Auszeichnung als „Courage-Schule“ Bonner Berufskolleg macht sich stark gegen Rassismus

Bad Godesberg​ · Das Friedrich-List-Berufkolleg darf sich offiziell als „Courage-Schule“ bezeichnen. Die Leitung sieht das Siegel als Ansporn, sich weiterhin gegen Rassismus einzusetzen.

  Stolz auf das neue Siegel: Keith Hamaimbo, Ernst-Ludwig Hartz, Anne Leins, Helin-Hilal Mese, Atila Isikdogan, Antje Kost und Lars Dietershagen (v.l.).

Stolz auf das neue Siegel: Keith Hamaimbo, Ernst-Ludwig Hartz, Anne Leins, Helin-Hilal Mese, Atila Isikdogan, Antje Kost und Lars Dietershagen (v.l.).

Foto: Niklas Schröder

„Kein Platz für Rassismus“ – das haben sich die Schüler und Lehrer des Friedrich-List-Berufkollegs (FLB) zur Aufgabe gemacht und wurden dafür mit dem bundesweiten Prädikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet.

„Attribute wie Wertschätzung, Toleranz und der gegenseitige respektvolle Umgang sind schon immer in unserer Schule verankert gewesen“, sagte Schulleiterin Antje Kost. „Dennoch gibt es beim Thema Rassismus auch bei uns Probleme, die wir zukünftig noch engagierter weiterverfolgen werden.“ Das neue Siegel soll also auch ein Startschuss sein für mehr Möglichkeiten und mehr Präsenz.

Bereits vor drei Jahren hatten die Schüler deshalb viele Unterschiften gesammelt. Gemeinsam mit den Lehrern verpflichteten sie sich, verstärkt gegen Rassismus aktiv zu werden. Nach zwei Corona-Jahren konnte am Freitag im Rahmen eines Schulfestes nun die offizielle Übergabe des Logos erfolgen. Keith Hamaimbo vom Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Bonn überreichte das Zertifikat an Schulleiterin Kost. „Es ist ein Zertifikat, womit sich die Schule bereit erklärt, etwas gegen Rassismus und Diskriminierung zu tun. Es ist keine Ehrung, sondern eine Hausaufgabe für die gesamte Schule“, sagte Hamaimbo.

17 „Courage-Schulen“ in Bonn

Offiziell darf sich das FLB nun „Courage-Schule“ nennen. Bundesweit gibt es von solchen Schulen bereits mehr als tausend. Allein in Bonn sind es 17 an der Zahl. Der kommunale Ansprechpartner ist Hamaimbo. Im September soll mit dem Konrad-Adenauer-Gymnasium eine weitere Schule hinzukommen, teilte der städtische Mitarbeiter mit. „Das Logo passt zum FLB, da hier auch viele Schüler aus unterschiedlichen Nationen vertreten sind, die im Alltag selbst Rassismus und Diskriminierung erleben – das ist nun ein tolles Zeichen für die Schüler, dass sie bewusst gegen das Thema vorgehen können“, sagte Hamaimbo. „Ich glaube, die Schule ist ein Ort, wo so ein Thema eine große Chance bei vielen jungen Menschen hat. Die Schule kann ein Motor für Veränderungen in der Gesellschaft sein.“ Nach der Übergabe sagte Kost: „Ich finde es sehr schön, dass wir uns jetzt auf den Weg gemacht haben und dieses Siegel bekommen haben. Es bestärkt uns, weiterzumachen, und es soll auch allen Schülern Mut machen, das Thema in der Gesellschaft couragiert anzugehen.“

Ehemaliger Schüler übernimmt Patenschaft

Die Patenschaft für das Logo hat Konzertveranstalter Ernst-Ludwig Hartz übernommen. „Ich habe mich sehr gefreut, als die Schule mich angesprochen hat, weil die Idee hinter dem Projekt klasse ist, und ich hier selbst vor ein paar Jahren zur Schule gegangen bin. Da schließt sich der Kreis“, sagte Hartz.

In einer Projektwoche hatten sich die Schüler mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt. Herausgekommen sind 15 Projekte, die am Freitag präsentiert wurden. Mit einer Fotobox etwa durften die Schüler „ihr Gesicht gegen Rassismus“ zeigen und auf einer Anti-Rassismus-Wall konnten sie ihre Erfahrungen schildern. Zudem wurden verschiedene Podcasts produziert, zwei Sitzbänke gestaltet und Gemeinschaftsgefühl bei einem Tanzworkshop gestärkt.

„Rassismus ist ein wichtigstes Thema im Alltag. Wir haben, am Berufskolleg, jegliche Arten von Ländern, Kulturen, Religionen, Hautfarben, Sprache und Geschlecht – das macht diese Schule so besonders. Jeder kommt mit jeden klar, und hier zählt es nicht, wie jemand aussieht, was einer glaubt oder nicht glaubt und wie jemand spricht“, sagte Helin-Hilal Mese (20) in ihrer Rede. Die Schülerin erlebt im Alltag selbst Rassismus. „Außerhalb dieser Schule passieren leider schlimme Sachen, sei es an der Bushaltestelle oder im Einkaufsladen. Ich selbst erlebe es jeden Tag, sei es von Leuten die viel älter als ich sind oder auch von Kindern, die zu Hause Falsches beigebracht bekommen“, schildert Mese.

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