Bad Godesberg wächst immer weiter

Dennoch ist einstige Diplomatenhochburg einziger Bonner Stadtbezirk mit Sterbeüberschuss

Bad Godesberg wächst immer weiter
Foto: Friese

Bad Godesberg. Der Stadtbezirk Bad Godesberg hat in Sachen Frauenanteil die Nase vorn. Waren 2007 von allen Bonner Bürgern 52,2 Prozent Frauen, toppt Godesberg diesen Wert mit 53 Prozent noch.

Das "aber" von Bonns Chefstatistiker Klaus Kosack folgt jedoch auf dem Fuße: Der an sich gute Wert lasse sich mit dem höheren Altersdurchschnitt in Godesberg erklären. "Denn es liegt ja in der Natur der Sache, dass die Frauen älter werden als die Männer".

Außerdem müssten bei den über Achtzigjährigen noch die Gefallenen der Weltkriege berücksichtigt werden, beziehungsweise der dadurch entstandene Geburtenknick, erklärt Kosack penibel. Im aktuellen Durchschnitt ist der Godesberger 42,9 Jahre alt.

"Damit ist Godesberg der älteste Stadtbezirk", so Kosack. Für ganz Bonn liegt der Altersdurchschnitt bei 40,6 Jahren. Die "Methusalems" hat Kosack in Muffendorf (46,5 Jahre), Heiderhof (46,2) und Alt-Plittersdorf (45,6) ausgemacht. Ausreißer in die andere Richtung ist Lannesdorf - mit 40,5 Jahren ein "junger Stadtteil".

Lannesdorf taucht zusammen mit Pennenfeld noch unter einem anderen Punkt auf Kosacks Liste auf. "Beide liegen im Bonner Durchschnitt, was die Geburtenrate angeht." Godesberg als Ganzes dagegen hat im vergangenen Jahr seine Spitzenposition bei Neugeborenen verloren.

3 146 Kinder kamen in Bonn zur Welt, was einer Geburtenrate von 10,5 (auf 1 000 Einwohner gerechnet) entspricht. Godesberg kann mit 692 neuen Erdenbürgern nur eine Geburtenrate von 9,7 vorweisen. Schlusslicht im südlichen Stadtbezirk ist übrigens das Kurviertel mit 6,3, Spitzenreiter Godesberg-Nord mit 12,2.

Der Bonner Stadtteil Graurheindorf scheint mit einer Geburtenrate von 18,6 uneinholbar vorn zu liegen. Ein eher zweifelhaftes Alleinstellungsmerkmal darf wiederum die Badestadt für sich beanspruchen: "Godesberg ist der einzige Stadtbezirk mit einem Sterbeüberschuss", sagt der Meister der Zahlen, Klaus Kosack.

Will heißen: Den 692 Geburten stehen 837 Todesfälle gegenüber. Um positiv zu enden: Kosack sieht die Godesberger Einwohnerzahlen "auf den Rekordwegen der 60er Jahre". 70 982 Bürger lebten hier im vergangenen Jahr.

Kein Vergleich zum historischen Tief mit 65 000 Einwohnern Ende der 1980er Jahre. Laut Kosack übrigens eine Folge des Regierungsumzugs. Die - nicht meldepflichtigen - Diplomaten hätten ihre Wohnungen für meldepflichtige Bürger frei gemacht, weiß der Experte.

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