nötig sein und nach heutigem Stand auch der Nachweis über ein negatives Testergebnis.

Geschichte trifft auf moderne Formen und Materialien

Am Hohenzollernplatz steht ein frei stehendes Gründerzeithaus im Fokus, das die Bonner Architekten sanierten. Das repräsentative Gebäude hat eine bewegte Geschichte hinter sich, schließlich war es in den 1990er-Jahren die Residenz von Malta. „Die Aufarbeitung alter Holzböden sowie die Verwendung vorhandener Buntglas-Unikate und harmonisch abgestimmter Zementfliesen lassen das Objekt in altem Glanz erscheinen“, schwärmen die Architekten bei der Beschreibung des Objekts. Besonders schön: die aufgeständerte Terrassenanlage auf der Gartenseite. Sie setzt nach außen hin einen modernen Akzent, harmoniert aber mit der Geschichte des Hauses. Im Haus selber bieten die moderne Küche und die Treppe, die in die oberen Stockwerke führt einen interessanten Blickfang.

Alte Materialien müssen mit neuen Materialien harmonieren

Ein weiteres Schmuckstück präsentieren die Architekten quasi  einen Steinwurf entfernt am Viktoriaplatz. Dort präsentieren sie den Besuchern eine renovierte Doppelhaushälfte aus den 1920er-Jahren. Bei den Arbeiten galt das Credo: Die Originalsubstanz muss reaktiviert werden. „Wie nach einem Dornröschenschlaf wurden unter Fertigparkett-, Laminat- und PVC-Bodenbelägen Eichenparkett in Fischgrätverlegung, Pitchpine-Dielen, Terrazzo- und Zementfliesenbeläge freigelegt und behutsam aufgearbeitet“, erklärt das Architektenbüro. „Die Vorbesitzerin hatte überall Laminat verlegt, sodass die Hoffnung da war, auf alte Böden zu stoßen - genau das ist passiert“, so Architekt Ulrich Hermans. Die Bauherrn wollten diese Schätze wieder zum Vorschein bringen. Besonders herausfordernd war dabei, dass neue Materialien mit den alten Baumaterialien harmonieren sollten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, weshalb es am Tag der Architektur auch öffentlich präsentiert werden soll. „So kann die Arbeit, die wir in das Projekt gesteckt haben, gewürdigt werden“, so Hermans. Dabei war es ein schnelles Projekt, weil die Bauherren berufsbedingt schnell einziehen mussten. Die Arbeiten zogen sich von Januar bis Ende Juni 2020.

Bei beiden Objekten im Villenviertel handelt es sich um Privathäuser, die die Eigentümer eigens für die Architektur-Interessierten öffnen. Daher werden nicht alle Räumlichkeiten einsehbar sein, sondern nur die, die auch die Eigentümer den Besuchern präsentieren möchten.

In der Deutschherrenstraße kann der Fröbel-Kindergarten Flügelnuss besichtigt werden, der von dem Bergheimer Architekturbüro Dung Ullrich Architekten PartG mbB geplant wurde. Dort trifft ein pädagogisches Konzept auf moderne Architektur. Auf der Internetseite des  Tag der Architektur kann zu diesem Objekt bereits eine digitale Besichtigung via Youtube-Video stattfinden.

In Wachtberg kann die Pecher Grundschule besichtigt werden

Am Tag der Architektur nimmt auch das Wachtberger Architekturbüro NC Architekten Nicolaus – Chatterjee PartGmbB teil. Das Architektinnen-Duo um Katharina Chatterjee und Severine Nicolaus stellt das Projekt „Sanierung und Modernisierung der Katholischen Grundschule in Pech“ vor, Bauherr war die Gemeinde Wachtberg. Im Fokus stand neben den energetischen Aspekten zur Verringerung des Energieverbrauchs und der Senkung der CO2-Emissionen die Erneuerung des Verwaltungstraktes. Das im Hang gelegene Objekt wurde in Teilbereichen barrierefrei umgebaut. Durch den Einbau der Lüftungsanlage in den Klassenräumen, der Verwaltung und den neu geschaffenen Zugängen vom Schulhof zu den einzelnen Klassenräumen konnte der Schulbetrieb dadurch in Corona-Zeiten pandemiegerecht aufrechterhalten werden.

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