Schulaula ist keine Alternative Schließung der Godesberger Stadthalle trifft Vereine hart
Bad Godesberg · Die Schließung der Bad Godesberger Stadthalle stellt die Vereine vor große organisatorische Probleme. Die Stadt nennt Schulaulen als Ausweichmöglichkeit. Zumindest für die Karnevalisten ist das keine Alternative.
Dass die Stadthalle derzeit gesperrt ist, trifft Vereine und Bürger hart. Denn wo sollen aktuell Proklamation, Prunksitzungen oder Tagungen stattfinden? Eine Möglichkeit wären Hotels, eine andere Schulen, so die Stadt. Doch ob diese eine echte Alternative darstellen, ist die Frage.
Der einsturzgefährdete Große Saal muss vermutlich abgerissen werden. Sollte ein zweites Gutachten die erste Expertise bestätigen, wird sich außerdem entscheiden, ob der Rest der Stadthalle ebenfalls niedergelegt werden muss. Derweil prüft die Stadt, ob die Nebengebäude wie Trinkpavillon oder Karajan-Bau in absehbarer Zeit wieder öffnen können. Sie gelten nicht als einsturzgefährdet, bilden aber mit dem Rest der Halle laut Städtischem Gebäudemanagment (SGB) eine technische Einheit.
Das gelte nur bedingt, sagt Joachim Schäfer, Vorsitzender des Vereins Bürger.Bad.Godesberg, der den Trinkpavillon nutzt. Lediglich die Heizung sei an die Stadthalle angeschlossen, „Wasser- und Stromversorgung sind autark“. Das SGB habe ihm mitgeteilt, dass derzeit geprüft werde, „ob und inwieweit eine autarke Versorgung des Trinkpavillons technisch und wirtschaftlich möglich ist“, zitiert Schäfer aus einer E-Mail. So werde es wohl noch „ein paar Wochen dauern, bis klar ist, ob der Pavillon wieder öffnen kann“, habe es seitens des SGB geheißen. Bleibt die Halle geschlossen, wäre das ein Problem für den Verein. „Er hängt mit dem Trinkpavillon zusammen.“
Problematisch ist die Situation auch für den Bridge- und den Schachclub. Beide waren zwar am Dienstag nicht erreichbar, hatten aber schon in der Vergangenheit darauf hingewiesen, wie wichtig die Trinkpavillon und Karajan-Bau für ihre Vereine sind.
Für die Proklamation des Bad Godesberger Prinzenpaares mit circa 700 Besuchern komme als bestehendes Ausweichquartier lediglich das Maritim-Hotel infrage, so Festausschuss-Präsident Armin Weins. Er befürwortet daher die Idee, ein Zelt auf der Rigal’schen Wiese (oder anderswo im Stadtbezirk) aufzustellen, „wobei die Nachbarschaft wegen eventueller Lärmbelästigungen mitspielen müsste“. Auch an die Schallproblematik müsse daher frühzeitig gedacht werden.
Ob die Proklamation Ende November tatsächlich stattfinden kann und falls ja, wo, vermag Weins noch nicht zu sagen. Das liege „nicht nur an der Stadthallen-Ersatz-Thematik, sondern vor allem an der Corona-Pandemie“. Denn noch sei nicht klar, unter welchen Voraussetzungen Veranstaltungen dann durchgeführt werden dürften. Wird es einen Plan B geben? „Überlegungen und Konzepte sind bereits in Arbeit“, so Weins.
Schwierig ist es auch für die Godesberger Stadtsoldaten. Deren Prunksitzung sollte eigentlich in der Stadthalle stattfinden. Die Gründe für deren Schließung seien zwar verständlich, so Vorsitzender Patric Engels. Alternativen aber habe man nicht aufgezeigt bekommen. „Eine katastrophale Situation“, so der Stadtsoldaten-Chef. Vor allem in Zeiten von Corona, in denen ohnehin nicht sicher sei, ob und wenn ja wie gefeiert werden könne, ob es sich lohne, Festschriften, Orden und Co. zu produzieren.
Schulen seien „aus Kosten- und organisatorischen Gründen“ keine echte Alternative, das habe man in der Vergangenheit bei der Mädchensitzung gesehen. Diese hatte im Schulzentrum Pennenfeld stattgefunden hat und ist mittlerweile Geschichte. „Wir benötigen für eine erfolgreiche Sitzung in solch einem Rahmen circa 1 000 Besucher, um die Kosten zu decken.“ Einen solchen Raum sehe er in Bad Godesberg nicht, betonte Engels. Anders sehe es mit einem Zelt aus, das ungefähr vier Wochen vor Karneval aufgestellt werden müsste. Und in dem dann alle Veranstaltungen stattfinden sollten. „Nur so kann ich mir eine Finanzierung vorstellen.“ Und wie sieht es mit Hotels aus? Engels winkt ab. Die Buchungen seien bereits seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren fixiert. „Ein Ausweichen haben wir bereits im Frühjahr geprüft. Leider ohne Erfolg“, so der Stadtsoldaten-Chef.
In Bad Godesberg hat das Schuldezernat fünf Schulen genannt (Elisabeth-Selbert-Gesamtschule, Nicolaus-Cusanus- und Konrad-Adenauer-Gymnasium sowie das Friedrich-List-Berufskolleg und das Schulzentrum Pennenfeld), hinzu kommt das Friedrich-Ebert-Gymnasium, das zwar im Stadtbezirk Bonn, aber „direkt an der Grenze liegt“, so Stadtsprecherin Monika Hörig.
Bei Interesse werden die Aulen vermietet. Dort finden, so Hörig, normalerweise rund 200 Personen Platz. Wie viele es unter Corona-Bedingungen seien, könne man nicht pauschal sagen. Darüber hinaus stünden auch andere Bad Godesberger Schulen zur Verfügung, „sofern diese frei sind. Hier müssten die Vereine auf uns zukommen und die Schule und den Termin benennen, damit wir die Belegung des Raumes prüfen können“, erklärt Hörig das Prozedere. Noch sind nicht alle Schulen über die Regelung informiert worden, die Gespräche werden vom SGB dann geführt, wenn ein entsprechender Antrag vorliege.