Ehrenamt in Bad Godesberg Albrecht von Cossel war 20 Jahre lang Vorstand des Hospizvereins

Bad Godesberg · Albrecht von Cossel übernahm den Vorstand des Bonner Hospizvereins in den 90er Jahren und half in dieser Zeit, den Verein aufzubauen. Er war außerdem der Generalsekretär des Johanniterordens.

 Gitta Lampersbach ist seit den Anfängen im Vorstand des Hospizvereins. Albrecht von Cossel kam 1996 hinzu.

Gitta Lampersbach ist seit den Anfängen im Vorstand des Hospizvereins. Albrecht von Cossel kam 1996 hinzu.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Wie Albrecht von Cossel vor 20 Jahren zum Vorsitz im Hospizverein Bonn kam? Der 95-Jährige lächelt verschmitzt. Sein Vorgänger Karl Erich Diedrichs, ein Generalleutnant a.D., habe gesagt: „Albrecht, Du musst mein Amt übernehmen. Ich kann das nicht mehr“, sagt von Cossel und fügt trocken hinzu: „Da habe ich mich eben gefügt. Ich habe ja nicht gewusst, was auf mich zukam.“

Bis 2007 stand er dem 1996 gegründeten Verein vor. Heute ist der 1. Vorsitzende Peter Schneemelcher. Der promovierte Jurist von Cossel war keineswegs der Typ, der vor dem Freund aus der Bundeswehr einknicken musste: Von Cossel hatte selbst eine Karriere als Generalsekretär des Johanniterordens hinter sich. Danach war er ehrenamtlicher Geschäftsführer des Bundesverbands der Grünen Damen und Herren.

Der Vorsitz im Hospizverein fügte sich also in die Reihe verantwortungsvoller Ehrenämter prima ein. Von Cossel lächelt. Der Verein ist im gesamten linksrheinischen Bonn und Wachtberg aktiv. „Wir wollten in den 1990er Jahren die Hospizidee der Engländerin Cicely Saunders endlich auch nach Bonn bringen. Wir wollten auch hier Begleitung für Sterbende und ihre Angehörigen einrichten,“ sagt der Mann, der 1924 in Hinterpommern geboren wurde. Für den Rückblick hat er sich Gitta Lampersbach an die Seite geholt. Die ehemalige Ministerialdirektorin im Arbeitsministerium, seit Beginn im Vereinsvorstand, sagt: „Albrecht von Cossel war mit Joachim von Roebel der Impulsgeber. Und dann haben sie Karl Erich Diedrichs und Hannelise Langmann dazugeholt.“ Diese Ärztin sei „eine sehr gestandene Dame“ und Fachfrau gewesen, sagt von Cossel.

Zu den ersten acht Mitgliedern gehörten dann auch Susanne Gundelach, Hans Borgiel sowie Ursula und Hans-Ferdinand Hanstein. Von Cossel stieg später ein: im Vorsitz. Zuerst habe man sich sachkundig machen müssen, wie man ehrenamtliche Hospizarbeit überhaupt aufziehen konnte, sagen beide. Doch schon bald sei der erste Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter an den Start gegangen. Gut zehn Freiwillige, zumeist Frauen, wurden ausgebildet, zu Sterbenden in die Haushalte zu gehen. Von Cossel klärte die rechtlichen Rahmenbedingungen und stellte eine hauptamtliche Koordinatorin ein. „Anfangs hatten wir kaum Geld. Da mussten wir eben Spenden einwerben“, sagt der 95-Jährige.

Daraufhin habe von Cossel die Gründung von Bonns stationärem Hospiz vorbereitet, führt Lampersbach aus. „Es war uns klar, dass es neben der Begleitung im häuslichen Umfeld auch eine stationäre Einrichtung geben musste: in der nämlich Schwerkranke, die nicht mehr zu Hause versorgt werden konnten, begleitet wurden.“ Zuerst habe er bei der evangelischen Frauenhilfe mit Sitz in Lannesdorf angeklopft, erzählt von Cossel. Da habe aber ein Hospiz nicht platziert werden können. Die Verhandlungen mit den evangelischen Gemeinden Godesbergs, denen damals noch das Waldkrankenhaus gehörte, hätten sich erfreulicher entwickelt. An der heute den Johannitern gehörenden Klinik bot sich ein leerstehendes Schwesternwohnheim als Gebäude an.

Als Startkapital habe dem Verein eine 100 000-DM-Erbschaft zur Verfügung gestanden, erinnert sich von Cossel. Von der Stadt seien 300 000 DM gekommen. Dann habe der Verein auf allen Ebenen weiter gesammelt, sodass es im Mai 2003 zum ersten Spatenstich kam. 1,6 Millionen Euro kostete Bonns erstes Hospiz schließlich. Im September 2005 ging es an den Start. Otto Graf Lambsdorff sagte bei der Einweihung als Schirmherr, bisher habe man einen Hospizplatz immer außerhalb Bonns suchen müssen. Diese Lücke sei nun geschlossen. Und das auch dank der ehrenamtlichen Helfer des Vereins, die den Fachkräften im heutigen Johanniter-Hospiz zur Seite stehen.

Die Koordination im Verein habe 2006 Ines Baltes und danach auch Gudrun Müller übernommen, die heute noch tätig sind, berichtet von Cossel. Der nächste Schritt war 2014 die Einrichtung der Geschäftsstelle in der Junkerstraße. Längst sind die Hospizbegleiter des Vereins vielerorts tätig. „Ich blicke also dankbar auf über 20 erfolgreiche Jahre des Hospizvereins Bonn zurück und bin zuversichtlich, dass wir mit unseren fast 400 Mitgliedern und gut 60 Aktiven in eine gute Zukunft gehen“, resümiert von Cossel, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes. Er sage gerne: „Engagiert Euch. Lasst Euch nicht von weltanschaulichen oder religiösen Bedenken hindern, bei uns mitzumachen.“ Es sei jeder im Hospizverein willkommen.

Kontakt im Netz auf: www.hospizverein-bonn.de

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