Vor Sanierung der Mehrzweckhalle Architekturführer widmet sich Stadthalle in Bad Godesberg

BAD GODESBERG · In den 1950er Jahren wurde die Stadthalle in Bad Godesberg gebaut, nun steht ihr eine Generalsanierung bevor. Aus dem Stadtleben ist sie nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder also, dass ihr die Werkstatt Baukultur eine eigene Publikation gewidmet hat.

 Die Stadthalle soll 2022 saniert werden. Das Ensemble wurde 1955 nach kurzer Bauzeit eingeweiht.

Die Stadthalle soll 2022 saniert werden. Das Ensemble wurde 1955 nach kurzer Bauzeit eingeweiht.

Foto: Benjamin Westhoff

Für die meisten ist die Stadthalle aus Bad Godesberg nicht wegzudenken. Kein Wunder also, dass die Erleichterung im Bezirk groß war, als nach langer Diskussion schließlich feststand, dass das Gebäude nicht abgerissen, sondern saniert werden soll. Und das 2022, wenn der Pachtvertrag ausläuft. Zwischenzeitlich allerdings beschlich Bürger wie Politik das Gefühl, dass sich seitens der Stadt wenig bis gar nichts tat, um die Erneuerung voranzutreiben. Es wurde nachgehakt. Und man erfuhr im Juni von der Verwaltung, dass ein konkreter Zeitplan erst dann erstellt werden könne, wenn das künftige Nutzungskonzept feststehe. Aktuell wird die Stadt ein wenig konkreter. Die Vermessungsarbeiten seien abgeschlossen „und der Architekt erarbeitet derzeit anhand der Unterlagen die denkmalrechtlichen Vorgaben“, hieß es auf GA-Nachfrage aus dem Städtischen Gebäudemanagement. Darüber hinaus fänden erste Bestandsuntersuchungen statt.

Doch derzeit geht es in der Öffentlichkeit nicht nur um die Zukunft der denkmalgeschützten Mehrzweckhalle. Im zwölften – ausschließlich der Stadthalle gewidmeten – Architekturführer der Werkstatt Baukultur Bonn nämlich dreht sich alles um die Vergangenheit des Gebäudes und seine Bedeutung.

Seit dem 18. Jahrhundert, als die Heilquellen erschlossen wurden, prägte der Kurbetrieb das Gesicht Bad Godesbergs. Nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings war der Fremdenverkehr, von dem die damals noch eigenständige Stadt lebte, nahezu zum Erliegen gekommen, berichtet Lokalhistoriker Wilfried Rometsch in seinem Beitrag. Das, so der allgemeine Wunsch, sollte sich wieder ändern. Die Idee, an Stelle des damaligen Volksgartensaals eine größere Halle für gesellige, kulturelle und politische Veranstaltungen und Kongresse zu schaffen, nahm Gestalt an. Nachdem im März 1952 das Theater im Herzen der Stadt eingeweiht worden war, startete ein Architekturwettbewerb. 29 Einsendungen kamen, schließlich setzte sich der Entwurt von Wilhelm und Dirk Denninger durch. Dann ging alles ganz schnell: Aschermittwoch 1955 begann der Abriss des Volksgartensaals im Dezember wurde die Stadthalle bereits eröffnet. Mit 700 Gästen, darunter Bundespräsident Theodor Heuss.

Seitdem hat sich einiges getan: Wie aus dem Architekturführer hervorgeht, wurde das Ensemble, das sich in den Kurpark einfügt, mehrere Male erweitert und 2012 in die Denkmalliste der Stadt Bonn aufgenommen. In den Sälen traf man sich unter anderem zu diplomatischen Empfängen und internationalen Tagungen. Messen und politische Besprechungen, karnevalistische Sitzungen, Vereinstreffen und Turniere finden bis heute dort statt. Seit den 1960er Jahren gehört der Trinkpavillon, für den der Verein Bürger.Bad.Godesberg verantwortlich zeichnet, zu dem Ensemble.

Die Stadthalle sei ein Bau, „der die damals gewünschte Modernität, Schwung und Leichtigkeit veranschaulicht“, so die Werkstatt Baukultur. Dynamisch gegliedert und mit eleganten Details ausgestattet, präsentiere sie sich „als gebauter Aufbruch in eine neue Zeit und Absage an die Architektur des 19. Jahrhunderts“.

Der Architekturführer kostet fünf Euro. Er ist erhältlich im Bonner Buchhandel sowie direkt beim Verlag dreiviertelhaus. Dort kann er per E-Mail an bestellung@dreiviertelhaus.de bestellt werden.

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