Ambulanter Hospizverein Begleitung am Ende des Lebens

BAD GODESBERG · Ein Forum für Begegnungen zu schaffen und präsent im Stadtbild zu sein - das war das Ziel, eine Zweigstelle des Ambulanten Hospizdienstes in Bad Godesberg zu gründen.

 Ziehen nach einem Jahr Bilanz: Joachim von Arnim (von links), Monika Wulf-Mathies, Gudrun Müller-Rieß, Susanne Förster mit Hund Lucky, Ines Keil-Schulze, Peter Kloeppel.

Ziehen nach einem Jahr Bilanz: Joachim von Arnim (von links), Monika Wulf-Mathies, Gudrun Müller-Rieß, Susanne Förster mit Hund Lucky, Ines Keil-Schulze, Peter Kloeppel.

Foto: Ronald Friese

Nach einem Jahr ziehen Mitarbeiter, Verein und Stiftung nun eine positive Bilanz: Die hellen und modernen Räume an der Junkerstraße seien stetig "mit Leben gefüllt", resümiert Mitarbeiterin Ines Keil-Schulze.

"In einer alternden Gesellschaft wie unserer spielt das Sterben eine wichtige Rolle", erklärt Monika Wulf-Mathies, Schirmherrin des Hospizvereins und der Hospizstiftung, die der Verein vor sechs Jahren gründete. Diese Stiftung hat die Räumlichkeiten finanziert, "damit die Arbeit des Hospizdienstes in der Stadt sichtbar wird", sagt Stiftungsratsmitglied Peter Kloeppel. Konkret bedeute das, vor Ort jederzeit für Gespräche bereitzustehen.

"Neulich kam eine Frau spontan herein und fragte, ob wir auch Angehörige von Sterbenden betreuen. Daraus hat sich nun eine Begleitung dieser Familie entwickelt", berichtet Gudrun Müller-Rieß, Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes. Im Gegensatz zu den ehemaligen Büros im Stationären Hospiz am Waldkrankenhaus sei in den neuen Räumen mehr Platz und Ruhe für den persönlichen Kontakt. "Jede der drei Koordinatorinnen kann sich in ihr Büro zu Gesprächen zurückziehen", sagt Müller-Rieß. Die Dependance biete außerdem den Platz für Kurse, Seminare und Workshops, wie auch die Schulung der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Jedes Jahr bildet der Verein bis zu 15 Ehrenamtliche aus. 65 Mitarbeiter begleiteten im vergangenen Jahr 120 Schwerstkranke ambulant. Das geschieht in regelmäßiger Absprache mit den festen Mitarbeitern.

Susanne Förster macht diese Arbeit seit sechs Jahren, zusammen mit Hund Lucky. "Das Engagement gibt mir mehr, als es verlangt", sagt Förster. Am liebsten betreut sie Familien zu Hause. "Ich habe selber eine solche Unterstützung beim Tod meines Mannes erfahren und will das weitergeben", erklärt Förster. Die Aufgaben sind vielschichtig: "Vom einkaufen, gemeinsamen Musik hören, Vorlesen, mit den Kindern die Hausaufgaben machen bis zum Hand halten", zählt Förster auf. Für die Familien ist der Dienst und die Beratung komplett kostenlos. Der Verein finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Die

Stiftung kommt für Sonderkosten wie die Finanzierung der Zweigstelle auf.

Wer als Ehrenamtlicher tätig werden will, muss einige Anforderungen erfüllen, erklärt Müller-Rieß: "Man muss sich mit dem eigenen Leben und dem Tod auseinandersetzen, das eigene Leben aus vielen Perspektiven betrachten und humorvoll sein." In dem neunmonatigen Vorbereitungskurs, in dem die Koordinatorinnen die Ehrenamtlichen auf ihre Aufgaben vorbereiten, merke man jedoch schnell, ob man sich der Aufgabe gewachsen fühlt. "Wir führen außerdem zusätzliche Einzelgespräche", erklärt Müller-Rieß.

Der gesellschaftliche Aspekt ihrer Arbeit ist den Beteiligten sehr wichtig. "Wir würden auch medial anders über das Sterben diskutieren, wenn die Menschen wüssten, wie das eigentlich ist", sagt Wulf-Mathies: "Der Tod ist nicht nur etwas, das uns niederdrückt, das schrecklich ist, sondern er kann auch Lebensfreude bedeuten. Und dieses Bild zu ändern, ist Aufgabe unseres Vereins."

Wer Interesse hat, am Vorbereitungskurs teilzunehmen, der im März beginnt, kann sich beim Ambulanten Hospizdienst, Junkerstraße 21 in Bad Godesberg, oder telefonisch unter 02 28/62 90 69 00 melden.

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