Geld für Bässe und aufrechtes Sitzen Bad Godesberger Carillon wird saniert und erweitert
Bad Godesberg · Das Bad Godesberger Carillon wird umfassend saniert und erweitert. Damit dies möglich ist, kam NRW-Ministerin Ina Scharrenbach mit einer Finanzspritze von 102.190 Euro vorbei.
Kurz bevor Ina Scharrenbach mit dem Zuwendungsbescheid für die Sanierung des Carillons im Kurpark eintraf, hörte man schon von Weitem das Glockenspiel. Allerdings hatte Carilloneur Georg Wagner zur Demonstration ein Stück angestimmt, das das Fehlen der Basstöne deutlich hören ließ. Das soll mit der Zuwendung in Höhe von 102.190 Euro, die die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung im Gepäck hatte, bald ein Ende haben. Gleiches gilt für die gebeugte Haltung der Musiker in der Carillon-Kabine.
Ursprünglich ausschließlich als Höhepunkt zur Bundesgartenschau 1979 in Bonn gedacht, sollte das Musikinstrument nach der Ausstellung verschrottet werden. Das verhinderten seinerzeit Engagierte und der damalige Ratsherr und Bezirksvorsteher Norbert Hauser. Sie sicherten die rund sieben Meter hohe Konstruktion, an dessen Fuß eine Glaskabine dem Instrument wie den intonierenden Musikern ein wenig Schutz vor dem Wetter bietet.
Das Carillon sei in die Jahre gekommen, stellte Oberbürgermeisterin Katja Dörner fest. „Nicht nur der Lack ist ab, es bedarf einer umfassenden Sanierung.“ Die für die Förderzusage notwendige Eigenbeteiligung der Stadt von zehn Prozent der Kosten sei bereits im Haushalt berücksichtigt.
Scharrenbach würdigte die Arbeit der um den Erhalt und die Nutzung des Instruments bemühten Engagierten vom Verein Bürger.Bad.Godesberg ebenso wie die der Unterstützer aus der Politik. Dieses Engagement sei für Bonn kennzeichnend und das sei gut so, so die Ministerin. Musik gehöre zum Empfinden von Heimat dazu, „auch die besondere Technik“ des Carillons.
Weil ebendiese Technik mit der Sanierung zusätzliche Töne bekommen soll, sei das Instrument künftig zusätzlich für die junge Generation zur musikalischen Bildung nützlich, fand auch Bezirksbürgermeister Christoph Jansen. Verfügt das Carillon nämlich über Basstöne, so ist auch das gemeinsame Spiel mit anderen Musikern gut realisierbar.
Joachim Schäfer, ehemaliger Vorsitzender Bürger.Bad.Godesberg, erzählte von den Bemühungen der vergangenen Jahre um das 42 Jahre alte, seltene Instrument. Man habe bei der ersten näheren Beschäftigung mit notwendigen Reparaturen die Information gehabt, das Carillon sei schon einmal saniert worden. „Tatsächlich wurde es offenbar nur frisch gestrichen“, so Schäfer. Auf der Suche nach einem passenden Unternehmen, das sich ernsthaft und fachkundig mit einer Sanierung beschäftigen könnte, erlebten man eine Überraschung. „Wir haben festgestellt, dass es das Unternehmen, das das Carillon gebaut hat, in den Niederlanden noch gibt.“
Zwei Überraschungen
Die nächste Überraschung hielt der erste Besuch eines Vertreters des Unternehmens bereit. „Die packten einen Koffer mit den kompletten Konstruktionsplänen aus, da war sogar noch ein Werbezettel von der Bundesgartenschau drin“, sagte Schäfer. Im Herbst soll das Carillon im Kurpark abgebaut und in die Niederlande gebracht werden. „Da wird es fachkundig aufgearbeitet“, so Schäfer. Zusätzlich werden Glocken und Technik für die Basstöne ergänzt.
Eine andere, nicht ganz einfache Aufgabe sei es, einen Schlosser zu finden, der sich mit dem Glassockel beschäftigen kann. Damals habe man nämlich nicht darauf geachtet, dass der Carilloneur nach Möglichkeit beim Musizieren aufrecht sitzen können sollte. Für die beiden Lieder beispielsweise, die Wagner für die Gäste anstimmte, wurde ein Fenster ein Stück geöffnet, damit er wenigstens leidlich gut darinsitzen konnte. „Wir sind zurzeit mit mehreren Schlossern im Gespräch“, so Schäfer. „Die Konstruktion muss vollständig aufgearbeitet werden“, so der ehemalige Vorsitzende.