Stadthalle in Godesberg Auch Pierre Vogel war beim Vortrag über Salafismus

BAD GODESBERG · Was für ein Zusammentreffen am Freitagabend im Kleinen Saal der Bad Godesberger Stadthalle: Nicht nur Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann, Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa, Ordnungsdezernent Wolfgang Fuchs sowie Volker Trusheim vom Landesinnenministerium waren bei der Informations- und Diskussionsveranstaltung über die radikalislamistische Erscheinungsform des Salafismus zugegen.

Mittendrin: Pierre Vogel, diesmal nicht als Prediger, sondern als Zuhörer bei der Veranstaltung gestern Abend.

Mittendrin: Pierre Vogel, diesmal nicht als Prediger, sondern als Zuhörer bei der Veranstaltung gestern Abend.

Foto: Friese

Auch etwa 100 interessierte Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und jeglicher politischer Couleur wollten sich ihre Ausführungen nicht entgegen lassen. Das i-Tüpfelchen aber dürfte wohl das Erscheinen des islamistischen Laienpredigers Pierre Vogel gewesen sein, der mit einigen Mitstreitern ebenfalls hören wollte, was die Experten über Seinesgleichen zu berichten hatten.

Anlass für die Veranstaltung waren die Straßenschlachten, die sich am 5. Mai rund 200 Gewalttäter aus der salafistischen Szene, angereist aus ganz Deutschland, mit der Polizei geliefert hatten und bei denen 29 Polizisten verletzt wurden, zwei von ihnen durch Messerstiche schwer. Auslöser der von Salafisten geplanten und vorbereiteten Kämpfe war eine Wahlkampfkundgebung der Partei Pro NRW gewesen, deren Vertreter gestern ebenfalls zugegen waren.

"Hinterher ist man immer klüger", sagte Ursula Brohl-Sowa, als Moderator Wolfgang Zimmer das Einsatzkonzept kritisch hinterfragte. Mit derartiger Gewalt sei schlichtweg nicht gerechnet worden. OB Nimptsch kündigte an, dass der gestrigen Veranstaltung weitere folgen sollen. Er nannte die klare Ablehnung von Gewalt und eine kritische Rezeption des Islam durch Muslime als Basis einer friedlichen Zukunft. Volker Trusheim bezifferte die Zahl der Salafisten in NRW auf 500, Tendenz deutlich steigend. Ihr Ziel sei die notfalls gewaltsame Errichtung eines Gottesstaates. Problematisch nannte er nicht nur das Gewaltpotenzial, sondern auch die Entstehung einer derartigen Parallelgesellschaft.

Nicht nur witterungsbedingt war die Diskussion zeitweise recht aufgeheizt und emotional. Doch wenn sich auch mancher offenbar von den Wortbeiträgen eines anderen angegriffen fühlte, und die Kultur der Meinungsfreiheit ein ums andere Mal ins Wanken zu geraten drohte, so verlief der Abend insgesamt friedlich. Was so auch gut war: Die Polizei hatte die sicherlich nicht ganz unproblematische Veranstaltung zwar aufmerksam im Blick - ein stärkeres Aufgebot, das notfalls eine Saalschlacht oder Schlimmeres hätte verhindern können, war rings um die Stadthalle jedoch nicht zu sehen.

Einzig drei junge Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes zeigten im Saal Präsenz. Ihr Wirken blieb aber darauf beschränkt, eine Vertreterin von Pro NRW aus dem Saal zu geleiten. Dass sie dort einen Stein, der am 5. Mai in Lannesdorf in ihre Richtung geflogen war, als Beweisstück in die Höhe hielt, hatte nicht unbedingt zur Versachlichung der Debatte beigetragen; die Dame wurde von der Veranstaltung ausgeschlossen.

Pierre Vogel, der sich drinnen übrigens nicht zu Wort gemeldet hatte, stritt sich dann vor der Tür noch ein wenig mit einigen Teilnehmern. Dass auch er vor dem 5. Mai zur Gewalt aufgerufen habe, stritt der ehemalige Boxer aus Frechen gestern entschieden ab. Doch da zerstreute sich der illustre Kreis bereits.

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