Manipulierte Geldautomaten in Bad Godesberg Ausspähen, auslesen, abkassieren

BAD GODESBERG · Immer wieder manipulieren Betrüger Geldautomaten. In Godesberg waren unter anderem Kunden der BB-Bank betroffen.

 Skimming: Häufig montieren Täter eine zusätzliche Tastatur auf die vorhandene.

Skimming: Häufig montieren Täter eine zusätzliche Tastatur auf die vorhandene.

Foto: dpa

Wer an Bad Godesberg und Geldautomaten denkt, dem wird zurzeit wohl am ehesten das Wort "Explosion" einfallen. Denn in den vergangenen Wochen haben Unbekannte Automaten am Moltkeplatz, am Akazienweg und an der Drachenburgstraße gesprengt. Doch das ist nicht die einzige Masche, mit der die Kriminellen an Geld kommen.

Cash-Trapping (Bargeldfalle) und Skimming (Abschöpfen) sind Methoden, mit denen sie die Konten ihrer Opfer plündern. Und obwohl die Polizei Bonn rückläufige Zahlen verzeichnet, schlagen die Täter noch zu - so zum Beispiel Anfang des Jahres, und zwar gut 80 Mal in der Bonner Innenstadt.

Oder auch in Bad Godesberg, wo in den vergangenen Wochen mindestens zwei Geldautomaten manipuliert worden sind. Doch was verbirgt sich hinter den englischen Begriffen? Friedhelm Herholz, Leiter des Kommissariats Kriminalprävention/Opferschutz, erklärt die Unterschiede der beiden Maschen und gibt Tipps, wie sich jeder vor den Betrügern schützen kann.

Skimming: Beim Skimming wird der Geldautomat manipuliert. Die Betrüger bringen am Kartenschlitz oder am Türschloss zum Vorraum einen Aufsatz samt Kartenleser an. Schiebt der Kunde seine Karte in den Automaten, werden die Daten ausgelesen, gespeichert und teilweise sogar per Funk an die Täter übertragen. Mithilfe der Technik gelangen sie auch an die Pin ihrer Opfer.

Entweder werden an oder in der Nähe des Automaten Minikameras installiert, die die Eingabe filmen. Teilweise wird diese auch über eine zusätzliche Tastatur, die über das Original geklebt wurde, registriert. Oder die Täter beobachten das Opfer und spähen die Nummer aus. Die Daten werden auf Blankokarten kopiert, dann die Konten an ausländischen Automaten geplündert. Laut Polizei werden an deutschen Geldautomaten die Echtheitsmerkmale auf der Karte geprüft, sodass die Blankokarten in Deutschland nicht eingesetzt werden können.

Ablenken: Teilweise werden vor allem ältere Menschen an Bankautomaten abgelenkt. Die Täter sind meist zu zweit oder dritt unterwegs. Einer spricht die Kunden an, wenn sie am Automaten Geldbetrag und Pin eingegeben haben. Die anderen greifen sich das Geld (nicht die Karte) aus dem Ausgabeschacht und verschwinden.

Cash-Trapping: Betrüger kleben beim Cash-Trapping einen täuschend echten Verschluss über den Geldausgabeschacht, der von innen mit einer Klebefolie versehen wird, erklärt die Polizei. Dadurch bleibe das Geld am Ausgabeschacht kleben. Soll heißen, dass die Scheine weder ausgegeben, noch vom Automaten wieder eingezogen werden. Auf die Funktion der Maschine hat das keinen Einfluss, der Kunde kommt nur nicht an sein abgehobenes Geld, da der Auswurf verschlossen bleibt.

Stattdessen erscheint nach einer Weile der Hinweis auf eine Störung. "Die meisten Kunden verlassen daraufhin die Bank, um ihr Glück an einem anderen Geldautomaten zu versuchen", so die Polizei. Dies beobachtet der Dieb. Er kehrt zum Automaten zurück, entfernt den Verschluss samt der darin klebenden Scheine und verlässt die Bank. Theoretisch ist es laut Polizei für jeden möglich, den Streifen selbst zu entfernen. Aber: Vermutet ein Kunde, dass ein Geldautomat manipuliert wurde, solle er auf jeden Fall nichts entfernen, beim Automaten bleiben und die Bank und/oder die Polizei informieren.

Prävention: Kartennutzer sollten stets die Hand über den Nummernblock halten, wenn die Pin eingetippt wird. Das gilt nicht nur an Geldautomaten, sondern auch in Geschäften oder Tankstellen. Außerdem sollte die Pin-Nummer niemals auf der Karte notiert werden. Auch zum eigenen Schutz: Besteht der Verdacht, dass die Geheimzahl aufgeschrieben worden ist, erstatten einige Banken den ergaunerten Betrag nicht mehr, sagt Herholz. Ein Verdacht besteht zum Beispiel, wenn das Konto kurz nach dem Kartendiebstahl geplündert worden ist. Bei Veränderungen an Automaten - zum Beispiel befinden sich an diesen niemals Prospekthalter oder ähnliches - sollten Bank und Polizei informiert werden. Doch wie stellt man weitere Manipulationen fest? Man sollte an den Automaten ruckeln, rät Herholz. Sitzen Teile locker, ist die Tastatur erhöht, sitzt sie fest oder ist sie nur aufgelegt? Wer ein ungutes Gefühl hat, sollte das Geld am Schalter abheben und direkt einstecken. Oder es sich in einem Nachbarraum aushändigen lassen.

Nach dem Kartendiebstahl: Jede Bankkarte kann unter 116116 gesperrt werden - allerdings nur für EC-Cash, saht Herholz. Das bedeutet, dass lediglich die Transaktionen unmöglich sind, für die die Geheimzahl gebraucht wird. Im Lastschriftverfahren kann die Karte weiterhin eingesetzt werden, da kein direkter Datenabgleich stattfindet. Um das zu erreichen, muss eine Kuno-Sperrung (Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr unter Nutzung nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen) bei der Polizei durchgeführt werden. Dafür benötigt man neben Bankleitzahl und Kontonummer auch die einstellige Kartenfolgenummer. Hinweise auf sie findet man unter anderem auf Kontoauszügen, auch die Bank kann Auskunft über die Kartenfolgenummer erteilen.

Fahndungsfotos: Fotos von Tätern werden oft erst Monate nach der Tat veröffentlicht. Das liegt laut Herholz daran, dass es sich bei Skimming und Cash-Trapping um minder schwere Delikt handelt. Fotos werden nur dann veröffentlicht, wenn andere Maßnahmen nicht zum Täter geführt haben.

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