Auseinandersetzung mit einem verstörenden Alltag Beweisaufnahmen kritischer junger Chinesen

MEHLEM · "Bizarrland - chinesische Fotografie" heißt eine Ausstellung, die derzeit in der Villa Friede zu sehen ist. Gezeigt werden Fotografien von 21 jungen chinesischen Gegenwartskünstlern, die eine teils skurrile Wirklichkeit Chinas auf kritische und auch surreale Art dokumentieren.

 Die Kuratoren Dieter Ronte (links) und Liang Kegang sowie Hausherr Ren Rong sind von der Fantasie der Fotokünstler beeindruckt.

Die Kuratoren Dieter Ronte (links) und Liang Kegang sowie Hausherr Ren Rong sind von der Fantasie der Fotokünstler beeindruckt.

Foto: barbara frommann

China sei durch seine lange zurückreichende Geschichte, die große Staatsfläche und die aktuellen sozialen Veränderungen eine große Inspirationsquelle, wie Liang Kegang, Kurator des Yuan Art Museums, erläuterte. "Die Entwicklung in China ist rasant und die Differenz zwischen Staat und Land groß." Entsprechend werfen die Künstler einen kritischen Blick auf China und nutzen die Fotografie als Ausdrucksmittel, um die Realität des Landes zu erkunden.

Dabei dient ihnen die Lebenswirklichkeit als Grundlage, um sie mit ihren subjektiven Eindrücken zu verbinden. Mit schöpferischer Fantasie kreieren sie so individuelle Utopien. "Die jungen Künstler übernehmen Verantwortung für das, was sie zeigen, für ihre kritischen Äußerungen gegenüber der Regierung und Umweltverschmutzung", sagte Liang Kegang. "Dadurch bringen sie sich unter Umständen in gefährliche Situationen, werden beispielsweise von Polizei und Wachdienst verfolgt und geschlagen."

Kegang lobte das deutsche Interesse an Kunst und Kultur - auch der Gegenwart. "In China gibt es wenig Interesse an Gegenwartskunst, die Künstler müssen unter schlechten Arbeitsbedingungen durchhalten und freuen sich über die Unterstützung anderer Länder", sagte er.

Dieter Ronte, Kurator und Beiratsmitleid der Stiftung Kunst und Kultur, bewertete die Ausstellung als intensiv und spannungsvoll. "Hier hat man eine intime Situation und wird nicht erschlagen von Museumsmassen", spielte er auf die besondere Atmosphäre in der Villa Friede an. "Die gezeigten Fotos sind jung und bizarr, die Realität wurde neu gestaltet und man erkennt die aktuellen Umbrüche", erklärte er.

Die Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen Landschaftsimpressionen, verlassene Klassenzimmer, überfüllte Bäder, einzelne Menschen und Zerstörung. Sie werden auf den zwei Ebenen der Villa präsentiert. hjk

Die Ausstellung ist noch bis 10 . Mai in den Räumen der Villa Friede, Mainzer Straße 141-143, zu sehen.

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