Werke von Renate Graf im Kunstraum Villa Friede Blicke in die entlegensten Winkel der Welt

MEHLEM · "Traces - Blicke auf flüchtige Spuren" lautet der Titel der Ausstellung der österreichischen Fotografin Renate Graf, die am Freitagabend im Kunstraum Villa Friede von der Stiftung für Kunst und Kultur eröffnet wurde.

 Renate Graf orientiert sich an der Ästhetik der frühen Schwarz-Weiß-Fotografie und arbeitet traditionell analog.

Renate Graf orientiert sich an der Ästhetik der frühen Schwarz-Weiß-Fotografie und arbeitet traditionell analog.

Foto: Ronald Friese

"Blicke auf flüchtige Spuren, denn Renate Grafs Motive sind häufig flüchtiger Natur - verwehender Sand, brennende Opferlichter, weggeworfene Überreste kultischer Feste oder Spiegelungen im venezianischen Hochwasser", meinte Kurator Dieter Ronte anlässlich der Vernissage. Die Künstlerin bevorzuge Orte, an denen "die Zeit sich nicht manifestiert", so Ronte. "In dieser Flüchtigkeit der Wirklichkeit hält sie die äußerst fragilen Elemente fest."

Die Fotografin Renate Graf ist als Künstlerin Autodidakt. Sie orientiert sich an der Ästhetik der frühen Fotografie und arbeitet traditionell, von der analogen Aufnahme über die Entwicklung in der Dunkelkammer bis hin zum verwendeten Fotopapier. Ihre Motive sind für Renate Graf eine Möglichkeit, die Welt nonverbal zu erklären, was naturgemäß nicht zu eindeutigen Erklärungen führt. Die Bilder kommentieren nicht, verfremden nicht, werten nicht. Es sind stille Bilder, die Ronte "an die Fotografien von Forschungsreisenden" erinnern, "die damit die Ungewöhnlichkeit der Kontinente belegten" - eine individuelle und poetische Aneignung der Welt.

Grafs Motive, denen sie auf zahlreichen Reisen begegnet, zeugen von der Offenheit und großen Aufmerksamkeit, mit der sie ihren Blick bis in die entlegensten Winkel der Welt richtet. Es sind künstlerisch inspirierende Reisen, von denen sie viele gemeinsam mit ihrem Ehemann Anselm Kiefer unternommen hat, und die sie häufig an entlegene Orte geführt haben, fernab normaler Reiserouten: in die Sahara, nach Sibirien oder in indische Slums. Sie liebt abgelegene Orte wie Hami, Indien, den Baikal-See in Sibirien, die Äußeren Hebriden, aber auch den verfallenen Sankt Marxer Friedhof in Wien, Sizilien und Venedig und insbesondere die Werke Kiefers. Auch Kiefer selbst ist Motiv der Fotografien von Renate Graf.

Neben Flüchtigkeit und Fragilität ist eine weitere Eigenschaft von Bedeutung: das Schlichte und Unverstellte. Renate Graf spürt ihm an ihren Reisezielen und in ihren Bildern nach. "Sie ist auf der Suche nach den Ursprüngen der Welt und zeigt uns das Einfache", sagte der Stiftungsvorsitzende Walter Smerling. "Das Einfache gut zu zeigen - das ist das Schwierigste." Für die Ausstellung hat Kurator Ronte 40 größtenteils schwarz-weiße Fotografien sowie einige der archaisch anmutenden Künstlerbücher Grafs ausgewählt.

Die Ausstellung "Traces - Blicke auf flüchtige Spuren" im Kunstraum Villa Friede, Mainzer Straße 141-143 ist zu sehen bis zum 25. November. Öffnungszeiten sind jeweils Mittwoch bis Samstag 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 0228/92 39 92 23 oder Tel. 0160/46 84 681.

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