Kapellenweg und Annaberger Straße FDP will Schutzdächer an Bahnübergängen in Bad Godesberg

Bad Godesberg · Am Bahnübergang Kapellenweg sind die Wartezeiten für Fußgänger und Radfahrer mitunter sehr lange. Die FDP hat deshalb Schutzdächer vorgeschlagen, die vor Regen und Sonne schützen sollen.

 Die Wartezeiten am Kapellenweg sind lange, wenn die Schranken geschlossen sind. Bei Regen flüchten sich Wartende zu einer nahen SB-Waschanlage.

Die Wartezeiten am Kapellenweg sind lange, wenn die Schranken geschlossen sind. Bei Regen flüchten sich Wartende zu einer nahen SB-Waschanlage.

Foto: Axel Vogel

Wer über den Bahnübergang Kapellenweg, der sich direkt auf der Grenze zwischen Pennenfeld und Rüngsdorf befindet, muss, ist immer froh, wenn er offene Schranken erwischt hat. Sind die Schranken zu, muss mit einer nicht unerheblichen Wartezeit gerechnet werden.

2018 wurde an dieser Stelle auf Antrag der Grünen und der FDP eine Verkehrszählung durchgeführt. Die Schranken sind dort im Mittel pro Stunde rund 34 Minuten lang geschlossen – eine Angabe, die auch auf die anderen Bad Godesberger Bahnübergänge anwendbar ist. Die Schließzeiten betragen hingegen zwischen 2 und 13 Minuten. Ein Umstand, der an sich schon ärgerlich ist, sich aber noch verschärft, wenn es regnet oder im Hochsommer die Sonne auf die Wartenden scheint. Sitzt man dabei im Auto, mag die Situation aushaltbar sein, ist man aber zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs, fehlt ein schützendes Dach. Genau dieses hat die FDP in einem Bürgerantrag nun für die Übergänge Drachenburgstraße, Annaberger Straße und Kapellenweg gefordert. Der Antrag wurde in der Bezirksvertretung immer wieder vertagt, in dieser Woche wurde er nun behandelt.

Verwaltung ist gegen Schutzdächer

In ihrer Stellungnahme vertritt die Stadtverwaltung, federführend das Tiefbauamt, eine klare Meinung zu dem Vorschlag. „In der Regel steht an den Bahnschranken kein ausreichender Platz für ein Wetterhäuschen zur Verfügung, da die öffentlichen Verkehrsflächen begrenzt sind“, heißt es. Daher müsse jeder Einzelfall geprüft werden. Gegebenenfalls muss dafür ein kleines Grundstück seitens der Stadt erworben werden. „Aufgrund der eingeschränkten Personalkapazitäten, die zudem bereits in zahlreichen priorisierten Projekten gebunden sind, werden Prüfungen nicht umgehend erfolgen können“, so die Verwaltung weiter. Als Beschlussvorschlag hat die Verwaltung daher vorgeschlagen, den Antrag damit als erledigt zu erklären.

„Die Stellungnahme der Verwaltung ist nicht zufriedenstellend, sie lässt die Bürger im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen“, so Heedt. Er erklärte allerdings, dass er den Übergang Drachenburgstraße herausnehmen möchte, weil es dort eine Unterführung gebe, wo man sich unterstellen könne. Gerhard Lemm von den Grünen kritisierte die Stellungnahme ebenfalls. „Es wäre nett, wenn die Verwaltung das prüfen könnte“, so Lemm. Auch Inge Stauder (CDU) appellierte an die Verwaltung, den Antrag zu prüfen. „Am Kapellenweg stehen immer sehr viele Menschen, zudem handelt es sich um einen Schulweg“, so Stauder. Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn (BBB) erinnerte sich, dass es dort mal ein Bahnwärterhäuschen gab, zudem könne er sich ein solches Dach auch gut an der Annaberger Straße vorstellen. Allerdings müsse man überlegen, wie diese Schutzdächer aussehen sollen. Ralf Jochen Ehresmann von der Linkspartei zeigte sich überrascht, dass ein „solch simpler Antrag“ zu so vielen Redebeiträgen führte. „Ich bin sehr sicher, dass es leicht umzusetzen ist“, so Ehresmann. Kritisch äußerte sich Uli Barth von der SPD. „Ich habe solche Schutzdächer noch nirgendwo gesehen. Außerdem lösen sie das Hauptproblem – die langen Schließzeiten nicht. Daher wären die Dächer nur eine halbe Lösung“, so Barth.

Auf Sylt gibt es Wartehäuschen an Bahnübergängen

Dass es solche Dächer gibt, zeigen zwei Beispiele auf der Insel Sylt. Dort stehen in Niebüll an einem Bahnübergang auf jeder Seite zwei moderne, gläserne Wartehäuschen sowie eines am Bahnübergang Königskamp im Sylter Ortsteil Tinnum. Dieser Bahnübergang ist vergleichbar mit dem Kapellenweg in Bad Godesberg. Weil die Deutsche Bahn und der Autozug Sylt dort ständig ihre Züge rangieren, bleiben die Schranken sehr lange geschlossen. Seit 2016 wünschte sich der Ortsbeirat Tinnum deshalb zwei Wartehäuschen. Was folgte, war eine jahrelange Odyssee. Der Beschluss war gefasst, das Geld war da – nur umgesetzt werden konnte es nicht, weil ein kleines Grundstück fehlte. „Die Mühlen in der Verwaltung mahlen langsam auf Sylt“, so Raphael Ipsen (CDU), Ortsbeiratsvorsitzender von Tinnum, zum GA. Man müsse bei der gesamten Angelegenheit einen langen Atem haben, denn es gelte Vieles zu beachten. Bislang konnte in Tinnum nur ein Häuschen gebaut werden, auf der gegenüberliegenden Seite gibt es schlichtweg keinen geeigneten Platz. Da die Belange der Bahn beachtet werden mussten, wurde das Wartehäuschen ein wenig entfernt vom Übergang gebaut. Wird ein Kran für den Bau des Schutzdaches/Wartehäuschens benötigt, muss das aufgrund der Oberleitungen in Absprache mit der Bahn geschehen, was ein Bahnsprecher am Freitag bestätigte.

Bezirksvertretung stimmt für Schutzdächer

Der Mehlemer Bahnexperte, Verkehrshistoriker und Autor Volkhard Stern begrüßt die Initiative, Schutzdächer zu installieren. „Das ist eine gute Idee“, so Stern, „der Übergang Kapellenweg ist einer der Übergänge in Bonn, der am häufigsten geschlossen ist.“ Er habe bei Regen zudem beobachtet, dass die Wartenden sich in eine nahe SB-Waschanlage flüchten, weil sie dort ein Dach über dem Kopf haben. Allerdings gab er Uli Barth Recht, dass dies an den langen Schließzeiten nichts ändere. „Das ist auch nicht so leicht zu lösen. Der Kapellenweg liegt genau zwischen den Bahnhöfen. Befinden sich die Züge in Mehlem oder Bad Godesberg schließen sich dort die Schranken“, so Stern.

Die Mitglieder der Bezirksvertretung stimmten bei Enthaltung von Uli Barth und Gabriel Kunze (beide SPD) für die Schutzdächer. Die Verwaltung muss diese nun prüfen.

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