Talk Box Bad Godesbergerin entwickelt aus Schnapsidee erfolgreiches Spiel

Bad Godesberg · Die Buchautorin Hanna Schott hat ein Spiel entwickelt, bei dem die Spielerinnen ins Gespräch kommen sollen. Es geht etwa um die Frage: Wie wollen wir leben? So erfahre der Spieler selbst über Menschen, die er gut kennt, oftmals erstaunliche Dinge.

 Hanna Schott entwirft so genannte "Talk Boxen".

Hanna Schott entwirft so genannte "Talk Boxen".

Foto: Beate Meurer

„Eine neue Dose ist da, erschienen in unserer Talk-Box-Reihe“, sagt Hanna Schott und zeigt eine handliche kleine Metalldose, die Karten mit 120 Fragen zu aktuellen Themen enthält. Bei allen geht es darum: „Wie wollen wir leben?“ Die Fragen drehen sich um die ganz persönlichen Träume, aber auch um das Wohlergehen aller in der Gesellschaft. Dazu kommen unerwartete Ansätze wie, was wohl ein Umzug in den Weltraum bedeuten könnte.

„Lesen ist schön. Aber wenn man die richtigen Leute um sich hat, finde ich Spielen fast noch schöner“, sagt die 62-jährige Spielemacherin, die vor gut einem Jahr nach Bad Godesberg gezogen ist. Sie ist Buchhändlerin und studierte Musikwissenschaft, Romanistik und Theologie. Nach Jahren als Verlagslektorin arbeitet sie heute als Chefredakteurin für eine psychotherapeutische Fachzeitschrift und schreibt Kinderbücher.

Sie habe die Serie von Talk-Boxen mit der Berliner Theologin und Kommunikationstrainerin Claudia Filker entwickelt, berichtet Schott. Bei diesem Spiel seien Strategie und der Wille zu gewinnen unwichtig. Stattdessen komme man ins Gespräch und erfahre selbst von Menschen, die man schon gut zu kennen glaubte, Erstaunliches. Anfangs sei das Projekt eine Schnapsidee gewesen, weiß Schott noch. „Die erste Talk-Box entstand am Küchentisch, auf einem Stück Papier.“ Inzwischen entwickeln die Frauen die Reihe seit zwölf Jahren. Die Illustrationen auf den Karten steuert die Grafik-Designerin Almut Schweitzer-Herbold bei. Die Gesamtauflage liegt bei 180.000 Boxen.

Eine Internationale Firma suchte Rat bei Schott

Und an wem probieren sie die Spiele aus? „Bei manchen Themen fragen wir Freunde und Familie“, antwortet Schott. Oft seien es aber auch Fachleute, auf deren Feedback sie Wert legten, etwa bei einem Thema wie Sexualpädagogik in der Talk-Box „Liebe und Beziehung“. Wichtig seien auch Anregungen auf Spielemärkten, also in Foren für Spielemacher und Pädagogen. Damit hätten auch die konkreten Bitten und Aufträge begonnen: „Macht doch bitte eine Box für die Grundschule, eine für den Konfirmandenunterricht, eine für das Gespräch zwischen den Generationen, für Geflüchtete“, berichtet Schott. Einmal sei sogar eine große internationale Firma auf sie zugekommen, die die Kommunikation in ihren Teams verbessern wollte.

Auf die Frage, ob man vom „Spielemachen" leben könne, lacht Schott. „Ja, wenn man „Die Siedler von Catan“ erfunden hat. Aber auch dann erst nach Jahren,“ antwortet sie. Sie lebe von einer ganzen Reihe Tätigkeiten und Aufträgen. Mit dem Illustrator Volker Konrad arbeite sie derzeit an einem Kinderbuch zum Thema Gerechtigkeit.

Auch eine neue Talk-Box sei in der Mache. Seit ihrem Zuzug nach Godesberg zu Beginn des strengen Lockdowns habe sie erst einmal „nur Handwerker kennengelernt. Renovieren war ja erlaubt“, erinnert sich Schott lächelnd. Dann habe sie sich die Umgebung erwandert. „Das attraktive Kulturleben kam dann später dazu.“ Jetzt singe sie in einem Chor und habe auch sonst lockende Angebote in Godesberg und Bonn gefunden. „Und als gelernte Buchhändlerin freut mich besonders, dass ich die Qual der Wahl zwischen mehreren guten Buchhandlungen habe.“

Im Handel: Hanna Schott, Claudia Filker, Talk-Box Vol. 18. Wie wollen wir leben? 120 Impulse für den Blick nach vorn, Blechdose, Neukirchener Verlag 2021, 16 Euro

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