Garten-Kindergarten Bei Wind und Wetter draußen

FRIESDORF · Zwei Friesdorferinnen leiten einen Garten-Kindergarten für unter Dreijährige. Für Bonn ist ihr Konzept für U 3-Kinder einzigartig. Das gepachtete 1500 Quadratmeter große Grundstück ist der ideale Erlebnisgarten.

 Fühlen sich im Erlebnisgarten pudelwohl: Die Tagesmütter Claudia Laux und Kristina Hotter mit den Kleinkindern und Hund Hanni.

Fühlen sich im Erlebnisgarten pudelwohl: Die Tagesmütter Claudia Laux und Kristina Hotter mit den Kleinkindern und Hund Hanni.

Foto: Dr. Ebba Hagenberg-Miliu

Ein sonniger Morgen in einer gepflegten Gartenanlage. Fridolin und Ella "kochen" auf den mit Holzschnitzeln belegten Wegen. "Wir rühren eine Soße", krähen die Zweijährigen voll Freude und mengen Gräser, Steine und Ästchen in einer Schüssel zusammen. Drüben schiebt Lion einen Spielzeug-Rasenmäher über die Wiese. Und Rosalie, Carla und Laureen wollen unbedingt zeigen, wie gut sie schon auf dem Trampolin hüpfen. "Ich spiele am liebsten hier", berichtet Helena auf der Kleinkindrutsche. Vom Gartentisch holt sich Carla gerade ihr Fläschchen mit Früchtetee. "Willkommen in unserer Tagespflege hier in der Grünanlage", sagt Claudia Laux und schließt das einzige Tor wieder gut zu. Hund Hanni trottet herüber, um den Besuch zu inspizieren. Alles klar. Das Spielen kann weitergehen.

Fünf unter Dreijährige werden auf dem weitläufigen Gelände zwischen 8.30 und 12 Uhr von Laux und fünf von der Kollegin Kristina Hotter betreut. Zur Familie zurück geht es im "Kindermobil". Vier Kinder essen und bleiben zum Mittagsschlaf bis 15 Uhr in Laux' Wohnung. Die Kleinen in Anorak, Matschhose und Gummistiefeln haben am Gartentisch eben ihr Frühstück eingenommen. Jetzt heißt es wieder bewegen.

Sie seien zu jeder Jahreszeit draußen und bräuchten die 40-Quadratmeter-Hütte nur als Schutz, wenn es mal "wie aus Eimern" regne oder wenn die Windeln gewechselt werden müssten, erläutert Laux. Sie kann auf eine über zehnjährige Tagesmuttererfahrung bauen. Kristina Hotter hat zudem in einem Waldkindergarten tagaus tagein nur in der Natur gearbeitet. "Wir wollen den Kindern ermöglichen, soviel Zeit wie möglich draußen zu verbringen. Die Vorteile für die Gesundheit liegen ja auf der Hand."

Das Mindestalter der Kleinen liege bei 18 Monaten. "Die Kinder müssen fähig sein, im Winter bei Eigenbewegung warm zu bleiben. Und das hat diesen Winter auch wunderbar geklappt", so Laux. Kein Wochentag verging, an dem sie nicht bei Wind und Wetter draußen waren. Für Bonn sei ihr Konzept für U 3-Kinder auf jeden Fall einzigartig, erklärt auch Kristina Hotter. Das gepachtete 1500 Quadratmeter große Grundstück sei ideal als Erlebnisgarten. Lange hätten sie zuvor gebraucht, die meterhohen Gräser, Brennnesseln und Brombeeren zu beseitigen. Drei Sandkästen, zwei Rutschen, einige kleine Rampen, das ebenerdige Trampolin, jede Menge Kletterbäume, eine Wasserrutsche und eine Kugelbahn: Und alles haben die städtischen Ämter genehmigt.

"Die Kinder haben die Möglichkeit, die Natur jeden Tag neu zu erfahren", erläutert Hotter. Die Dreikäsehochs befühlen gerade vorsichtig die Blätter und Blüten, die überall sprießen. Keines rupft die Pracht heraus. "Bei uns werden auch Körperwahrnehmung und Psychomotorik gefördert", sagt Laux. Und wie stemmen die beiden ihr Projekt finanziell? Wie berichtet, werden nach der Bonner Tageseltern-Satzung nur noch 4,50 Euro als Grundförderbetrag der Verwaltung pro Kind pro Stunde gezahlt. Generell sei natürlich Kinderbetreuung und -förderung unterbezahlt, meinen die beiden. "Aber wir kommen zurecht. Man kann davon leben."

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