Nach dem Unwetter in Bad Godesberg Asylbewerber bot freiwillig Hilfe an

Bad Godesberg · Niko Tiliakos hat fast alles verloren. Die folgenschwere Überschwemmung vom 4. Juni in der Beethovenallee zerstörte seine halbe Wohnung im Souterrain, seinen Garten und sein Lager. Bei den tagelangen Aufräumarbeiten erhielt er jedoch unerwartet Hilfe von einem Asylbewerber.

 Nico Tiliakos sieht sich in seinem Garten die verheerenden Auswirkungen der Überschwemmung an.

Nico Tiliakos sieht sich in seinem Garten die verheerenden Auswirkungen der Überschwemmung an.

Foto: Ronald Friese

Rund tausend griechische Naturschwämme, die Tiliakos eigentlich verkaufen wollte, sind durch den Schlamm unbrauchbar geworden. „Pro Stück hätte ich 40 Euro bekommen. Mein Verlust ist immens hoch“, so Tiliakos. Im Lager stand außerdem eine Orgel, die nun völlig zerstört sei.

Auch Tiliakos Wohnung blieb nicht verschont. „Mein Auto wurde aus der Garage gespült und zerstörte die Glasscheibe der Eingangstür. Das ganze Wasser stand später meterhoch in der Wohnung“, berichtete Tiliakos. Glücklicherweise war er zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause, sondern auf einem Geburtstag. „Dass ich noch lebe, habe ich allein Gott zu verdanken“, so Tiliakos.

Eine Elementarversicherung besitze er nicht. Deshalb müsse er den Großteil der Kosten, der schätzungsweise bei 130.000 Euro liegt, selbst tragen. Anders als zunächst berichtet, haben seine zwölf Koi-Karpfen aus dem Teich im Garten die Überschwemmung nicht überlebt, von seinen 30 Goldfischen leben nur noch zwei.

Tiliakos hofft nun, dass er möglichst bald mit den Aufräumarbeiten fertig wird. Der Stadtverwaltung wirft er vor, das Bachbett nicht oft genug gewartet und kontrolliert zu haben. Andere betroffene Anwohnern der Beethovenallee teilten diese Meinung.

Verständigung durch Zeichen

Eine positive Geschichte gibt es aber doch zu berichten: Unverhofft hat Tiliakos von einem Asylbewerber Unterstützung erhalten. Dieser sei einige Tage nach dem Unwetter vorbeigekommen und habe mit Händen und Füßen angezeigt, dass er helfen könne. „Die Zeichensprache hat erstaunlich gut funktioniert“, so Tiliakos.

Jeden Tag waren die beiden mit Aufräumarbeiten beschäftigt. „Er kam immer direkt nach dem Deutschunterricht hier vorbei und griff mir unter die Arme“, so Tiliakos. Geld wollte er nicht haben. Deshalb habe Tiliakos ihm zum Dank Gebrauchsgegenstände wie Teller, Aschenbecher und eine antike Vorrichtung zum Kneten von Brot geschenkt.

Besonders beeindruckt war Tiliakos von der Begründung des Syrers, weshalb er mit anpacken wollte. "Er sagte, ich hätte ihm leid getan." Außerdem habe Tiliakos erfahren, dass der gelernte Fließenleger ein Jahr lang mit seiner Frau und seinen zwei Kindern unterwegs gewesen sei, um nach Deutschland zu kommen. Ein drittes Kind sei bereits unterwegs.

Tiliakos will der Familie nun helfen. "Sie haben nichts. Deshalb werde ich mit der Familie einen Second-Hand-Laden aufsuchen, um ihnen wenigstens ein paar grundlegende Dinge zu besorgen."

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