Ganztagsangebote Auch das Erzbistum zahlte für Ako-pro-Seminar

BAD GODESBERG · Der des Betrugs in besonders schwerem Fall angeklagte ehemalige Leiter des Ako-pro-Seminars hat für sein Nachmittagsprogramm auf dem Gelände des Aloisiuskollegs (Ako) jahrelang auch Fördergelder des Erzbistums Köln erhalten. Seit Ende der 1990er Jahre bis 2008 seien jährlich je 15 000 Euro aus den erzbischöflichen Kassen geflossen, 2009 und 2010 je 20 000 Euro, erklärte Nele Harbeke. Sprecherin des Erzbistums, auf Anfrage.

Seit gegen den ehemaligen Leiter wegen möglichen Missbrauchs von Schutzbefohlenen ermittelt wurde und sich das Ako Ende 2010 von seinem Mitarbeiter trennte, habe man die Überweisungen storniert. "Das Erzbistum hat Ako-pro-Ganztagsangebote für Schüler des Aloisiuskollegs und des Erzbischöflichen Clara-Fey-Gymnasiums bezuschusst", erläuterte Harbeke den Verwendungszweck der Gelder.

Mit dem Clara-Fey-Gymnasium hat das Ako im schulischen Bereich eine Kooperation in der Oberstufe. In den mindestens elf Förderjahren dürften also mindestens 190.000 Euro aus Köln an die ehemalige Ako-pro-Leitung geflossen sein.

Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Bonn aktuell Klage gegen den 54-Jährigen wegen Betrugs in besonders schwerem Fall zum Schaden der Stadt erhoben. Es geht um mehr als 165.000 Euro Fördergelder, die in den nicht verjährten Jahren 2006 bis 2010 für eine Offene-Tür-Einrichtung gezahlt wurden, die wiederum laut Staatsanwaltschaft nur auf dem Papier bestand. Ako-pro hat der Stadt schon 38.000 Euro für von seinem Ex-Leiter zu Unrecht eingeholte Fördergelder für Einzelmaßnahmen zurückgezahlt, hat aber Einspruch gegen die Forderung von 165 000 Euro erhoben.

Der Verein selbst hat wiederum in einem anderen Verfahren von seinem Ex-Mitarbeiter 23.000 Euro zurückgeklagt. Ako-pro hat sich inzwischen neu aufgestellt. Die freie Trägerschaft der Jugendhilfe hat die Stadt dem Verein aber trotzdem entzogen. Man gehe davon aus, dass die seit Ende der 90er Jahre bis 2010 geflossenen Gelder des Bistums für Ako-pro nicht veruntreut worden seien, und warte ab, was das Verfahren der Staatsanwaltschaft ergebe, erklärte Harbeke.

Die Gruppe von Missbrauch Betroffener am Ako, der Eckige Tisch, fragt in einer Presseerklärung, wo die besagten gut 165.000 Euro städtischer Fördergelder geblieben sind. "Wir fordern das Ako erneut auf, das Finanzgebaren für die letzten Jahrzehnte sowie seine Spender offenzulegen", schreibt Geschäftsführer Heiko Schnitzler. Es müsse endlich eine unabhängige Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Ako und Ako-pro geben.

Ako-Rektor Pater Johannes Siebner bestätigte auf GA-Anfrage, dass das Erzbistum die Arbeit des Ako-pro für die genannten Zwecke tatsächlich bis 2010 unterstützt habe. "Das Geld wurde als eine Art Sockelfinanzierung der vielfältigen Angebote verwandt, also für Sach- und Betriebskosten einerseits und als Beteiligung an den Personalkosten des Aloisiuskollegs andererseits." Eine Anfrage des General-Anzeigers, zu den neuerlichen Vorwürfen Stellung zu beziehen, ließ der 54-Jährige bis gestern Abend unbeantwortet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort