Generationenquartier in Pennenfeld Auf der Suche nach dem Wir-Gefühl

Pennenfeld · NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat am Donnerstag das Pilotprojekt „Generationengerechtes Wohnen im Quartier“ besucht, das mit Hilfe des Quartiersmanagements in Pennenfeld das Zusammenleben der Menschen stärken soll.

 Noch gibt es im Quartier viel zu tun: NRW-Ministerin Barbara Steffens (Mitte) ist zu Besuch in Pennenfeld, wo ein Pilotprojekt das Zusammenleben der Menschen stärken soll.

Noch gibt es im Quartier viel zu tun: NRW-Ministerin Barbara Steffens (Mitte) ist zu Besuch in Pennenfeld, wo ein Pilotprojekt das Zusammenleben der Menschen stärken soll.

Foto: Ronald Friese

„Als Land verstehen wir uns als Drehscheibe bei der Entwicklung von Quartieren“, sagte Steffens. Gewonnene Eindrücke des Pennenfelder Vorzeigeprojekts wolle sie mitnehmen und an andere Städte weitergeben. „Abschreiben ist hier ausdrücklich erlaubt und erwünscht“, sagte die Ministerin.

Pennenfeld ist zum Schauplatz eines Feldversuchs geworden. Der Stadtteil sucht nach Wegen, das Wir-Gefühl zu stärken. Das vom Land geförderte Projekt „Generationengerechtes Wohnen im Quartier“ erforscht, wie die 3700 Bewohner des durchmischten Viertels in Zukunft miteinander leben und auskommen können. „Mein Eindruck ist, dass das Wir-Gefühl hier noch nicht sehr stark ausgeprägt ist“, sagte Laura Krebs von der Caritas, die als Sozialarbeiterin für Kinder, Jugendliche und Familien zuständig ist. Sie sehe nach dem ersten Projektjahr aber auch Fortschritte. So seien durch gemeinsame Sportveranstaltungen die Konflikte zwischen Schüler- und Jugendgruppen eingedämmt worden. Gezielt werde außerdem mit Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gearbeitet, um sie für soziale und berufliche Integration zu erreichen.

Vor dem Berlin-Umzug der Regierung hatte Pennenfeld eine homogenere Struktur. Vorwiegend Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes hätten dort gewohnt, sagte Vizebürgermeisterin Hillevi Burmester. Das hat sich geändert. Heute verlaufen dort die Trennlinien zwischen Jung und Alt, Migranten und Deutschen. Der Stadtteil hat laut den Projektpartnern einen Migrantenanteil von 40 Prozent. Etwa jeder vierte Einwohner beziehe staatliche Unterstützung. 90 Flüchtlinge wohnten dort, im September sollen im Bereich B9/Albertus-Magnus-Straße 250 weitere Flüchtlinge unterkommen. Sozialer Sprengstoff ist damit nicht ausgeschlossen. Als Wohnungsbaugesellschaft stellt die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG (Vebowag) den Quartiersmanager Frank Wilbertz für das Projekt. Pennenfeld fehle es an gewachsenen Strukturen und Vereinen, wie es sie etwa in Friesdorf oder Mehlem gebe, sagte er. „Ich denke, ein Wir-Gefühl ist in Pennenfeld schon irgendwie da“, so Wilbertz. „Aber es ist kein Platz, es auszuleben.“ Dafür wünscht sich der Quartiersmanager einen zentralen Ort, etwa an der Max-Planck-Straße/Ecke Albertus-Magnus-Straße, und einen Investor, der die Umgestaltung bezahlt.

Die Vebowag besitzt 780 Wohnungen in dem Quartier. Im Rahmen des Projekts macht sie Wohnungen barrierefrei, sorgt für eine verbindende Farbgestaltung der Häuser und baut Gemeinschaftsplätze wie einen Sportpark für Senioren und einen Naturgarten. In einem Haus in der Maidenheadstraße sind zudem eine betreute Wohngemeinschaft für Demenzkranke und ein Gemeinschaftsraum untergebracht. In Letzterem gibt es Spieleabende und ein Repair-Café. Monika Wiessner nimmt regelmäßig an Veranstaltungen teil. Die 69-Jährige lebt seit 20 Jahren in dem Haus und wünscht sich für ihren Ortsteil ein besseres Zusammenleben. Das sagte sie auch mit Blick auf Migranten. „Wir müssen dafür sorgen, dass auch sie hier Angebote nutzen.“

Ministerin Steffens appellierte schließlich dafür, das Engagement zu wecken. „Wir haben unglaublich viele Ressourcen in unseren Städten, und viele Menschen wollen etwas Sinnstiftendes machen“, sagte sie.

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