Spitzel-Vorwürfe gegen Ditib-Imame Auch in Bonn wurde eine Moschee durchsucht

Düsseldorf · Im Zusammenhang der Spitzel-Vorwürfe gegen Ditib-Imame überprüfen Polizisten im Auftrag des Generalbundesanwalts am Mittwoch mehrere Wohnungen von Geistlichen in NRW. Auch eine Moschee in Bad Godesberg wurde durchsucht.

Nach den Spitzel-Vorwürfen gegen Ditib-Imame in NRW haben Ermittler am Mittwochmorgen eine Durchsuchungsaktion gestartet. Im Auftrag des Generalbundesanwalts durchsuchen Polizisten nach Informationen von „Spiegel Online“ vier Wohnungen von Geistlichen in NRW und Rheinland-Pfalz – auch in Bonn. Aus Sicherheitskreisen wurde der Deutschen Presse-Agentur bestätigt, dass es eine Durchsuchungsaktion im Zusammenhang mit den Spitzel-Vorwürfen gibt.

Nach GA-Informationen wurde die Fatih-Moschee an der Koblenzer Straße in Bad Godesberg durchsucht. Der betreffende Imam soll dort aber von den Ermittlern nicht angetroffen worden sein.

Mindestens 13 Imame der türkisch-islamischen Union Ditib sollen aus Nordrhein-Westfalen nach bisherigen Erkenntnissen des NRW-Verfassungsschutzes Gülen-Anhänger an Ankara gemeldet haben. Es seien die Namen von 33 bespitzelten Personen und elf Institutionen aus dem Bildungsbereich an die staatliche türkische Religionsbehörde Diyanet geliefert worden, hatte NRW-Verfassungsschutzpräsident Burkhard Freier vor einer Woche im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags gesagt. Für die Berichte an Ankara hätten auch Imame aus drei rheinland-pfälzischen Moscheegemeinden Informationen gesammelt.

Der in den USA lebende Prediger Fethullah Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind, seine Anhänger werden verfolgt. Die rot-grüne NRW-Regierung verlangt eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe gegen Imame des größten Islam-Dachverbands in Deutschland und fordert eine strikte Trennung von Ankara. Davon macht die Regierung abhängig, ob sie die Zusammenarbeit mit der Ditib fortsetzt.

Gesteuert worden waren die Bespitzelungen dem Verfassungsschutzpräsidenten zufolge offenbar über die Religionsattachés. Die staatliche türkische Religionsbehörde Diyanet habe ihre Bediensteten im September via Verordnung verpflichtet, Aktivitäten von Gruppen wie der Gülen-Bewegung zu melden. Die Religionsattachés hätten diese Order an die Imame der örtlichen Moscheegemeinden weitergegeben.

Die Ditib hatte hingegen erklärt, das Diyanet-Anschreiben habe sich gar nicht an Deutschland und die dortigem Imane gerichtet. Es handele sich um eine „Panne“, die der Verband bedauere. (dpa, ga)

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