Renovierung des Bad Godesberger Carillons Neue Glocken müssen bis zu sechs Tage abkühlen

Bad Godesberg · Das Bad Godesberger Carillon wird derzeit in den Niederlanden aufwendig renoviert. Eine Besuchergruppe aus dem Stadtbezirk konnte nun dabei sein, wie fünf neue Glocken für das Glockenspiel gegossen wurden. Bereits im Sommer könnte das Carillon wieder in den Kurpark zurückkehren.

 Fünf neue, zusätzliche Glocken wurden in der Carillonbau-Firma Royal Eijsbouts im niederländischen Asten gegossen.

Fünf neue, zusätzliche Glocken wurden in der Carillonbau-Firma Royal Eijsbouts im niederländischen Asten gegossen.

Foto: Georg Wagner

Es sind Eindrücke, die die Bad Godesberger Besuchergruppe, die am vergangenen Freitag die Carillonbaufirma Royal Eijsbouts im niederländischen Asten besucht hat, so schnell nicht vergessen wird. Wie berichtet wird derzeit das Carillon, das normalerweise vis-a-vis zum Trinkpavillon im Kurpark steht, umfassend renoviert. Dabei erhält das Instrument auch fünf neue, zusätzliche Glocken.

Bei dem Guss der drei Bassglocken und zwei kleineren Diskantglocken konnten die Bad Godesberger nun dabei sein. Die Renovierung kostet ungefähr 150.000 Euro, der Verein Bürger.Bad.Godesberg hatte über Glockenpatenschaften Spendengelder in Höhe von 32.000 Euro eingesammelt, über das Heimat-Förderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen kommen weitere 102.000 Euro dazu, und die Stadt Bonn finanziert das Projekt mit einem Eigenanteil von zehn Prozent.

Glocken wurden bei 1100 Grad gegossen

Der 13-köpfigen Besuchergruppe, die auch das Museum Klok & Peel besuchte, gehörten unter anderem Christian Schäfer, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle Bad Godesberg, Prof. Dr. Eckhard Freyer, Vorsitzender des Vereins Bürger.Bad.Godesberg, Nicole Unterseh, die zu den Spendern gehört, aber auch die drei Bad Godesberger Carilloneure Ariane Toffel, Georg Wagner und Rolf Linden an. Alle konnten live dabei sein, wie per Sandgussverfahren die neuen Glocken hergestellt wurden.

Bei 1100 Grad wurden die Glocken gegossen, sobald die Temperatur unter 150 Grad gesunken ist, können sie aus ihren Formen entnommen werden. „Das wird in der Regel fünf bis sechs Tage nach dem Guss der Fall sein“, so Georg Wagner gegenüber dem GA nach der Reise. Auch einige Tage nach dem eigentlichen Guss zeigte er sich noch ganz zufrieden. „Alle waren begeistert, dass man so etwas mal hautnah miterleben kann“, so Wagner. Vor allem für ihn als Musiker sei das ein bewegender Moment gewesen, denn unter anderem er spielt, sobald das Carillon in Bad Godesberg wieder aufgebaut ist, die neuen Glocken.

Gruppenbild der Bad Godesberger Reisegruppe in der Werkstatt der Carillonbau-Firma Royal Eijsbouts im niederländischen Asten. Vorne stehen die fünf neuen, frisch gegossenen Glocken.

Gruppenbild der Bad Godesberger Reisegruppe in der Werkstatt der Carillonbau-Firma Royal Eijsbouts im niederländischen Asten. Vorne stehen die fünf neuen, frisch gegossenen Glocken.

Foto: Joachim Schäfer

Das sei beim Gießprozess freilich schwer vorstellbar, wenn von der neuen Glocke nur der heiße, glühend-flüssige Werkstoff zu sehen ist. Vor Ort habe man aufgrund der Farbe des glühenden Stoffes scherzhaft gesagt, dass man Aperol in die Formen gieße. Die 23 anderen Glocken wurden behutsam verpackt und ebenfalls in die Niederlande geschickt. Dort werden sie gereinigt und erhalten jeweils einen neuen Klöppel.

Bad Godesberger Carillon wurde zur Bundesgartenschau in der Rheinaue aufgestellt

Das circa sieben Meter hohe Glockenspiel wurde anlässlich der Bundesgartenschau 1979 in der Rheinaue aufgestellt und 1981 im Kurpark Bad Godesberg weiter erhalten. Eigentlich sollte es nach der Buga verschrottet werden. Dagegen formierte sich damals aber Widerstand, und der damalige Bad Godesberger Bezirksvorsteher Norbert Hauser holte das seltene Instrument in den Kurpark.

Die Konstruktion besteht aus einer ebenerdigen gläsernen Spielerkabine mit dem Spieltisch sowie dem rund vier Meter hohen Glockenturm. Diese Konstruktion sei einzigartig unter den derzeit nur 430 existierenden Carillons in Europa, teilte die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr mit. Gebaut wurde das Bad Godesberger Exemplar von der Firma Royal Eijsbouts, die nun auch die Renovierung übernommen hat.

Im Juni könnte das Carillon komplett renoviert sein

Diese Woche Donnerstag könnte es so weit sein, dass die Glocken ausreichend abgekühlt sind. Danach werden sie gereinigt und gestimmt. Das Stimmen sei erforderlich, damit sich die jeweilige Tonhöhe exakt in die Reihe der vorhandenen Glocken einreihen können.

Doch wie werden Glocken nach dem Guss gestimmt? „Dafür werden die Innenseiten der Glocken vorsichtig abgeschliffen“, so Wagner. Die niederländische Firma habe dafür eine spezielle Technik entwickelt. Sind die neuen Glocken im Ton, erfolgt das Einpassen in den vollständig und grundlegend renovierten Glockenaufbau. Die Spielkabine, die auch in die Jahre gekommen ist, wird von einer Fachfirma in Bonn-Buschdorf grundlegend renoviert.

Die weitere Planung sehe nun vor, dass die renovierte Spielerkabine im April wieder im Kurpark aufgestellt werden kann. Der Glockenaufbau wird voraussichtlich im Mai/Juni nach Bad Godesberg zurückkehren. Die Federführung bei der Renovierung obliegt der Stadt Bonn als Eigentümerin und Auftraggeberin.

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