Orden engagierte sich 156 Jahre in Bad Godesberg Dernbacher Schwestern verlassen St. Michael

Villenviertel · Aus Altersgründen geben die letzten drei Schwestern vom Orden der Armen Dienstmägde Jesu Christi das Kloster St. Michael in Bad Godesberg auf. Sie kehren in die Nähe des Mutterhauses in Dernbach zurück. Was aus der Immobilie an der Denglerstraße wird, ist offen.

 Die Ordensfrauen (v.l.) Schwester Sindhu, Schwester Ulrike und Schwester Christina, ziehen bis zum 30. Juni aus dem Kloster St. Michael aus.

Die Ordensfrauen (v.l.) Schwester Sindhu, Schwester Ulrike und Schwester Christina, ziehen bis zum 30. Juni aus dem Kloster St. Michael aus.

Foto: Stefan Reifenberg

Vor dem Neuanfang mit 85 Jahren ist Schwester Ulrike nicht bang. „Wir lassen uns darauf ein“, betont sie am Mittwoch, als es um den Abschied ihres Ordens der Armen Dienstmägde Jesu Christi aus dem Villenviertel geht. Wie der Kirchengemeindeverband Bad Godesberg bekannt gegeben hat, beenden die verbliebenen drei Schwestern zum 30. Juni ihren Dienst im Stadtbezirk.

Dem Engagement habe das zunehmende Alter mit gesundheitlichen Erschwernissen Grenzen gesetzt. „Wir gehen zurück in die Nähe unseres Mutterhauses in Dernbach“, sagt Schwester Ulrike, die Oberin des Klosters St. Michael an der Denglerstraße. In dieses hatte sich das frühere Pfarrhaus von Herz-Jesu nach einer Renovierung im April 2009 verwandelt. Die Entscheidung für ein neues Kloster hatten der damalige Pfarrer und heutige Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken und die Provinzoberin Schwester Simone Weber gefällt.

1865 starteten die ersten Ordensfrauen mit häuslicher Pflege

Wohl auch deshalb, weil die Dernbacher Schwestern, wie die Kongregation auch genannt wird, in Bad Godesberg auf eine lange Geschichte zurückblicken können. Bereits 1865 kamen die ersten Ordensfrauen nach Bad Godesberg. Sie wohnten zunächst an der Michaelskapelle, in der Eremitage unterhalb der Godesburg, um in den damaligen schwierigen Verhältnissen durch häusliche Pflege zu helfen. Dann begannen sie ihren Dienst im Markusstift (einst Krankenhaus, heute Wohnhaus für Senioren), wo sie bis 1984 in der Pflege tätig waren. Von 1910 bis ins Jahr 2000 hinein war dem Orden das Hermann-Josef-Haus anvertraut, das zur Heimat vieler Kinder und Jugendlichen wurde. Zwei Schwestern blieben auch danach im Stadtbezirk: Elisabeth als Krankenhausseelsorgerin, Edeltrude im Mutter-Kind-Heim Villa Regina.

„Schwester Elisabeth ist zu uns ins Kloster gezogen“, erzählt die Oberin. Die Dritte im Bunde war Schwester Christina. Die 74-Jährige zieht jetzt genauso mit um wie die jüngste im Team, Schwester Sindhu (43). „Seit acht Jahren gehört sie unserer Gemeinschaft an und arbeitet im Waldkrankenhaus“, so Schwester Ulrike. „Uns bleibt die dankbare Erinnerung an das vielfältige Wirken in und um die Kirche Herz-Jesu in Sakristei, als Lektorin, Kommunionhelferin, Firmpatin. Wir durften uns in jedem Jahr über den liebevoll gestalteten Erntedankaltar, über offene Ohren und tröstende Worte für Jung und Alt im Gemeindebistro beim Frühstück, Unterstützung beim Besuchsdienst für ältere Gemeindemitglieder und bei den Rheinviertelsonntagen freuen“, sagt Joachim Klopfer, Pastoralreferent im Rheinviertel. Am 6. Juni werden die drei Schwestern mit einem feierlichen Gottesdienst verabschiedet.

Mutterhaus kommt für Miete und Alltagskosten auf

„Wir waren mittendrin“, beschreibt Schwester Ulrike die zurückliegenden zwölf Jahre. Dass die „stille Anlaufstelle“ im Viertel vermisst wird, kann sie sich schon vorstellen. „Bei uns konnte man auch ohne Termin einfach mal klingeln“, sagt die Oberin. Alle drei engagierten sich ehrenamtlich; das Mutterhaus kam für Miete und Alltagskosten auf.

Die Rückkehr zum Aussendungsort, der „Heimat“, stellt für alle einen Neuanfang dar. Schwester Ulrike will im neuen Konvent „das tun, was noch möglich ist“, Schwester Christina unterstützt die Gemeindereferentin und Schwester Sindhu arbeitet im Ordenskrankenhaus Herz-Jesu. Was mit dem Ort geschieht, den sie verlassen, dem Kloster St. Michael, ist noch offen. Pater Gianluca Carlin, leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Das Rheinviertel verabschiedet die Schwestern am Sonntag, 6. Juni, um 18 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche, Beethovenallee 38. Anmeldung ab Donnerstag, 27. Mai, 9 Uhr entweder online auf www.kirche-im-rheinviertel.de oder unter ☎ 02 28/38 75 60 56.

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