Begabte Schüler Auch das Üben ist eine Kunst

BAD GODESBERG · Üben, üben, üben: jeder hat seine Erfahrung mit dem Thema gemacht. Hierfür oder dafür musste man mal mehr, mal weniger üben. Doch die am Samstag zum Seminar "Üben - eine Kunst" in der Musikschule Bonn versammelten jungen und erwachsenen Musiker wissen weitaus besser als andere, wovon sie reden, wenn von Üben die Rede ist.

 Der Workshop vermittelte begabten Musikschülern verschiedene Übungstechniken.

Der Workshop vermittelte begabten Musikschülern verschiedene Übungstechniken.

Foto: Nicolas Ottersbach

Im gut besuchten Saal herrschte Einvernehmen, ein Gefühl der Vertrautheit, da sie alle viel Erfahrungen mit dem "Üben" haben, diese Erfahrung meist aber für sich alleine machen, sich bei dieser Gelegenheit jedoch unter der souveränen Führung des Musikerziehers Michael Dartsch austauschen konnten.

Schnell machte der Seminarleiter Professor Michael Dartsch klar, dass Üben immer hilfreich ist: "Jegliche Art des Übens ist besser als nicht zu üben". Doch die Vorzüge eines reflektierten und kritischen Übens lägen auf der Hand, und die Teilnehmer an diese Art des Übens heranzuführen, war das Ziel des Workshops.

Für ein gelungenes Üben sei allein schon die Schaffung einer geeigneten Umgebung wichtig, wobei Raumtemperatur, Lichtverhältnisse, und natürlich auch ausreichend frische Luft wichtig seien. Viel Raum nahm auch die Frage nach den Gedanken ein, die dem Übenden durch den Kopf gehen würden.

Eine junge Frau bemerkte, dass sie an die Kinder, an das Kochen, das Einkaufen denken müsse. Dies fand allgemeine Sympathie, doch weniger akademische Zustimmung. Man solle sich Fragen nach der Technik, der Klangfarbe, der Dynamik, dem Tempo, der Intonation, dem Ausdruck, dem Körper und der Haltung stellen.

Um die Wirkung dieser Fragen zu veranschaulichen, spielte Simon (13) ein Stück auf der Geige, während ihm Jakob (9) Zettel mit Fragenhinhielt. Die Teilnehmerrunde konnte die Fragen nicht sehen, sollte jedoch an Simons Spiel erkennen, welche gerade gestellt worden war.

Erstaunlicherweise rieten es die meisten. Entweder wurde die Intonation stärker, die Klangfarbe ausgeprägter oder der Körper straffte sich. Insbesondere betonte Michael Dartsch die Wichtigkeit, negative und rückwärtsgewandte Gedanken zu vermeiden. An die kommenden Passagen, Übergänge, musikalische Herausforderungen des Stücks und gegebenenfalls auch an den bevorstehenden Auftritt sei zu denken.

Sich Letzteren bildhaft vorzustellen sei unter Umständen ebenfalls sehr hilfreich. Von der Notwendigkeit eines konzentrierten und zielorientierten Übens, von der Aufteilung der Übungszeit, dem ständigen Wiederholen oder doch lieber variationsreichen Üben und noch vielen anderen Aspekten des Übens war die Rede. Es gäbe keine Allgemeinrezepte, betonte Dartsch. Wichtig sei, für sich selbst die beste Übungstechnik und geeignete Übungsbedingungen zu finden.

Eingeladen zu diesem Seminar mit dem Titel "Üben - eine Kunst" hatte die Studienvorbereitende Abteilung/Begabtenförderung der Musikschule. Sie arbeitet mit jungen, begabten Schülern und bereitet diese auf das Studium an einer Musikhochschule vor. In der Regel zwei Mal in der Woche wird den Musikschülern eine gute Ausbildung in zwei Instrumentalfächern, auch Gesang, und eine breite Basis in Gehörbildung und Harmonielehre vermittelt.

Zu den jüngsten Teilnehmern an diesem Workshop gehört Johnny, zehn Jahre alt, dessen Eltern aus China kommen. Seit fünf Jahren spielt er Klavier, übt täglich eine Stunde und nahm bereits am Landeswettbewerb NRW "Jugend musiziert" teil.

Michael Dartsch, Professor an der Musikschule des Saarlandes, der das Seminar unterhaltsam und unter Einbindung aller Anwesenden leitete, wird nicht müde zu betonen, dass die Literatur viele Ratschläge bietet, diese jedoch stets vom Einzelnen auf seine eigene Person hin zu hinterfragen seien.

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