Unwetter in der Region Auf den Straßen in Mehlem stapelt sich Hausrat
MEHLEM · Nach der Überschwemmung vom Wochenende putzen die Mehlemer ihre Keller und Wohnungen. Viele Geschäfte sind geschlossen.
Mit zusammengepressten Lippen und verschränkten Armen sitzt Jürgen Plogmann, Inhaber des Kiosks und Postshops an der Mainzer Straße, auf einem Barhocker am Türeingang.
Hinter ihm: die pure Verwüstung. Herausgerissene Regale, lose Kabel, Schlammreste. "Wenn die Versicherung das nicht bezahlt, stehen wir vor dem Ruin", sagt der Familienvater, der ein frisch gebautes Haus in Niederbachem abzuzahlen hat.
Es ist eine Naturkatastrophe, die so noch niemand im Viertel erlebt hat. In wenigen Minuten schwoll am Samstag der Mehlemer Bach zum reißenden Fluss an und überflutete zahlreiche Keller und Wohnungen im Karree zwischen Mainzer Straße und Rheinufer.
Die Situation Dienstagmittag: Das Wasser ist weg, und auch den Großteil der zerstörten Möbel und Elektrogeräte hat die Stadtreinigung abgeholt. Doch die Putz- und Aufräumarbeiten in den Wohnungen und Geschäftsräumen dauern an. Im ganzen Karree laufen Trockengeräte auf vollen Touren, überall wringen Menschen mit matschverkrusteten Hemden Wischtücher aus.
Firmenwagen von Installateuren, Hausmeisterdiensten und Handwerkern parken am Straßenrand. Auch die Stadt ist mit zahlreichen Helfern vertreten. Viele Geschäfte haben wegen der Wasserschäden geschlossen. Und überall die bange Frage: Wird das die Versicherung übernehmen?
Besonders die Häuser, die tiefer liegen als der Straßenverlauf, sind schwer beschädigt. So wie das Haus von Astrid und Hans-Heinrich Brodziak. Hinter ihrem Haus rauschte das Wasser über die Brombeerhecken hinweg in ihre Einfahrt und den Keller. "Hier war früher das alte Bett des Mehlemer Baches", sagt Astrid Brodziak.
Eine Nachbarin hatte gerade noch rechtzeitig angerufen, so dass ihr Mann den Wagen aus der Einfahrt fahren konnte. Minuten später stand alles unter Wasser. Bei den Nachbarn haben die Wassermassen eine Eisentür aufgesprengt.
Seit Samstag haben Brodziaks keinen Strom mehr. Sie sind nicht die einzigen. "Bei Hochwasser kann man sich noch vorbereiten. Man informiert sich über die Pegelstände. Aber das hier hat ja niemand erwartet", sagt eine Mehlemerin, die weiter Richtung Rhein in der Rüdigerstraße wohnt.
Für die vielen Helfer und Nachbarn finden die Flutopfer nur gute Worte. "Es haben so viele mit angepackt und haben uns mit Kaffee, Kuchen und Mittagessen versorgt. Das ist wirklich toll, wie die Nachbarschaft zusammenhält", sagt Astrid Brodziak.
Auch die regionalen Banken werden helfen: Auf Initiative von Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann haben sich Sparkasse, Volksbank und VR Bank Bonn bereit erklärt, Sonderkreditmittel zu günstigen Konditionen bereitzustellen.