Ärger um Bahnhof in Bad Godesberg Behelfsbrücke bleibt bis April stehen

Bad Godesberg · Der Weg über die Behelfsbrücke am Godesberger Bahnhof ist seit März 2015 für jeden unausweichlich, der in den Zug steigen will. Vor allem bei älteren Bahnreisenden ruft das wenig Begeisterung hervor.

 Seit März 2015 gehört die Füßgängerbrücke für Bahnreisende in Bad Godesberg zum Alltag.

Seit März 2015 gehört die Füßgängerbrücke für Bahnreisende in Bad Godesberg zum Alltag.

Foto: Katharina (FM) Weber

Rund 60 Stufen aus löchrigem Gitter hoch, ein Stück durch den Tunnel in luftiger Höhe, 51 Stufen hinunter, die bei jedem Schritt ein wenig nachgeben – dann ist man am Gleis angekommen. Maria Weiler (72) aus Schweinheim fährt ein bis zwei Mal die Woche nach Düsseldorf. Wegen ihres Herzleidens sei die Brücke für sie „eine Plage“. Für den Aufstieg brauche sie rund zehn Minuten. „Es ist unmöglich, dass man das schon so lange hinzieht. Das Übel ist, dass ich sehe, dass die Baustelle brachliegt. Vor Kurzem war einer da, der Zement gepumpt hat, aber ansonsten ist hier tote Hose.“

Als „sehr schlecht“ beurteilten zwei Touristen aus Berlin die Situation. „Wir sind mit unserem großen Gepäck extra am Hauptbahnhof ausgestiegen und dann mit der Straßenbahn weitergefahren. Mit schweren Koffern geht das hier nicht“, meint Werner Breuer (61). „Was auch ganz schlimm ist: Hier unten ist nicht mal ein Fahrkartenentwerter“, fügte er hinzu. Diese stehen an den Treppenaufgängen gegenüber den Bahnsteigen. Wer das zu spät merkt, muss schwarz fahren oder verpasst den Zug.

Dass sie eine Station früher oder später aussteigen, um die Brücke zu vermeiden, ist für manche Einheimische nichts Ungewöhnliches. „Die Brücke ist ziemlich wackelig. Wenn man sieht, wie viele alte Leute hier rumlaufen, die haben ordentlich Schwierigkeiten. Ich habe öfter erlebt, dass Leute in Mehlem oder Bonn aussteigen, damit sie hier nicht aussteigen müssen“, sagt Serdar Süzen (29). „Ich selber fahre eher mit der U-Bahn bis zum Hauptbahnhof und dann mit dem Zug, wenn ich die Zeit habe. Und ich bin nicht mal alt und gebrechlich. Aber Verspätung ist man ja bei der Bahn gewöhnt.“

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Gelassener sieht es die jüngere Generation

„Solange es irgendwann fertig wird, habe ich kein Problem“, meinte Andreas Walbröl (20), der wegen des Studiums nach Köln pendelt und sein Fahrrad über die Brücke trägt. Grundschülerin Fernanda findet, die Treppen sind ein tolles Klettergerüst. Einer Mitschülerin mit Höhenangst habe die Brücke auf einem Schulausflug aber große Probleme bereitet.

Ein Sprecher der Bahn teilte auf Anfrage mit, dass „der Bestand trotz intensiver Voruntersuchungen von den Planungen abweicht. Dies konnte erst festgestellt werden, nachdem die Gründung des Gebäudes offengelegt wurde.“ Es folgten Umplanungen, die erneut geprüft und genehmigt werden mussten, was Verzögerungen im Bauablauf zur Folge hatte. Einen Baustopp habe es nicht gegeben, vielmehr seien während der kalten Wochen vorbereitende Maßnahmen außerhalb des Sichtfelds der Reisenden durchgeführt worden.

Behelfsbrücke bleibt bis April stehen

Bis Ende April werden Fliesen verlegt, Aufzüge installiert, Bestandsträger beschichtet, der westliche Zugang vom Von-Groote-Platz wird behindertengerecht ausgebaut. „Diese Arbeiten sind stark witterungsabhängig und können nur bei ausreichender Temperatur durchgeführt werden“, so der Sprecher weiter.

Die Fahrkartenautomaten und Entwerter an den Eingängen der Brücke zu platzieren, hielt die Bahn für sinnvoll. Nach Fertigstellung sollen sie wie gewohnt in der Fußgängerunterführung stehen. Darauf, dass die Brücke als „wackelig“ wahrgenommen wird, erwiderte die Bahn: „Die Brücke ist sicher und entspricht den Regeln der Technik. Sie ist als solche für den Betrieb freigegeben. Sie wird regelmäßig auf ihre Stand- und Verkehrssicherheit überprüft.“

Dass Menschen wegen ihr den Bahnhof meiden und längere Wege über den Hauptbahnhof und Mehlem in Kauf nehmen müssen, sieht das Unternehmen als unumgänglich an. „Als Alternative wäre allenfalls noch eine komplette Stilllegung der Verkehrsstation während der gesamten Bauzeit in Betracht gekommen“, erklärte der Sprecher.

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