Bäckerei Maus in Bad Godesberg schließt Die letzten Tage in der Backstube

Bad Godesberg · Noch bis Samstag hat die Bäckerei von Rolf Maus an der Brunnenallee in Bad Godesberg geöffnet. Manche Stammkunden bringen Geschenke für die Mitarbeiter vorbei und auch die ein oder andere Träne fließt.

 Die Stammkunden Kurt und Erika Schönke bringen Geschenke für Verkäuferin Silvia Schmitz-Neuhaus vorbei. Die Eheleute sind seit Ende der 50er Jahre Stammkunden im Geschäft von Rolf Maus.

Die Stammkunden Kurt und Erika Schönke bringen Geschenke für Verkäuferin Silvia Schmitz-Neuhaus vorbei. Die Eheleute sind seit Ende der 50er Jahre Stammkunden im Geschäft von Rolf Maus.

Foto: Axel Vogel

Mit 54 Jahren hat Rolf Maus die erste Bewerbung seines Lebens geschrieben. Ab Sonntag ist er arbeitslos, denn am Samstag macht er seine Bäckerei in der Brunnenallee dicht. Er hat das Geschäft von seinem Vater übernommen. Der Großvater hatte es 1933 eröffnet. Nun endet die Geschichte des Familienbetriebes.

„Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen“, sagt Maus und legt sich in dem Stuhl zurück, der im Büro über der Backstube steht. Er könne nur schwer beschreiben, was ihm durch den Kopf geht. „Die Entscheidung, die ich getroffen habe, war schon richtig“, sagt Maus. „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich besser letztes Jahr schon zugemacht, dann hätte ich dieses Jahr die Kohle nicht verbrannt.“

Schon mit zwölf Jahren hat Maus samstags oder sonntags manchmal in der Backstube gestanden, um sich etwas dazu zu verdienen. 1993 übernahm er den Laden. Nur mit dem Verdienen lief es in letzter Zeit nicht mehr so gut. „Der Kunde hat im Kopf: Ich will fürs Brötchen 40 Cent ausgeben und Feierabend“, sagt Maus. „Das Low-Budget-Denken, was Nahrung anbelangt, ist schwierig.“ Immer weniger Kunden kamen in die Bäckerei. „Bis vor ein paar Jahren hatten wir samstags 2000 Euro in der Kasse, jetzt sind es noch 1200 Euro“, sagt Maus. Seinen Mitarbeitern hat er vor ein paar Monaten gesagt, dass es nicht weitergeht. Vier Verkäufer und drei Bäcker beschäftigt er noch. Einige sind schon lange dabei. Das letzte Mal gemeinsam Weihnachten und Silvester – das sei schon emotional gewesen. „Silvia und ich hatten beide die Augen feucht“, sagt Maus.

Bei einigen Kunden flossen Tränen

Silvia Schmitz-Neuhaus steht an diesem Morgen unten in der Bäckerei, wo wahrscheinlich ein Copyshop einziehen wird. 26 Jahre hat sie für Maus gearbeitet. „Wir haben schon eine starke Kundenbindung“, sagt die 56-Jährige. Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen – alles haben sie mitgemacht. Bei einigen Kunden seien sogar Tränen geflossen. Wie es für sie weitergeht, weiß Schmitz-Neuhaus noch nicht. Maus sagt: „Für meine Mitarbeiter gibt es an jeder Ecke einen Job.“ Er kennt das. Früher hatte er für eine Stelle 20 bis 30 Bewerbungen auf dem Tisch. Heute wolle kaum noch jemand in der Bäckerei arbeiten.

„Dann muss ich das Handwerk wohl selbst lernen“, scherzt ein Kunde. Er holt sich wie immer seine Brötchen. Allerdings gibt es die mit Kümmel, die der 78-Jährige sonst immer nimmt, schon nicht mehr. Weil einige Zutaten fehlen, wird Maus in den letzten Tagen kreativ. Im Lager hat er noch ein paar Mandeln gefunden, also gibt es Milch-Mandel-Stollen. Auch das Baguette mit Mais-Crispies ist eine neue Kreation. „Die Lehrlinge hier hatten einen guten Meister“, sagt der Kunde noch, bevor er mit seinen Brötchen den Laden verlässt. Einen neuen Meister braucht auch Maus. Die Bewerbung hat er an ein Unternehmen geschickt, das „Autos veredelt“. Dort will er in der Buchhaltung anfangen. Das hat er in seinem Laden auch gemacht.

Letzte Frage an Maus: Wo kauft er von nun an in Godesberg seine Brötchen? Da muss er lachen. „Über Frühstück musste ich mir nie Gedanken machen“, sagt er. In der Backstube war immer alles da: Brot, Butter, Aufschnitt. Vielleicht, sagt Maus, gibt es ab jetzt für ihn Müsli.

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