„Macht etwas aus eurem Leben“ Lanxess-Chef besucht seine alte Schule in Bad Godesberg

Bad Godesberg · 1986 hat Matthias Zachert sein Abitur am Amos-Comenius-Gymnasium in Bad Godesberg gemacht. Nun ist er als Vorstandsvorsitzender eines führenden Spezialchemie-Unternehmens an seine alte Schule zurückgekehrt. Dort ging es um Chemie, Nachhaltigkeit und Russland.

Lanxess-CEO Matthias Zachert ist an seine alte Schule zurückgekehrt, um dort die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu beantworten.

Lanxess-CEO Matthias Zachert ist an seine alte Schule zurückgekehrt, um dort die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu beantworten.

Foto: Maximilian Mühlens

Matthias Zachert steht im hinteren Teil des großen Chemie-Raumes des Amos-Comenius-Gymnasiums. Es ist kurz vor acht Uhr, als am Freitag die letzten Schülerinnen und Schüler aus der Q1 und der EF ihre Plätze einnehmen. Zachert verschränkt die Arme und wippt mit seinem rechten Fuß. Gleich wird er vor die Schülerinnen und Schüler treten.

Zachert ist Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG, einem Kölner Spezialchemie-Konzern. Doch Zachert ist auch ehemaliger Amos-Schüler, sein Abitur hat er dort 1986 gemacht. Der Besuch ist auch mit Erinnerungen verbunden. In dem Raum, in dem nun die Chemie untergebracht ist, war früher mal ein Physik-Raum, weiß der 55-Jährige dem GA später zu berichten.

Die Krawatte bleibt zu Hause

Direkt bei Zachert steht sein Kommunikationschef und ein weiterer Mitarbeiter, der den Besuch fotografisch festhält. Nach einer kurzen Begrüßung durch Lehrkräfte der Schule, schreitet Zachert an seinen heutigen Arbeitsplatz: das Lehrerpult von Raum N29 in der Chemie 2. Der CEO des weltweit tätigen Chemieunternehmens gibt sich betont locker. Die Krawatte hat er zu Hause gelassen. Das Notebook mit der Präsentation bedient er selbst.

Den großformatigen Bildschirm des Smartboards berührt er immer wieder aus Versehen und blättert damit die Präsentation weiter. „So was Tolles haben nicht mal wir“, so der CEO lachend. Die Chemie, so erklärt er, sei etwas Tolles. Die Produkte seines Unternehmens seien nicht nur überall enthalten, sie könnten dadurch auch in diverse Industrien blicken.

Dass er selbst mal später für ein Chemie-Unternehmen arbeiten würde, war lange nicht absehbar. Nach dem Abitur sei er zu Bundeswehr und habe im Anschluss an den damaligen Wehrdienst eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Mercedes-Benz gemacht. „Danach habe ich dann studiert“, so Zachert. Sein Fach: Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Finanzen und internationales Management.

Wieder blickt er durch den Raum und sagt: „Hier im Raum ist alles voller Chemie.“ Er verweist auf rote Knöpfe: „Das wird Kunststoff sein.“ Dann nimmt er sein Smartphone in die Hand und zeigt es den Schülern. In den Geräten sei ein Flammschutz verbaut, damit sie beim Betrieb kein Feuer fangen. „Diesen Flammschutz stellen wir her“, so Zachert.

Lanxess-CEO hat 450 Liter Sprit eingespart

Als er eine Folie präsentiert, die eine Weltkarte und die vielen Standorte seines Unternehmens zeigt, sagt er lachend, dass das Fliegen nicht seins sei. „Ich fliege nur, wenn ich wirklich muss. Meistens nach Asien oder Amerika“, so der 55-Jährige.

Er versuche zu Hause im Rheinland, so viel es geht, mit dem Fahrrad zu fahren. „Im vergangenen Jahr konnte ich so 450 Liter Sprit einsparen – das ist schon eine Menge.“ Die E-Mobilität werde in den nächsten Jahren ein immer wichtigeres Thema. Und auch bei diesem Thema gelte: „Ohne Chemie geht die Elektromobilität nicht auf“, so Zachert. Schließlich bestehe eine Batterie aus Chemie. Dabei warnte er zugleich, dass das Recycling solcher Batterien ein wichtiges Thema sei, die Politik habe dieses aber noch nicht richtig im Blickfeld.

Die Schülerinnen und Schüler folgen dem CEO nicht nur gespannt, sondern haben auch jede Menge Frage im Gepäck: Größtenteils Fragen zur Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Russland. Einer Schülerin ist auf der von Zachert gezeigten Karte aufgefallen, dass sein Unternehmen auch in Russland aktiv sei, wie das denn beim Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sein kann, möchte sie wissen.

Zachert und sein Kommunikationschef tauschen schnelle Blicke aus. „Die Karte ist vier Tage alt“, entschuldigt sich der Pressesprecher. Seit drei Tagen habe Lanxess allerdings keine Dependance mehr in Russland – alles sei verkauft. Schon lange sei dort nicht mehr produziert worden. Zachert sei mit seinen vier Kindern gerade im Ski-Urlaub gewesen, als er von dem Krieg erfuhr. „Innerhalb von sechs Stunden habe ich den Krisenstab zusammengerufen“, so Zachert. Wenige Tage später wurden die Geschäfte eingestellt.

Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Digitalisierung

Dass in den nächsten zehn bis 15 Jahren Wasserstoff in Deutschland und Europa ein neuer Energieträger sein wird, ist sich Zachert sicher. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass die Wasserstoff-Herstellung energieaufwendig und kostspielig sei.

Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, appelliert er daran, dass diese global geschehen müsse. Deutschland würde nur zu 1,6 Prozent zu den weltweiten Emissionen beitragen. Dies würde unter anderem an den modernen Produktionsanlagen und hohen Standards liegen. „Mein Wunsch ist, dass wir auch China und Amerika ins Boot holen können“, so der CEO. China sei für bis zu 33 Prozent der Emissionen verantwortlich. Daher sei es auch wichtig, dass keine Industrien aus Deutschland abwandern. Denn diese würden später woanders zu anderen Bedingungen die Produkte herstellen – was gegen die Nachhaltigkeitsprinzipien spreche.

Die Gefahr, dass die zunehmende Digitalisierung Arbeitsplätze verdrängen könnte, sieht Zachert zumindest für sein Unternehmen nicht. In den vergangenen Jahren sei Lanxess immer mehr digitalisiert worden, weniger Mitarbeiter hätte es dadurch nicht gegeben.

Am Ende hofft CEO Zachert, dass er durch seinen Besuch die Schülerschaft für die Chemie begeistern konnte und gibt ihnen mit auf dem Weg: „Macht etwas aus eurem Leben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort