Mehlemer Bach Bau des Entlastungskanals beginnt

MEHLEM · Nur noch wenige Tage, dann beginnt der Bau des Entlastungskanals für den Mehlemer Bach. Dieser führt von der Bachemer über die Meckenheimer Straße, unter den Gleisen und der B 9 durch den Drachensteinpark bis zum Rhein. Los geht es nach Angaben des städtischen Tiefbauamtes am Dienstag, 10. November, im Drachensteinpark.

 Im Drachensteinpark stehen schon die Bagger. Am Dienstag beginnen die Arbeiten für den Entlastungskanal.

Im Drachensteinpark stehen schon die Bagger. Am Dienstag beginnen die Arbeiten für den Entlastungskanal.

Foto: Ronald Friese

Die Maßnahme: Gebaut wird in vier Abschnitten. Laut Stadt werden die Kanalrohre im Drachensteinpark auf einer Länge von 310 Metern in offener Bauweise verlegt. Sie haben einen Durchmesser von rund drei Metern. "Vorgesehen sind circa zehn Meter lange Baugrubenabschnitte", so die Stadt. Los geht es vom Rhein über die Nibelungenstraße in Richtung Mainzer Straße - innerhalb des Parkgeländes. Im Anschluss werden auf einer Länge von 740 Metern unterirdisch Stahlbetonrohre verlegt, und zwar vom Drachensteinpark bis zur Bachemer Straße. Dann sind der Auslauf zum Rhein, der Einlauf an der Bachemer Straße und die Erneuerung der Schutzmauer an der Domhofstraße an der Reihe.

Kosten und Zeitrahmen: Der erste Bauabschnitt, der jetzt startet, schlägt mit rund 1,32 Millionen Euro zu Buche. Er soll bis Ende März 2016 abgeschlossen ein. Durch schlechtes Wetter oder Hochwasser allerdings könne es zu Verzögerungen kommen, so die Stadt. Ende 2017 soll der Entlastungskanal fertig sein. Dann hat die Stadt voraussichtlich 8,2 Millionen Euro investiert. Fertig ist das Tiefbauamt dann aber noch nicht. Im Anschluss werden die offenen Fließstrecken des Baches sowie die Rohre zwischen Mainzer Straße und Rhein saniert. Die Maßnahme, die weitere drei Millionen Euro kostet, ist vermutlich Ende 2018 beendet.

Das Ziel: Der Entlastungskanal dient dem Hochwasserschutz. Er soll rund 54 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aufnehmen und abführen. Das ist die Menge, die der Bach beim verheerenden Unwetter am 3. Juli 2010 führte.

Beeinträchtigungen: Der Fuß- und Radweg an der Uferpromenade wird in Höhe der Baustelle für gut eine Woche gesperrt, eine Umleitung wird ausgeschildert. Außerdem wird die Nibelungenstraße im betroffenen Abschnitt für den Durchgangsverkehr gesperrt. Der Baustellenverkehr geht über B 9, Mainzer-, Gunter- und Nibelungenstraße, so dass an den Straßen dann streckenweise ein halbseitiges Parkverbot gilt. So soll laut Stadt sichergestellt werden, dass die Fahrzeuge die Baustelle erreichen. Außerdem brauchen sie ausreichend Platz zum Rangieren. Aus diesem Grund darf an der Kreuzung Viktor-Schnitzler- und Nibelungenstraße nicht mehr geparkt werden. Ist der Kanal in diesem Bereich fertig, wird die Nibelungenstraße wieder freigegeben. Die Anlieger dürfen die Straße während der Baustelle weiter nutzen.

Drachensteinpark: Ein Landschaftsplaner begleitet den Bau des Entlastungskanals, so die Stadt. Soll heißen, dass er die Maßnahme aus ökologischer und landschaftsplanerischer Sicht unter die Lupe nimmt und die ordnungsgemäße Wiederherstellung des Parks im Anschluss leitet. Damit soll gewährleistet werden, dass der "barocke Charakter" des Parks erhalten bleibt. Außerdem ist laut Stadt die Denkmalbehörde eingebunden. Der Grund: Brunnenanlage, alter Baumbestand und die Sichtachse von der Villa Schnitzler zum Drachenfels sind gestalterisch wertvoll.

Außerdem steht die Villa unter Denkmalschutz, das Areal zwischen Mainzer und Nibelungenstraße befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Die Bäume werden während der Bauarbeiten durch Zäune und Wurzelvorhänge geschützt. Fällungen sind dort laut Stadt nicht vorgesehen. Nur im unteren Parkbereich müssten eine Felsenbirne und ein Essigbaum entfernt werden, die nicht unter Schutz stehen.

Kritik: Einige Anwohner sorgen sich, wenn sie an den Bau des Entlastungskanals denken. Es sei noch nicht klar, welche Technik zum Einsatz kommt. Somit seien die Folgen zum Beispiel für ihre Häuser nicht absehbar. Und: Die Stadt kolportiere, dass der Drachensteinpark ein Jahr lang geschlossen werde, bis zu 18 Monate aber sei die realistischere Zahl, meint einer. Ein weiterer Punkt: "Uns ist zu Ohren gekommen, dass im Anschluss der Arbeiten die für die Kanalarbeiten nötige Straße nicht zurück-, sondern ausgebaut werden soll." Dies sei von der Stadt "fix durchgewunken" worden, berge aber einiges Konfliktpotenzial.

Die Entgegnung: "Im Drachensteinpark setzt die Firma Urig ein patentiertes Verfahren ein", sagt Tiefbauamtsleiter Peter Esch. Dabei werde mit geringen Aushubtiefen gearbeitet, so dass mit weniger Beeinträchtigungen zu rechnen ist als bei der üblichen offenen Kanalbauweise. "Bei der umliegenden Bebauung wird und wurde eine Zustandsbeweissicherung von einem Gutachter durchgeführt." Soll heißen, dass die Stadt den Ist-Zustand der Häuser festhält und die Besitzer eventuelle Schäden später geltend machen können.

Doch wann wird der Park wieder geöffnet? Komplett wird er überhaupt nicht geschlossen, so die Stadt. Von der Nibelungen- bis zur Mainzer Straße kann er weiter passiert werden, der Weg zum Rhein soll auch während der Arbeiten erhalten bleiben. Teilweise müssen Baufelder länger gesperrt, sollen aber nach Abschluss der jeweiligen Arbeiten sofort wieder geöffnet werden. "Die vollständige Wiederherstellung des Parks soll im Frühjahr 2017 erfolgen", so Esch.

Und wie sieht es mit der Baustraße aus? Diese Schotterstraße werde für die Maßnahme und darüber hinaus benötigt. Denn um den Kanal warten und reparieren zu können, muss man die Schächte erreichen - über einen befahrbaren Weg. "Die genaue Lage und Ausführung muss noch geplant werden. Auf jeden Fall können wir schon jetzt zusagen, dass der Bezirksvertretung diese Gestaltung zum Beschluss vorgelegt wird."

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