Kunst ohne Kontakt Bad Godesberger Nacht der Galerien fällt aus

Bad Godesberg · Die Organisatoren haben die Nacht der Galerien in Bad Godesberg, die für den 9. Mai geplant war, abgesagt. Ob sie im Herbst nachgeholt wird oder erst nächstes Jahr stattfindet, ist noch unklar.

 Die Zeit vor Corona: (v.l.) Harald Gesterkamp, Jürgen Laue und Judith Andreae bei der Pressekonferenz zur letztjähirgen Nacht der Galerien.

Die Zeit vor Corona: (v.l.) Harald Gesterkamp, Jürgen Laue und Judith Andreae bei der Pressekonferenz zur letztjähirgen Nacht der Galerien.

Foto: Axel Vogel

Kunst muss erfahren werden, und zwar am besten auf direktem Wege. Egal ob bei Theater, Musik, Malerei oder Bildhauerei: Ohne den direkten Kontakt zwischen Betrachter und Werk bleiben viele Nuancen auf der Strecke, fehlt die besondere Qualität des Erfahrbaren, die die Seele anspricht. In Zeiten von Corona ist das zumindest momentan nicht zu erreichen – und so haben auch Galeristen und bildende Künstler unter der gegenwärtigen Krise zu leiden. In Bad Godesberg ist unter anderem die für den 9. Mai geplante Nacht der Galerien abgesagt worden, ein Nachhol-Termin steht in den Sternen. Denn während ehrenamtliche Einrichtungen wie der Kunstverein noch einigermaßen flexibel sind, haben professionelle Kunsthändler andere Prioritäten.

„Für die Künstler und für uns ist der derzeitige Stillstand traurig und hart“, erklärt Judith Andreae, die in Bad Godesberg eine Galerie unter ihrem Namen führt. „Termine mit Sammlern, die nach Vereinbarung kommen, um sich Arbeiten anzusehen und um sie dann hoffentlich zu kaufen, können nicht stattfinden, ebenso wenig wie die wichtigen Vernisagen.“ All das muss nun verschoben werden, was zu einem gewissen Zeitdruck führt.

„Jeder Monat im Herbst hat auch nur 4 Wochen und wenn alle ausgefallenen Veranstaltungen dann stattfinden sollen, wird der Termin für die Nacht der Galerien in 2020 unrealistisch“, sagt sie. Eine Aussage, die der Kunstvereins-Vorsitzende Jürgen Laue nachvollziehen kann. „Zu unseren Mitgliedern zählen vorwiegend Menschen, die sich mit ihrer Kunst einen Traum erfüllen, die aber nicht darauf ihre Existenz aufgebaut haben“, erklärt er. „Daher können wir auch relativ kurzfristig umplanen. Für andere Teilnehmer an der Nacht der Galerien ist das allerdings nicht ohne weiteres möglich. Wir stehen natürlich in ständigem Kontakt und hoffen weiterhin, einen gemeinsamen Termin zu finden, aber einfach wird das nicht.“

Kunstszene verlagert sich ins Internet

Wie in allen Bereichen des Lebens verlagert sich auch die Kunst-Szene angesichts von Kontaktbeschränkungen zunehmend ins Internet. „Wir verschicken die Ausstellungsansichten per Foto und Video, wir bieten die Arbeiten unserer Künstler bei dem internationalen Ausstellungsportal artsy an, posten auf Instagram und Facebook, verschicken Newsletter und vor allem persönliche Mails an unsere Sammler“, fasst Andreae ihre Aktivitäten zusammen. „Grundsätzlich befürworte ich die digitalen Portale, wenn man richtig dosiert damit umgeht. Viele gute Kuratoren und Sammler sind dort unterwegs und suchen nach guter Kunst, neuen Ideen, neuen Strömungen, dem Ungewöhnlichen. Da hat man die Chance mitzumachen und Aufmerksamkeit zu erlangen.“

Auch Laue zeigt sich interessiert an alternativen Formaten. „Der Bonner Filmemacher Georg Divossen hat uns zum Beispiel angeboten, eine Art virtuelle Ausstellung für uns zu gestalten. Wir müssen natürlich klären, was das für ein finanzieller und logistischer Aufwand wäre, aber grundsätzlich finde ich derartige Konzepte überaus spannend. Immerhin warten alle Künstler nur darauf, sich irgendwie wieder präsentieren zu dürfen.“ Auch wenn der persönliche Kontakt letztlich auch in diesem Bereich nicht zu ersetzen ist. „Kunstkauf ist eben letztlich immer eine Vertrauenssache“, betont Galeristin Andreae.

Gerade dafür war die Nacht der Galerien prädestiniert. „Sie hat in den letzten Jahren einen unglaublichen Zulauf erfahren, Godesberg zeigte sich mal kurz als Hotspot und die begeisterten Besucher kamen aus einem erstaunlich weiten Radius. Gleichzeitig hat mir die Krise gezeigt, dass es Veränderungen in meinem Galerieauftritt geben muss. Generell werde ich daher in Zukunft Veranstaltungen reduzieren.“

Ob das auch Auswirkungen auf die Nacht der Galerien haben wird, ob sie nun im Herbst 2020 oder doch erst 2021 wieder stattfinden wird, bleibt abzuwarten. „Klar dürfte sein, dass nach der Corona-Krise auch in der Kunstwelt nichts mehr so ist, wie es mal war“, fasst Laue zusammen.

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