Bad Godesberg Barrierefreiheit ist teilweise ein Fremdwort

Bad Godesberg · Wer nur eingeschränkt mobil ist, auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen oder mit einem Kinderwagen unterwegs ist, der hat an einigen (zentralen) Stellen in Bad Godesberg schlechte Karten.

Das Altstadt-Center, auch bekannt als City-Terrassen, zum Beispiel wird er ohne Hilfe nicht erreichen können. Wie berichtet, soll der Gebäudekomplex zu Füßen der Godesburg irgendwann einmal umgestaltet werden. Wann das geschehen soll, steht aber bislang noch in den Sternen. Doch auch an den Bahnhöfen in Mehlem und Bad Godesberg sowie bei der Polizeiwache an der Zeppelinstraße ist Barrierefreiheit zurzeit noch ein Fremdwort.

  • Polizeiwache: Die Polizeiwache Bad Godesbelrg ist nur über eine Treppe erreichbar, die für Menschen mit Behinderung oder Senioren mit Rollatoren teilweise ein unüberwindliches Hindernis darstellen. Auch einen automatischen Türöffner, Rampen oder ähnliches findet man nicht. Der Grund: Die Wache befindet sich seit Mitte der 60er Jahre in dem Gebäude an der Zeppelinstraße.
  • Zu dieser Zeit galten für die Barrierefreiheit andere Richtlinien. Werde eine Wache, ein Präsidium neu- oder umgebaut, so erfolge dies barrierefrei, teilt die Polizei auf GA-Anfrage mit. In Bad Godesberg aber habe man dem Mangel dennoch Rechnung getragen: Wer die Treppen nicht aus eigener Kraft bewältigen kann, drückt die Klingel, die zu diesem Zweck am Haupteingang angebracht wurde.
  • "Dann kommt ein Kollege und hilft", erklärte ein Sprecher. Außerdem wurden Räume im Erdgeschoss eingerichtet, damit mobil eingeschränkte Menschen dort vernommen werden können. Denn das Kommissariat befindet sich eigentlich im oberen Stockwerk. Eine endgültige Lösung allerdings scheint momentan nicht in Sicht: "Wir sind Mieter in dem Gebäude", so der Sprecher. Man werde aber das Gespräch mit dem Vermieter suchen, und schauen, "ob man kurz- oder mittelfristig Änderungen herbeibringen kann".
  • Bahnhof Mehlem: Wer in Richtung Süden unterwegs ist und am Mehlemer Bahnhof aussteigt, kann das Gleis auf legalem Weg nur über eine Treppe verlassen. Eine Tatsache, die schon zu gefährlichen Situationen geführt hat. Denn einige Fahrgäste - allerdings auch solche, die die Treppe eigentlich nutzen könnten und dies nur aus Faulheit nicht tun - bevorzugen den verbotenen Weg entlang des Gleises bis zu den Bahnschranken.
  • Sind diese geschlossen, warten sie innerhalb der Schranken, bis sie sich öffnen. Dabei ist es ihnen häufig egal, ob ein Zug kommt oder nicht. An der Situation wird sich nichts ändern: "Der Umbau ist in keinem Programm hinterlegt", so die Deutsche Bahn (DB). Außerdem befinde sich der Bonner Hauptbahnhof, der in rund zehn Kilometern Entfernung liegt und barrierefrei ausgebaut ist, "in unmittelbarer Nähe".
  • Die Politiker auf jeden Fall wollen sich mit der fehlenden Barrierefreiheit nicht zufrieden geben. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung beschäftigten sie sich mit einem Antrag des Bürger Bunds Bonn und einem Änderungsantrag der CDU. Einstimmig wurde beschlossen, dass die Stadt den barrierefreien Ausbau des Mittelbahnsteigs durch die DB vorantreiben solle. Ferner sollte mit den zuständigen Stellen wie dem Nahverkehr Rheinland, der DB, dem Landes- und dem Bundesverkehrsministerium gesprochen werden, um zu erreichen, dass der Bahnhof in ein Ausbauprogramm aufgenommen wird.
  • Bahnhof Bad Godesberg: Am Bahnhof Bad Godesberg ist kein Bahnsteig barrierefrei erreichbar. Doch zumindest an dieser Stelle plant die DB einen Umbau. Wie berichtet soll die Erneuerung Ende 2014 beginnen, 2016 soll alles fertig sein. Dann sind die Bahnsteige auch über drei Aufzüge erreichbar. Insgesamt schlägt das Vorhaben mit sechs Millionen Euro zu Buche. 1,9 Millionen Euro davon übernimmt die Bahn, der Rest sind Zuschüsse. Nicht inbegriffen ist die Installation von öffentlichen Toiletten. Die wird es auch nach der Sanierung nicht geben - genauso wenig wie am Mehlemer Bahnhof.
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