Humboldt-Stiftung Auswärtiges Amt hält sich mit Standort-Entscheidung zurück

BONN · Sie zählt zu den wichtigsten Wissenschaftseinrichtungen der Bundesrepublik und leistet exzellente Arbeit, was ihr der Wissenschaftsrat am Montag auch bescheinigte hat. Und doch ist die Zukunft der Alexander-von-Humboldt-Stiftung (AvH) ungewiss - zumindest was ihren Standort betrifft.

 Michael Köhl (links), Spitzenforscher auf dem Gebiet der experimentellen Atomphysik, kam über die Humboldt-Stiftung nach Bonn.

Michael Köhl (links), Spitzenforscher auf dem Gebiet der experimentellen Atomphysik, kam über die Humboldt-Stiftung nach Bonn.

Foto: AVH

Der Grund: Der Gebäudekomplex an der Jean-Paul-Straße in Bad Godesberg muss dringend saniert werden. Die Kosten werden auf 10 bis 15 Millionen Euro geschätzt. Das weiß man schon seit etwa zwei Jahren. Seitdem warten die mehr als 200 Mitarbeiter auf eine Entscheidung, wie es weiter gehen soll.

Zunächst machte der Bund seine Sanierungszusage von einer Beteiligung des Landes abhängig - doch die liegt längst vor. Parallel dazu gab das zuständige Ressort, das Auswärtige Amt (AA), eine "Wirtschaftlichkeitsprüfung" in Auftrag. Denn ein Umzug der Stiftung könnte aus Sicht des AA günstiger sein - zumal der Neubau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das zurzeit am Kapelle-Ufer in Berlin errichtet wird, jede Menge Platz bietet.

Der Komplex, der kommendes Jahr bezugsfertig sein soll, ist darauf ausgerichtet, dass darin alle Beschäftigten aus Berlin und Bonn untergebracht werden können. Daneben entsteht das sogenannte Haus der Zukunft, in dem über aktuelle und zukünftige Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung informiert wird. Platz wäre also genug, um mindestens noch eine Wissenschaftseinrichtung an die Spree zu holen.

Auch wenn der Wissenschaftsrat sich indirekt für den Verbleib der AvH in Bonn ausgesprochen hat und die Sanierung des Gebäudebestands empfiehlt, hält sich das AA nach wie vor bedeckt: "Das Auswärtige Amt prüft im Zusammenhang mit der notwendig gewordenen Sanierung des Hauptgebäudes der Alexander-von-Humboldt-Stiftung in Bonn verschiedene Optionen, insbesondere im Hinblick auf ihre Kosten, ihre Wirtschaftlichkeit und ihre internationale Außenwirkung", sagte eine Sprecherin auf GA-Anfrage. "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen und kann erst von der neuen Bundesregierung im Zusammenhang mit der Haushaltsaufstellung 2014 vorgenommen werden."

Die Wissenschaftsregion Bonn sei für die Humboldt-Stiftung von besonderer Bedeutung, sagte AvH-Generalsekretär Enno Aufderheide. "Wir sind eine international tätige Organisation, die ihre Aufgaben von hier aus hervorragend wahrnehmen kann. Unser Standort im Villenviertel von Bad Godesberg ist ein echtes Markenzeichen in unserem internationalen Netzwerk. Hinzu kommt, dass wichtige Abteilungen des Forschungsministeriums in Bonn sitzen."

Acht der zehn großen deutschen Wissenschaftsorganisationen seien nicht in Berlin ansässig, allein fünf fänden sich in der Region Köln und Bonn. "Viele unserer engsten Partner sitzen hier," so Aufderheide - etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). "Ein Umzug nach Berlin wäre für uns eher ein Nachteil."

"Ein Wegzug der Humboldt-Stiftung wäre für Bonn ein großer Verlust", sagte gestern Angelica Maria Kappel, Vorsitzende des Bonner Ausschusses für Internationales und Wissenschaft. "Die Befürchtung, das Auswärtige Amt könnte sie nach Berlin holen, stehen schon lange im Raum. Das dürfen wir nicht zulassen." Das Düsseldorfer Wissenschaftsministerium verweist auf die Entscheidungshoheit der Stifter, also den Bund. Aber: "Wir sind froh, dass die Humboldt-Stiftung in der Wissenschaftsstadt Bonn beheimatet ist. Wir setzen alles daran, dass es so bleibt", so eine Sprecherin des Ministeriums.

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