Bauwerk in Bad Godesberg Wie die Michaelskapelle den Himmel auf die Erde holt

Bad Godesberg · Das Erzbistum Köln hat die Michaelskapelle in Bad Godesberg als „Objekt des Monats“ geehrt. Das Bauwerk bietet nicht zuletzt eine architektonische Besonderheit. Der Förderverein erläutert diese in einem neuen Heft.

Die Michaelskapelle in Bad Godesberg steht unterhalb der Godesburg.

Die Michaelskapelle in Bad Godesberg steht unterhalb der Godesburg.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Mit dem Titel „Der Himmel steht offen, oder: Bayern in Bonn“ ist die Godesberger Michaelskapelle kürzlich vom Generalvikariat des Erzbistums Köln als „Objekt des Monats“ geehrt worden. In einer detaillierten Abhandlung lobt Carsten Schmalstieg von der Stabsstelle Erzdiözesanbaumeister den hohen kunsthistorischen Rang des Ende des 17. Jahrhunderts von dem italienischen Baumeister Antonio Riva geschaffenen Kirchleins, das über den Dächern von Godesberg gelegen ist. Der Raum werde hier architektonisch sozusagen nach oben geöffnet und hole gleichsam den Himmel auf die Erde, urteilt Schmalstieg. Auch der Stuckkünstler Giovanni Pietro Castelli habe damit den formalen Bezug zur Münchener Michaelskirche des damaligen Bauherrn der Godesberger Michaelskapelle, des Erzbischofs und Kurfürsten Joseph Clemens von Bayern (1671-1723), hergestellt. Außer hier unterhalb der Godesburg gebe es kein weiteres Zeugnis für diese sakrale kurkölnische Hofkunst des ausgehenden 17. Jahrhunderts, urteilen die Erzdiözesanbaumeister.

Da trifft es sich gut, dass der Förderverein Michaelskapelle, der regelmäßige Führungen durch das katholische Kirchlein anbietet, dieser Tage eine verbesserte Neuauflage seines Kunstheftes zur Kapelle herausgegeben hat. Autor ist Bonns vormaliger Stadtarchivar Norbert Schloßmacher, der auch den Vorsitz des 2009 gegründeten Fördervereins übernommen hat. Er beschreibt die bewegte Geschichte dieser einzigen im Rheinland während des Zweiten Weltkriegs unversehrt gebliebenen Stiftung von Joseph Clemens. Der Verein hat sie in den Jahren 2013 und 2014 grundlegend restaurieren lassen. Und der Autor macht klar, warum man sich überhaupt der im 20. Jahrhundert vorwiegend geschlossenen Kirche wieder annahm: weil 2006 endlich wieder jemand die der Kapelle angeschlossenen Eremitage bezog und sich seither liebevoll um das Gotteshaus kümmert: die dem Servitinnenorden angehörende Eremitin, Schwester Benedicta.

In angenehm lesbarem Stil steigt Schloßmacher dann in die Baubeschreibung der weißverputzten Kapelle ein. Sie besteht aus einem nur zwölf mal acht Meter großen Saalraum mit Fensterachsen und Satteldach sowie einem kleinen Altarraum, der mit einem verschieferten Glockentürmchen bekrönt wird. An der Apsis ortet der Autor sogar noch mittelalterliche Bausubstanz einer Vorgängerkapelle. Schloßmacher geht im Inneren auf die großen Gemälde der Seitenaltäre ebenso ein wie auf die Stuckfelder mit der Andeutung der Sieben Gaben des Heiligen Geists. Er verweilt bei den im 19. Jahrhundert stark übermalten Bildfeldern mit Fresko-Malereien wie bei dem Pietas-Fresko im Gewölbe des Altarraums und bei den blendend weißen Figuren zur Michaelslegende am Hochaltarretabel.

Denn das war ja das Hauptanliegen des Bauherrn Erzbischof Joseph Clemens gewesen, an den über dem Haupteingang sein großes Löwenwappen erinnert: die Verehrung des heiligen Michael, des „Beschützers der göttlichen Ehre.“ Der Erzengel und Schutzpatron ist schon direkt neben der Eingangstür in einer kleinen Statue schwertschwingend und in voller Rüstung, aber auch mit Flügeln ausgestattet, zu betrachten.

Der Kunstführer „Michaelskapelle“ ist über den Förderverein, Burgstr. 45, E-Mail: info@foerderverein-michaelskapelle.de zu erhalten.

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