Kunst in der Villa Friede Blick in die Vergangenheit

Mehlem. · In einer neuen Ausstellung im Kunstraum Villa Friede in Bad Godesberg trifft Ren Rong auf seinen früheren Professor Udo Scheel. Beide verbindet eine lange, intensive Zusammenarbeit.

 Künstler Ren Rong zeigt die Fruchtbarkeit des Menschen.

Künstler Ren Rong zeigt die Fruchtbarkeit des Menschen.

Foto: Niklas Schröder

Ein Dialog zwischen Ost und West wird seit kurzem im Kunstraum Villa Friede geführt. Mit ihrer Doppelausstellung zeigen Udo Scheel und Ren Rong nicht nur ihre neuen Werke, sondern erinnern sich auch an die gemeinsame Vergangenheit. Wegen der Corona-Pandemie sind die Arbeiten und das Künstlergespräch in einem Video im Internet zu sehen.

Rong gilt als einer der international bekanntesten Künstler chinesischer Herkunft der Gegenwart. 1986 war er – nach der Heirat mit einer Deutschen – nach Deutschland gezogen und lebt in Bonn. In Mehlem führt er den Kunstraum Villa Friede. Seinen wohl ersten westlichen Einfluss hat Rong bei seinem ehemaligen Professor in Münster erhalten. Als bislang einziger Chinese durfte er bei Scheel sozusagen in die Lehre gehen. „Es war gleich ein sympathisches Verhältnis zwischen uns“, erinnert sich Scheel. Rong habe damals interessante Arbeiten und viel Erfahrung aus China mitgebracht, und das habe den Professor überzeugt. „Er hat mich ermutigt, in meiner Kunst an der chinesischen Tradition festzuhalten“, sagt Rong. „Durch die Aufnahme in Scheels Klasse bin ich auch mit den anderen Schülern in den Austausch getreten, und das war sehr wichtig für meine weitere Entwicklung.“ Vor anderen Künstlern musste Rong seine Arbeiten auch verteidigen. „Ich habe dadurch gelernt, mich künstlerisch sehr präzise auszudrücken. Zumal mein Deutsch damals nicht so gut war.“

Nach einem Jahr wechselte Rong von Münster an die Kunstakademie in Düsseldorf. „Die Kunstakademie war sehr interessant für mich“, sagt Rong. Den Kontakt zu seinem ehemaligen Professor habe er aber nie verloren, betont er. „Rückblickend kann ich sagen, dass ich sehr viel von ihm gelernt habe. Ich schaue mir auch heute noch begeistert seine Arbeiten an“, sagt Rong.

In diesem Jahr feierten beide Künstler auch runde Geburtstage. „Ich bin 60 Jahre alt geworden und Scheel nun 80 Jahre. Das haben wir als Anlass genommen, um zusammen auszustellen. Damit blicke ich auch auf meine Studentenzeit zurück und auf unsere Freundschaft“, sagt Rong.

Mit der Ausstellung treten die Künstler zudem in einen Dialog zwischen Ost und West. „Es ist ein Dialog zwischen China und Deutschland, zwischen seiner und meiner Arbeit“, sagt Rong. Stilistisch habe der Chinese von ihm aber wenig geerbt, ergänzt Scheel. „Vielleicht gibt es in den Werken ein paar gemeinsame Figuren aus der Antike, die miteinander korrespondieren“, so der Künstler. „Udo Scheel arbeitet in seinen Werken sehr dominant mit dunklen Tönen und vielen Schwunglinien“, beobachtet Rong. „Seine Kunstwerke sind auch Teile seiner Biografie.“ Demnach tauchten in Scheels Werken häufig Klaviere auf. „Die Musik, die Malerei und das weibliche Geschlecht sind wiederkehrende Motive.“

Für die neue Ausstellung hat Rong sein neues Werk „Lebensquelle“ geschaffen. Die in der Mischtechnik verwendeten Motive stellen Spermien dar, die einen Energie­fluss symbolisieren sollen. „Durch die Lebensquelle will ich den Menschen Mut machen, dass sie in diesen schwierigeren Zeiten nicht die Hoffnung verlieren und immer weiter machen“, sagt Rong. Somit gehe es nicht hauptsächlich um die Männlichkeit, sondern um die Lebensenergie, durch die der menschliche Geist lebendig gehalten werde. 

Die Ausstellung hat Rong ins Internet gestellt. „Zurzeit werden wir ja alle durch die Corona-Pandemie sehr eingeschränkt. Im Gegensatz zum Körper ist der Geist aber frei und braucht weiterhin Nahrung und Schönheit“, sagt er. Etwas Gutes habe die Pandemie für den Künstler dennoch: „Ich habe mehr Zeit zum Malen und kann mich in Ruhe künstlerisch ausleben“, sagt Rong.

Die gemeinsame Ausstellung ist auf folgender Internetseite zu sehen: www.kunstraum-villafriede.de.

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