"Bei mir selbst und anderswo" Autorin Astrid Kolter stellt Lyrikband in Leipzig vor
BAD GODESBERG · Die Bad Godesberger Autorin Astrid Kolter stellt am Wochenende ihren ersten Lyrikband auf der Leipziger Buchmesse vor.
Das kann nicht jeder für sich und sein Leben sagen: "Ich bin angekommen". Bedenken? Ja doch, als kleines Mädchen habe sie gedacht: "Wenn das alles ist - wie langweilig", schreibt Astrid Kolter in ihrem ersten Gedichtband "Bei mir selbst und anderswo". Und doch: "Ach was, ganz egal, die Sonne kitzelt mich am Zeh."
Berstend vor Kraft scheint die Autorin aus Friesdorf zu sein, prall und turbulent erscheint ihr das Leben, wie der selbstbewusste Strich und die leuchtenden Farben der dem Band zugegebenen eigenen Bilder es widerspiegeln. Dieselbe Frau hat aber auch "einen schweren Rucksack mitbekommen", kommt dann im Gedicht, "ich bin nicht an ihm zerbrochen, aber froh, ihn zu haben". Im Klartext: Astrid Kolter ist seit Geburt contergangeschädigt. Später kam eine Lähmung hinzu.
Und diese Frau fühlt "sieben Leben und noch mehr" in sich und beschreibt und malt sie alle in kraftvollem Stil. "Die Welt anzufassen und zu begreifen in Sprache" versuche sie in ihren Gedichten, antwortet Kolter auf eine GA-Frage. Sprache sei ein wunderbares Instrument, die Welt zu erfassen. "Lyrik bedeutet für mich gelebtes Leben mit allen Höhen und Tiefen. Sprache ist emotional. Es gibt fröhliche, traurige, gefühlvolle, zornige, aber auch hin- und hergerissene Momentaufnahmen."
Sie habe sich einen Synergieeffekt zueigen gemacht, meint die 52-Jährige. "Ich lebe, um zu arbeiten, und ich arbeite, um zu leben, dabei gibt es viel Freiraum. Das Ende bleibt offen." Die zweifache Mutter ist selbstständige Finanzberaterin und hat sich auch nach dem gesundheitlichen Tief mit eiserner Disziplin und viel Humor ihren Platz im Leben zurückerobert.
Jetzt ist sie mit ihrer ersten Publikation auch auf der Leipziger Buchmesse präsent. Die Gedichte und Bilder aus allen Jahrzehnten ihres Erwachsenenlebens spiegeln Orte, Zeiten, Geschichten, Landschaften, magische Momente und vor allem immer wieder Menschen. "Der Lyrikband fühlt sich gut an mit dem kleinen altmodischen Einband, und er riecht gut nach Druckerschwärze", erzählt Kolter. Im Engelsdorfer Verlag habe sie die Freiheit gefunden, die sie sich vorgestellt hatte.
"Andererseits fühle ich mich schutzlos mit meinen Gedichten, da jetzt jeder Leser Einblicke in entlegene Winkel meiner Persönlichkeit erhalten kann. Mal gucken, was das mit mir macht", sagt die Frau mit den sieben Leben. Sie schreibe und male übrigens nicht auf Knopfdruck. Ihr lyrisches Ich habe auch mal "Hänger". Aber es gebe immer wieder "Momente der Achtsamkeit, die muss man einholen".
Im Handel erhältlich: Astrid Kolter, "Bei mir selbst und anderswo", Leipzig 2015, 9,90 Euro.