Kriminalstatistik 2021 Zahl der Taschendiebstähle in Bad Godesberg mehr als verdoppelt

Bad Godesberg · Bad Godesberg verzeichnet 2021 einen starken Anstieg an Taschendiebstählen, was die Polizei unter anderem auf Verdrängungseffekte zurückführt. Die Antwort sind Präsenz- und Kontrollmaßnahmen.

 Die Taschendiebstähle haben in Bad Godesberg 2021 um 123 Prozent zugenommen.

Die Taschendiebstähle haben in Bad Godesberg 2021 um 123 Prozent zugenommen.

Foto: picture alliance/dpa/Andreas Arnold

Die Kriminalstatistik hält für Bad Godesberg Licht und Schatten bereit. In vielen Deliktsfeldern sind die Zahlen gestiegen. Mit insgesamt 5589 erfassten Fällen gibt es eine Zunahme von 7,4 Prozent im Vergleich zu 2020, durch die man auch deutlich über dem fünfjährigen Mittelwert liegt. Ein Großteil machen Diebstähle aus Autos und Taschendiebstähle aus. Die Polizei will mit stärkeren Kontrollen und Präsenzmaßnahmen reagieren.

Am 9. Juli 2021 ließ die Polizei die Muskeln spielen. Rund 150 Einsatzkräfte überprüften in Bonn und der Region mutmaßliche Drogendealer, Waffenbesitzer und das Rotlichtmilieu. Zu den Schwerpunkten zählten neben dem Stadtteil Tannenbusch und der Bonner City mit Hofgarten auch der Bad Godesberger Kurpark. Schon damals zählte die Polizei Bonns südlichsten Stadtbezirk zu einem Schwerpunkt. „Durch Kontroll- und Präsenzmaßnahmen haben wir die sogenannten Brennpunkte im Auge, da spielen insbesondere die Bonner Innenstadt und Bad Godesberg eine Rolle“, sagt Polizeipräsident Frank Hoever. Dieses Konzept werde man auch 2022 weiter verfolgen und auf Beschwerden von Bürgern reagieren.

Inwiefern die Maßnahmen fruchten, ist schwer zu sagen. So sind die Straßenkriminalität (+13 Prozent), einfache Diebstähle (+16,8 Prozent) und auch die Körperverletzungen (+12,2 Prozent) in Bad Godesberg stark gestiegen. Wie im gesamten Stadtgebiet haben auch die Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen zugenommen, allerdings sind sie in Godesberg um fast 60 Prozent angewachsen, im gesamten Stadtgebiet sind es 35 Prozent. „Die indirekte Beschaffungskriminalität wird hier wesentlicher Treiber für die Fallzahlen sein“, sagt Kriminaldirektor Ralf van Uden. Bei zwei Drittel würden Gegenstände aus Autos geklaut, bei einem Drittel Dinge an Fahrzeugen, wie Kennzeichen.

Taschendiebstähle steigen stark

Auch die Taschendiebstähle fallen aus dem Raster. „Im Land haben wir einen deutlichen Rückgang um 16 Prozent, in Bonn eine entsprechende Steigerung“, sagt Hoever. In Bad Godesberg gab es 194 Taten, das sind 107 mehr (+123 Prozent). „Das haben wir im Übrigen auch im Zusammenhang mit den Weihnachtsmärkten gesehen. Wir hatten in Bonn Zahlen, die eher zurückgingen, und in Godesberg hatten wir Steigerungen“, so Hoever. Den Ermittlern zufolge würde es sich vornehmlich um Tätergruppen handeln, die überregional unterwegs seien. „Wir stellen einen gewissen Verdrängungswettbewerb aus Richtung Köln fest“, sagt Hoever. Deshalb habe man die Kamerabeobachtung bewusst an der Poststraße aufgestellt, um deutlich zu machen, dass man potenzielle Täter, die über den Bahnhof anreisten, im Blick habe. In Bad Godesberg stand sie zeitweise nahe des Nikolausmarktes.

Auch wenn es mehr Körperverletzungen gab, konnte die Polizei zumindest einen Großteil der Täter ausfindig machen und die Aufklärungsquote verbessern: Neun von Zehn werden geschnappt. Dennoch ist ein Tendenz zur Gewalt zu erkennen. Mit 189 gefährlichen und schweren Körperverletzungen lag der Anstieg bei rund 30 Prozent. Der Fünf-Jahres-Mittelwert liegt bei 129 Taten. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es nur acht gefährliche und schwere Körperverletzungen im öffentlichem Raum gab. Das Gros entfällt auf private Räume (189 Taten, +30,3 Prozent), wozu vor allem die häusliche Gewalt zählt.

Weniger Einbrüche

Wie überall in Bonn sind die Wohnungseinbrüche dank wachsamer Nachbarn, stetigen Aufklärungskampagnen und Homeoffice zurückgegangen, in Bad Godesberg um 36,9 Prozent auf 195 Fälle. Auch bei den Sachbeschädigungen, zu denen beispielsweise Graffiti gehören, gibt es einen Rückgang um 14,3 Prozent auf 530 Taten. Ebenso wurde weniger in Geschäfte eingebrochen, mit 13 gab es nur noch etwa halb so viele Taten wie 2020.

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