Koblenzer Straße Bad Godesberger haben ihre Fußgängerzone zurück

BAD GODESBERG · Eigentlich ist die Bescherung ja schon vorbei: In Gestalt der Koblenzer Straße hatten die Godesberger ihr erstes Geschenk bereits zum ersten Advent ins Herz schließen dürfen. Drei Kerzen später finden sich erste Antworten auf die Frage: Wie bummelt es sich eigentlich auf der neuen Flaniermeile?

 Endlich ist für die Fußgänger auf der Koblenzer Straße wieder genügend Platz. Kritik gibt es aber an den Baumbeeten, in denen die kleinen, weißen Steine nicht liegen bleiben (links).

Endlich ist für die Fußgänger auf der Koblenzer Straße wieder genügend Platz. Kritik gibt es aber an den Baumbeeten, in denen die kleinen, weißen Steine nicht liegen bleiben (links).

Foto: Ronald Friese

Fast gleichzeitig mit der Einweihung der Straße hatte Diana Al Ikabi im Ladenlokal unter dem Parkhotel damit begonnen, "Blumen am Park" an den Mann oder die Frau zu bringen. "Bislang läuft das Geschäft gut", lautet ihre Bilanz der ersten Wochen. Ihre Blumen fänden die Leute schön, die Farbe des Straßenbelags schätzten sie weniger, sagt die Blumenhändlerin.

An der sandfarbenen Fahrbahnoberfläche - die den Beteuerungen der Stadt zufolge ja noch ergrauen wird - scheiden sich bekanntlich die Geister, wie auch eine andere Stimme belegt: "Ich finde den Belag so in Ordnung", sagt Barbara Ter-Nedden, Betreiberin der Parkbuchhandlung. Viel wichtiger sei ja auch, dass die Straße jetzt endlich fertig ist. "Es war eine harte Zeit für die Geschäftsleute, aber auch für die Kunden", sagt sie.

Übereinstimmend werde ihr übrigens von vielen Passanten berichtet, dass diese den Belag des Bürgersteigs als federnd wahrnähmen. "Man kann gut darauf laufen, und auch die ganze Geräuschkulisse der Straße wirkt leiser als vorher", sagt die Buchhändlerin.

Derlei positive Überraschungseffekte hatte die Verwaltung bislang doch glatt verschwiegen. Als weniger schön, so die Geschäftsfrau, empfänden Fußgänger die vielen Steinchen, die aus den Baumbeeten auf die Platten des Trottoirs kullern. Und welche Buchgeschenke bevorzugt die Kundschaft auf der Koblenzer Straße in diesem Jahr? Zu den Verkaufsschlagern zählten "Die Ordnung der Sterne über Como" von Monika Zeiner und Michael Köhlmeiers "Abenteuer des Joel Spazierer", so Buchhändler Felix Ter-Nedden.

Nicht zu vergessen die skurrilen Lebenserinnerungen von Joachim Meyerhoff, verarbeitet unter dem verheißungsvollen Titel "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" - es wächst eben nicht jeder als Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie auf.

Auf die Psyche kann auch manche Erledigung vor dem Fest schlagen. Im Drogeriemarkt finden zwischen Windeln und Wattestäbchen mehr oder weniger fröhliche Bastelnachmittage statt. Nicht jeder versteht sich auf den virtuosen Umgang mit dem Fotodrucker. Doch die Belegschaft im weißen Kittel erweist sich als geduldig und hilfsbereit, sodass kaum ein Kunde das Geschäft ohne die gewünschten Motive verlässt, die in wenigen Tagen Arbeitsplätze, Nachttische und Kaminsimse der Liebsten zieren sollen.

Auf olfaktorische Klassiker setzt in diesem Jahr die Kundschaft der Parfümerie Rüdell, so Filialleiterin Tanja Weber: "Chanel No. 5 für die Dame und Terre d'hermes für den Herrn stehen weiterhin ganz oben auf der Beliebtheitsskala", sagt sie. Auch sie freut sich, dass die Koblenzer Straße nun fertig ist, "nachdem uns das 50-Jährige im Sommer durch die Baustelle vor der Tür verdorben wurde". Uneins zeigt sich derweil die Tourismusbranche. "Last-Minute-Angebote gibt es heutzutage eigentlich nicht mehr", ist bedauernd in einem Reisebüro zu hören. "Last Minute Kenia, Neptun Beach Resort", offerieren zupackend die Kollegen auf der anderen Straßenseite.

Eine konzentrierte Fülle voller Nutzwert bietet die Geschäftswelt im nördlichen Teil der Straße. Die schnelle Mark, der heiße Draht, der kleine Hunger - dieser Dreiklang umschreibt in etwa das Marktgeschehen nahe dem Aennchenplatz. Doch kann es sich auch an den Feiertagen lohnen, mobil erreichbar, liquide und satt zu sein. Handyläden, Dönerbuden und Goldkäufer ("Bargeld sofort!") stehen jedenfalls in ausreichender Zahl zur Verfügung, ebenso die lang verkannte Dienstleistung, Mitmenschen die Fingernägel zu verschönern.

Doris Fraedrich, die mit dem Modegeschäft "R. von Nordheim" eines der letzten Traditionsgeschäfte in jenem Straßenabschnitt führt, versteht sich auf Diplomatie. "Wir freuen uns, dass die Straße nun fertig ist", sagt sie. Am Abend füllt sich das bayerische Wirtshaus am anderen Ende der Koblenzer Straße. Ein erledigter Einkauf kann eben auch ein Anlass sein, diesen Erfolg erst einmal zu begießen.

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