Serie: Treffpunkt im Veedel Mahmoud Moraa führt in Mehlem einen Imbiss mit Rheinblick

Serie | Mehlem · Das Büdchen an der Mehlemer Fähre ist Station für ein schnelles Getränk oder eine Pause mit Panoramablick. Der Imbiss von Mahmoud Moraa ist sogar schon mal abgebrannt.

 Seit 17 Jahren betreibt Mahmoud Moraa den Kiosk an der Mehlemer Fähre. Die Corona-Krise hat auch ihm zugesetzt.

Seit 17 Jahren betreibt Mahmoud Moraa den Kiosk an der Mehlemer Fähre. Die Corona-Krise hat auch ihm zugesetzt.

Foto: Niklas Schröder

An der Mehlemer Fähre herrscht schon vormittags viel Betrieb. Autos, Radfahrer und Fußgänger setzen nach  Königswinter über. Und auch der Radweg längs des Rheins ist stark frequentiert. Gelassen beobachtet Mahmoud Moraa das geschäftige Treiben. „Hier kommt es auch mal zu Zusammenstößen und Unfällen, weil die Radfahrer einfach zu schnell unterwegs sind“, berichtet der 61-Jährige.

Sein dunkelgrüner Imbiss steht, fest im Boden verankert, im Schatten eines Baums. Vor dem Anhänger sind rote Sonnenschirme aufgespannt. Silberne Stühle und Tische verteilen sich unter den Schirmen zu kleinen Sitzecken. „Sonst habe ich hier Bierbänke stehen, die Sitzecken sind die Alternative wegen der Abstandsregeln“, sagt Moraa, während er Wasserflaschen in den Kühlschrank einsortiert.

Ein Radfahrer stoppt vor der Durchreiche, bestellt einen Kaffee. Er sehe den Imbiss als feste Institution in Mehlem, sagt er. „Wenn das hier nicht mehr wäre, würde am Anleger schon was fehlen.“ Den Imbiss steuere er regelmäßig an, um anschließend mit der  Fähre überzusetzen, erzählt der Bonner.

Viele Stammgäste

„Ich habe viele Stammgäste“, erzählt Moraa. Pommes Frites, Currywurst und die Frikadelle mit Brot, dazu Eis am Stiel und Softdrinks – die Gäste haben unterschiedliche Wünsche, die sich je nach Wetter ändern, so der Gastronom. „An warmen Tagen verkaufe ich mehr Eis und Getränke, an kalten Tagen eher mehr Pommes.“ Sieben Tage die Woche steht der gebürtige Libanese, der seit 1982 in Deutschland lebt, in seinem Imbiss mit Rheinblick. „Um neun Uhr öffne ich meist den Wagen und fange mit den Vorbereitungen an.“ Gerade rechtzeitig, um den ersten Andrang zu meistern.

Zu den Stammgästen gehört Peter Hüller, er sitzt bei einem Getränk unterm Sonnenschirm und genießt den Ausblick auf das Siebengebirge. „Ich schätze den Standort und auch den Service hier“, sagt er. Eine Spaziergängerin, die mit dem Hund am Büdchen vorbeilkommt, grüßt Moraa. „Hier ist alles in Ordnung, der Imbiss ist sauber und der Besitzer sehr hilfsbereit“, berichtet sie.

Auch Anwohnerin Karla Flügge, die mit Gehhilfe unterwegs ist, hebt Moraas Freundlichkeit hervor. „Er ist immer hilfsbereit und sehr zuvorkommend“, berichtet sie und bestellt „einmal Bockwurst im Brötchen, bitte.“ Für Xhemail Mehmeti sei der Imbiss an der Mehlemer Fähre nicht zu entbehren. „Seit 17 Jahren gibt es den Imbiss und ich bin sehr froh, dass wir Mahmoud haben, er macht einen tollen Job. Wenn er in den Winterurlaub geht, sind wir immer alle traurig“, erzählt Mehmeti.

Pause von Januar bis März

Dieser „Winterurlaub“ sei aber notwendig um Kraftreserven aufzutanken und Zeit für all das zu haben, was sich während der Monate im Haushalt angestaut habe, erklärt Moraa, Familienvater von zwei Kindern. „Ich arbeite ja monatelang hier durch, da brauche ich auch mal Zeit für andere Sachen.“ Die Pause macht er immer von Januar bis März.

Jetzt ist Hochsommer und am Rhein scheint die Sonne kräftig auf Anleger und Büdchen. „Urlaubstimmung“ verbreitet sich spürbar unter den Passanten. So sonnig war es aber hier nicht immer, denn Moraa, der den Kiosk seit 2007 betreibt, hat schon einige Hiobsbotschaften einstecken müssen. „Nach mehreren Diebstählen ist 2011 der Imbiss über Nacht abgebrannt“, schildert er. Nur mit Hilfe von Spenden habe er seine Existenz wieder aufbauen können. Gerne redet der Gastronom nicht über die Vorfälle. „Das war keine schöne Zeit, viel lieber schaue ich positiv in die Zukunft“, sagt er und klopft symbolisch auf das Holz.

Seitdem sei hier nichts mehr passiert. „Corona ist die erste Schwierigkeit seit langem wieder“, berichtet der Imbissbesitzer. Durch die ganzen Umstände habe sich in den vergangenen Monaten viel verändert. „Leider kommen die Leute jetzt weniger.“ Existenzängste habe er indes nicht. „Es ist immer besser, wenn überhaupt etwas los ist, als gar nichts“, sagt er lächelnd und nimmt die nächste Bestellung auf.

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