Erinnert an Vorgänger-Bau Neue Kita in der Amerikanischen Siedlung ist fertig

Plittersdorf · Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vebowag hat die Kita in der Amerikanischen Siedlung neu gebaut. Mieterin ist die Stadt Bonn, Träger die KJF aus Schweinheim. Im Dezember kommen die ersten Kinder.

 Viel Licht und lange Flure offenbart der neue Kita-Bau im Innern.

Viel Licht und lange Flure offenbart der neue Kita-Bau im Innern.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Kindergärten neu zu bauen, ist nicht unbedingt das Kerngeschäft der Vebowag. Wer aber mit dem Technischen Leiter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, Marc Dittmann, durch die neue Einrichtung an der Kennedyallee streift, merkt, dass ihm die Aufgabe nicht unliebsam war. Die künftig viergruppige, aber eingeschossige Einrichtung mit der Hausnummer 115 steht auf historischem Boden: Hier stand von 1952 bis 2019 der denkmalgeschützte Montessori-Kindergarten der Amerikanischen Siedlung.

„Das alte Gebäude war zum Schluss eine bessere Bretterbude, dunkel und energetisch eine Katastrophe“, bewertet der Fachmann das, was vor allem der Verein „Rettet die Amerikanische Siedlung (RASP)“ bewahren wollte. Die Denkmalbehörde hatte dem Abriss nur zugestimmt, weil es in Plittersdorf so einen hohen Bedarf an Betreuungsplätzen gibt.

Das Gebäude hat 914 Quadratmeter auf einem Geschoss

Damals wie heute prägt Holz das äußere Erscheinungsbild. „Wir hätten sowieso eine Unterkonstruktion bauen müssen, egal ob für Holz oder Klinker“, sagt Dittmann. Schon hier geht es los mit dem besonderen Augenmerk auf Kinder, denn die Rillen sind so gesetzt, dass sie sich beim Spielen nicht verletzen können. „Der Vorgänger war deutlich kleiner“, merkt der Vebowag-Fachmann zum Haus an. Kosten für die 914 Quadratmeter Gebäudefläche will er keine nennen. Die Stadt Bonn  ist Mieterin und vermietet an den Betreiber, die Gemeinnützige Evangelische Gesellschaft für Kind, Jugend und Familie (KJF) unter  (siehe Infokasten).

Im Innern angelangt überrascht die Weite. Vor dem geistigen Auge flitzen schon Rutschautos samt Mini-Rennfahrern durch die langen Gänge. Zumindest wären sie auch für die Einrichtungsleitung gut sichtbar, denn die hat mit einem Büro direkt am Eingang (fast) alles im Blick. „Jede Gruppe ist identisch aufgebaut mit Gruppen-, Neben- und Differenzierungsraum“, erklärt Dittmann. Zudem mit einer Vorrichtung für eine kleine Küche und sanitären Anlagen. Nettes Detail: An den Waschbecken gibt es drei unterschiedliche Wasserhähne zum Drehen und Ziehen. „Warum soll die Pädagogik nicht schon bei den Armaturen anfangen“, meint Dittmann dazu.

Der Neubau dauerte zwölf Monate

Innerhalb von zwölf Monaten hat die Vebowag das Gebäude errichten lassen. Geplant war die Eröffnung für August 2020, also das neue Kita-Jahr. Weshalb hat sich der Start der evangelischen Kita Rheinkinder verzögert? „Das Gebäude konnte erst im September von der Vebowag übernommen werden“, sagt auf Anfrage Markus Schmitz vom städtischen Presseamt. Der Bauherr selbst schiebt es auf die Zulieferung: „Das war manchmal problematisch.“

Viel Glas – natürlich mit Sicherheitsaufklebern – verschafft Transparenz, große Lichtschächte lassen den Himmel herein. Zudem gibt es keine Barrieren. „Wir haben uns an das Bonner Modell gehalten, wo so gebaut wird, dass auch Kinder mit Behinderungen aufgenommen werden können“, so Dittmann. Besondere energetische Finessen gibt es nicht. Der Kita-Bau diene der Daseinsvorsorge, erklärt der Technische Leiter. Fast schon nostalgisch wird er dagegen, wenn es um ein kleines Schmuckstück geht: Die Denkmalschützer hatten seinerzeit befunden, dass der Kamin erhalten werden muss. Die neue Gebäudehülle schmiegt sich nun an diesen an.

Moderne Lüftungsgeräte waren auch ohne Corona vorgesehen

Dass sein Unternehmen von vornherein moderne Lüftungsgeräte für jeden Gruppenraum geplant hat, erweist sich in der Corona-Krise von Vorteil. „Sie ziehen Frischluft an, saugen verbrauchte ab, und parallel dazu haben wir einen CO2-Anzeiger“, beschreibt er das System. Die Möbel fehlen noch, sonst könnte es morgen losgehen. Doch wie der Betreiber KJF mitteilt, kommen die ersten zwölf von 75 Kindern erst im Dezember. Der Rest folgt im Januar. Die Eltern dürfte diese Nachricht sehr freuen und auch den Nachwuchs, wenn er erst die Kita und die 1500 Quadratmeter Außenfläche erobert hat.

Verein in der Ami-Siedlung ist immer noch sauer über Abriss

Und was sagt nun der größte Kritiker des Projekts, der Verein RASP, zum Ergebnis? „Das alte Gebäude von 1952 war trotz seiner Holzbauweise ein architektonisch überaus gelungenes Gebäude und stand zu Recht unter Denkmalschutz“, meint Vorsitzender Rolf Fischer immer noch. Nachdem es nicht mehr genutzt worden sei, habe sein Verein stets dafür plädiert, es denkmalgerecht zu sanieren und etwas zu erweitern, damit es für eine dreigruppige Kita genutzt werden könnte. Leider sei außer dem Bürger Bund Bonn niemand bereit gewesen, sich ernsthaft mit diesem Vorschlag auseinanderzusetzen.

Das neue Gebäude nehme immerhin den Stil des abgerissenen Gebäudes in Grundzügen auf und füge sich recht gut in die Siedlung ein. „Es hätte schlimmer kommen können, denn es gab mehrfach Pläne auch für einen zweigeschossigen Bau an dieser Stelle“, befindet Fischer.

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