ÖPNV in Godesberg und Wachtberg Bad Godesberger kritisieren Fahrplanwechsel

Bad Godesberg/Wachtberg · Von den ÖPNV-Nutzern gibt es wenig Lob für die Neuerungen auf den verschiedenen Linien. Manche Schweinheimer und Heiderhofer fühlen sich abgehängt. In Berkum klagen Anlieger über neuen Busverkehr.

 Die Schweinheimer klagen über den 30-Minuten-Takt der Linie 638. Hier ist die Haltestelle Waldburgstraße zu sehen.

Die Schweinheimer klagen über den 30-Minuten-Takt der Linie 638. Hier ist die Haltestelle Waldburgstraße zu sehen.

Foto: Axel Vogel

Ob auf Facebook, in Mails an die Redaktion oder an der guten alten Brötchentheke: Das Thema Fahrplanwechsel beschäftigt die Menschen in Bad Godesberg und Wachtberg derzeit sehr. Das Credo von Stadt, Stadtwerken (SWB) und Regionalverkehr Köln (RVK), wonach der Nahverkehr nun attraktiver ist, teilen viele nicht.

Linie 638 und 639: Von einer Taktverdichtung sei im unteren Teil von Schweinheim nichts zu merken, kritisieren Anwohner, die sich in der Initiative „Schweinheim nicht abgehängt“ zusammengeschlossen haben. Seit dem 28. August seien die Busse nur noch alle 30 Minuten unterwegs. Zum Vergleich: Im oberen Schweinheim führen sie im 15-Minuten-Takt. Darüber hinaus seien die Abfahrtszeiten gerade am Morgen „unglücklich gestaltet“. Deshalb kämen die Schüler viel zu früh oder verspätet in der Schule an. Die Folge: Eltern greifen auf das Auto zurück. Probleme gebe es auch für Bewohner, Besucher und Mitarbeiter der Sozialeinrichtungen wegen langer Wartezeiten. Die Initiative will das ändern und hat einen Bürgerantrag gestellt, über den die Politik im November diskutiert. Für ihr Anliegen werben die Mitglieder auch an den Haltestellen. Sie haben unter schweinheimbus.wordpress.com einen Blog eingerichtet, in dem Betroffene ihre Erfahrungen schildern. Kontakt zu den Schweinheimern unter schweinheimbus@gmx.de.

Linie 615:Jahrzehntelang sei die 615 die verbindende Buslinie in Schweinheim gewesen. „Nun fällt sie einer vermeintlichen Taktverdichtung zum Opfer“, meint Henner Malchert. Wie berichtet, haben die SWB die Linie gestrichen und durch die 638 und 639 ersetzt. Bis zu den Ferien hätten Schüler der Schulen in Innenstadtnähe sich im Bus getroffen und seien sicher nach Hause oder in die Schule gekommen. Nun sei Schweinheim zweigeteilt; die einen könnten die 638 nutzen, die anderen nicht, da die 639 nur bis zum Bahnhof fahre.

Marienforster Siedlung besser angebunden

Linie 637:Lob und Dank verteilt Christoph Carstensen. „Die bis dato schwierige Anbindung der Marienforster Siedlung an das Zentrum Bad Godesbergs und an die angrenzenden Stadtteile hat sich durch die Einführung des Pendelbusses in beide Richtungen im Halbstundentakt sehr verbessert.“ Es sei nun möglich über den Berg ins benachbarte Muffendorf zu kommen, ohne umständlich im Zentrum umsteigen zu müssen.

Linie 610 und 613: Für den Heiderhof sei die Umstellung einfach nur eine Verschlechterung, meint Juliane Merkel. „Die 'gute' Linie 610 wurde uns weggenommen und gegen die 613 getauscht, damit verlieren wir eine Direktverbindung nach Bonn“, sagt die Heiderhoferin. Die 611 als zweite Linie sei „absolut unzuverlässig, ständig zu spät oder fällt ganz aus“. Auf der 613 führen keine Gelenkbusse, was aber wegen der Zahl der Fahrgäste notwendig sei. Für Samuel Wolf sind alle Päda-Schüler, die nach Mehlem oder Wachtberg wollen, nun benachteiligt. „Die 610 und die 613 halten gleichzeitig an der Schule, somit hat man nur alle 20 Minuten die Gelegenheit wegzufahren“, schreibt Wolf. Als „top“ bezeichnet Susanne Fofana die Direktanbindung von Mehlem an Plittersdorf und Bonn Hauptbahnhof durch den neuen Weg der 610. „Der Weg zur Schule hat sich zeitlich für meine Söhne mehr als halbiert“, so Fofana.

Linie 612 und 614:Massive Verspätungen und Ausfälle auf den Schulbuslinien zwischen Friesdorf und Godesberg beklagt Familienvater Lothar Schmitz. So seien am Dienstag fünf Busse in Folge wahlweise nicht gefahren oder hätten nicht angehalten, weil sie so überfüllt waren. „Meiner Meinung nach haben die Stadtwerke eine Sorgfaltspflicht gegenüber jungen Fahrgästen“, so Schmitz. Vor allem, wenn es um die mit „E“ gekennzeichneten Schulbusse gehe, müssten mehr Fahrten angeboten werden. Ein Beschwerdebrief an die SWB sei mit einem Standardschreiben beantwortet worden. „Enttäuschend“, meint Schmitz.

Mehr als 36 Unterschriften haben Gäste und haupt- sowie ehrenamtliche Mitarbeiter des Awo-Nachbarschaftszentrums in Friesdorf gesammelt. Damit beschweren sie sich über „die ständigen Ausfälle“ der 612. Komme überhaupt ein Bus, sei dieser kurz und übervoll. Das erschwere Menschen mit Einschränkung und Familien mit Kinderwagen die Mitfahrt. „Die Senioren, die Ihr Angebot des '365-€-Ticket' seit Januar 2019 nutzen, sind enttäuscht vom ÖPNV“, schreiben die Awo-Leute an die SWB.

Neue Linie verbindet das EKZ mit Pech

Linie 881: Die neue Linie verkehrt zwischen dem Einkaufszentrum (EKZ) in Berkum und Pech. Pascal Friedmann zeigt sich angetan von der „Strecke ohne Schnörkeleien“. „Der Andrang ist auch ganz okay und meine Angst, einziger Fahrgast zu sein, hat sich nicht bestätigt“, schilderte Friedmann in der Facebook-Gruppe Unser Wachtberg. Allerdings würde er sich mehr als 15 Minuten Aufenthalt am EKZ wünschen; sonst müsse man eine Stunde auf den nächsten Bus warten.

Linie 856:Die Integration des Schulbusverkehrs in den normalen ÖPNV merken auch die Anlieger der Oberdorfstraße in Berkum. „Während vorher nur der Schulbus durch unsere Straße fuhr, verkehrt jetzt die 856 von 5 Uhr bis in die Nacht“, kritisiert eine Bürgerin, die sich wie zwei weitere an den Rhein-Sieg-Kreis gewendet hat. Neben der Ruhestörung durch die Busse komme es auch zu gefährlichen Situationen für die Kinder auf dem Weg zum Schulzentrum.

Unterdessen teilt die Gemeinde Wachtberg mit, dass die noch ausstehenden Arbeiten rund um die Haltestellen in Adendorf und der Schule in Berkum erledigt seien. Diese sollten wegen der neuen Funktion als Schulbushaltestelle sicherer werden.

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