Seniorenheim in Bad Godesberg Vinzentinerinnen stellen 29 neue Wohnungen fertig

Bad Godesberg · Im Juni werden 29 Wohnungen für das betreute Wohnen im St. Vinzenzhaus im Bad Godesberger Villenviertel fertig. Doch auch die Vinzentinerinnen kämpfen mit einem Mangel an Fachkräften. Ein prominent besetztes Benefizkonzert soll auf den Missstand aufmerksam machen.

Von den umfangreichen Renovierungs- und Umbauarbeiten ist am historischen Hauptgebäude des St. Vinzenzhauses kaum mehr etwas zu sehen.

Von den umfangreichen Renovierungs- und Umbauarbeiten ist am historischen Hauptgebäude des St. Vinzenzhauses kaum mehr etwas zu sehen.

Foto: Maximilian Mühlens

Auf dem Vordach des Eingangs sitzen zwei Arbeiter und nageln Teile des Daches fest. Das große Klingelbrett führt noch keine Namen auf, im Inneren des historischen Hauptgebäudes des St. Vinzenzhauses an der Kronprinzenstraße liegen etliche Kartonagen aus, es riecht nach frischer Farbe. Viel ist nicht mehr zu tun. „Mitte, Ende Juni werden wir fertig sein“, erklärte Einrichtungsleiter Wolfgang Dyck am Montag. 29 Wohnungen sind entstanden, Wohnungen vor allem für Rentner.

Offiziell handelt es sich um betreutes Wohnen. Die Bezeichnung findet Dyck aber nicht so schön: „Wohnen mit Service passt besser“, so der Einrichtungsleiter. Eine der begehrten Wohnungen habe man auch schon vermieten können. Die Vinzentinerinnen, die im Villenviertel das St. Vinzenzhaus und das Haus Luise betreiben, haben seit vergangenem Jahr mehrere Millionen Euro in den Aus- und Umbau gesteckt – der Denkmalschutz musste dabei beachtet werden. Die Lieferengpässe bei Baumaterial spürte man an der Kronprinzenstraße ebenfalls, was ursächlich für den leichten Verzug ist. Eigentlich wollte man im Frühjahr schon fertig sein.

Wohnungen sind 30 bis 50 Quadratmeter groß

Die Freude über die neuen Wohnungen, die 30 bis 50 Quadratmeter groß sind, wird allerdings durch den Fachkräftemangel im Haus ein wenig getrübt. „Wir brauchen zehn neue Pflegefachkräfte“, so Dyck. Es ist ein branchenweites Problem, das man mit der Beschäftigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Zeitarbeitsfirmen zu lindern versucht. Ein teures Unterfangen für die Einrichtungen, wie Dyck und Interims-Manager Günter Arne Mortsiefer bei einem Termin mit dem GA erklärten. Viele Pflegekräfte seien zu Zeitarbeitsfirmen gewechselt, weil sie dort beispielsweise auch etwas freier über ihre Dienstzeiten bestimmen können.

„Die Politik hat ihre Versprechen nicht eingehalten und der Applaus für Pflegekräfte ist wieder verstummt“, so Mortsiefer. Ein Umstand, den er so nicht auf sich sitzenlassen möchte. Daher hat er, um auf der einen Seite auf den Notstand bei Pflegekräften hinzuweisen und ihnen auf der anderen Seite zu danken, ein Benefizkonzert im Haus der Springmaus auf die Beine gestellt. „Wir wollen so unsere Wertschätzung den Menschen im Pflegesystem ausdrücken, aber auch auf den Missstand hinweisen“, sagte Mortsiefer. Durch Filmausschnitte wird nicht nur der Pflegealltag der Pflegerinnen und Pfleger dargestellt, sondern hochrangige Musiker werden für Stimmung sorgen.

Tiktok-Star Ricardo Marinello kommt für Konzert

Freuen sich über den Anbau und auf das Konzert: Einrichtungsleiter Wolfgang Dyck, Interims-Manager Günter Arne Mortsiefer und die Leiterin der Sozialen Dienste Juliette Kirchmayer.

Freuen sich über den Anbau und auf das Konzert: Einrichtungsleiter Wolfgang Dyck, Interims-Manager Günter Arne Mortsiefer und die Leiterin der Sozialen Dienste Juliette Kirchmayer.

Foto: Maximilian Mühlens

Angesagt hat sich für den 4. Juni unter anderem Ricardo Marinello. Der Sieger der ersten Staffel von „Das Supertalent“ sorgt derzeit weltweit für Schlagzeilen. Der Tenor setzt sich in Restaurants und fängt an zu singen, dabei lässt er sich filmen. Die Filme und die erstaunten Blicke der Menschen um ihn herum bescheren ihm millionenfache Aufrufe. Vor allem bei der App Tiktok. Der italienische Mega-Star Eros Ramazotti hat sich bei ihm gemeldet, laut Mortsiefer stehe bald auch ein Auftritt auf dem Times Square in New York an. „Wir haben echt großes Glück, dass er bei uns auftritt“, so Mortsiefer. Ebenfalls auf der Bühne: Sarah Bouwers, die regelmäßig auf dem ZDF-Traumschiff singt, der Chor „BonnVoice“, Luca M. Wefes (aus “The Voice of Germany“) und Violinstin Francesca Reyter.

Allerdings bereitet Mortsiefer derzeit der Kartenverkauf ein wenig Kopfzerbrechen – wie vielen anderen Veranstaltern auch. Zu dem Abend seien viele Pflegekräfte eingeladen, um den Abend zu finanzieren, müssten aber auch Karten verkauft werden. Bleibt etwas übrig, soll der Betrag an die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal gehen. „Ein solches Musikprogramm wird nur selten geboten“, so der Veranstalter. Die Musik ist aber nur das eine, das andere ist die Sensibilisierung der Menschen für die Probleme in der Pflege.

Pfleger verdienen nicht wenig Geld

„Es ist etwas was jeden irgendwann einmal betrifft“, so Juliette Kirchmayer, Leiterin des Sozialen Dienstes. Jeder habe Verwandte, die später vielleicht einmal Betreuung benötigen – sind dann keine Fachkräfte vorhanden, sei eine Betreuung schwierig. Einrichtungsleiter Dyck ist es wichtig mit dem Mythos aufzuräumen, dass man in der Pflege nichts verdienen könnte. „Im ersten Ausbildungsjahr sind es etwa 1100 Euro“, so Dyck. Das habe man in vielen anderen Ausbildungsberufen nicht, das Gehalt steige in der dreijährigen Ausbildung danach insgesamt zweimal.

Um den Bedarf zu decken, sei man auch in Bad Godesberg auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Aktuell sei man mit zwei türkischen Bewerbern im Gespräch. Allerdings gebe es bei der Akquise von ausländischem Personal vieles zu beachten. Das Sprachniveau müsste entsprechend gut sein, es muss eine Aufenthaltsgenehmigung vorliegen und ihr Beruf muss anerkannt werden. „Wir möchten gerne einen Mix an Nationen haben“, so Dyck. Man konzentriere sich vor allem auf Fachkräfte aus der Türkei, China und Kasachstan. Mit den neuen Wohnungen in dem historischen Hauptgebäude wollen sie den ausländischen Fachkräften zudem das Angebot einer vergünstigten Wohnung an ihrem neuen Arbeitsplatz unterbreiten. Das würde zwar das Angebot für die Senioren schmälern, aber man sei schließlich auch auf die Fachkräfte angewiesen.

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