Projekt „Citizen Map“ des Fringe Ensembles Bonner können Bad Godesberg neu erleben

Bad Godesberg · Seit Mittwoch präsentiert das Fringe Ensemble seine Bad Godesberger „Citizen Map“. Schauspieler geben dabei Privat-Vorstellungen.

 Schauspielerin Bettina Marugg präsentiert „Wohnung frei!“ in einer leer stehenden Villa am Hohenzollernplatz.

Schauspielerin Bettina Marugg präsentiert „Wohnung frei!“ in einer leer stehenden Villa am Hohenzollernplatz.

Foto: Maximilian Mühlens

Am eisernen Eingangstor der Villa am Hohenzollernplatz hängt ein gelbes Schild mit der Nummer 4 und dem Schriftzug „Wohnung frei!“. Im Inneren des herrschaftlichen Hauses ist es kalt. In einem zur Straße gerichteten Raum stehen auf einem runden Teppich ein bequemer Wohnzimmerstuhl und ein Tisch mit vier angezündeten Stumpenkerzen.

Kaum hat man als Besucher auf einer Bank Platz genommen, betritt eine Dame den Raum. Sie macht es sich auf dem Stuhl gemütlich und wickelt sich in eine braune Decke ein. Sie lässt ihren Blick durch den Raum schweifen und beginnt zu erzählen. Sie erzählt, wie sie nach Bad Godesberg kam. In den 1970er Jahren hätte man die Diplomatenstadt eher gemieden. Dann sei dort aber eine Wohnung frei gewesen – nach einem siebenjährigen Aufenthalt in der Türkei nahm sie die Wohnung in Bad Godesberg. Seitdem würde sie erleben, wie sehr sich der Stadtteil gewandelt hat.

Vor allem aber ärgere sie sich über die arabischen Mitbürger, die sich nicht zu benehmen wüssten. Sie werde als Bad Godesbergerin gar nicht wahrgenommen. Sie kritisiert aber auch die Politik und fordert, dass sich etwas ändern müsse. Verkörpert wird die Frau von der Schauspielerin Bettina Marugg, die dem Fringe Ensemble angehört. Den Text, den sie vorgetragen hat, habe eine Autorin geschrieben, die ganz in der Nähe wohnen würde. Das, was sie sagt, hört man in Bad Godesberg tatsächlich öfter.

Die Vorstellung gehört zu dem Projekt „Citizen Map“ des Fringe Ensembles. Dabei handelt es sich um einen interaktiven Stadtrundgang. Die Schauspieler des Ensembles hatten im Frühjahr Bürger ihre Geschichten zu Orten in Bad Godesberg erzählen lassen. Daraus entstand auch der Text, den Marugg gekonnt in Szene setzte. Insgesamt sind 20 Geschichten an 20 Orten entstanden, die die Zuschauer noch bis Samstag, 16. Oktober, erleben können. Dafür wurde auch extra eine Smartphone-App entwickelt, die die Besucher durch die City navigiert – unter anderem mittels Augmented Reality (dt.: erweiterte Realität).

Bis zum kommenden Samstag können Interessierte an verschiedenen Standorten Schauspielerinnen und Schauspieler live erleben und bekommen so eine private Vorstellung. Die Teilnahme ist kostenfrei und beginnt in der Koblenzer Straße 57, wo sich das Projektbüro des Fringe Ensemble befindet. Der Start ist jederzeit im Zeitraum zwischen 16 und 18.30 Uhr möglich. Wer im Aktionszeitraum verhindert ist, kann sich die Godesberger Geschichten später eigenständig erwandern: Nach dem 16. Oktober ist die „Citizen Map App“ in den bekannten Stores für Smartphone-Apps erhältlich.

„Man lernt mithilfe der Tour den Stadtteil kennen und es macht Spaß“, sagte eine junge Frau, die mit vier weiteren Kolleginnen als Betriebsausflug an der Tour des Fringe Ensembles teilnahm. Gut sei es auch, dass man sich nicht strikt an den Plan halten muss, sondern die Stationen auch durcheinander besuchen kann. Dass auch Schauspieler Teil der Tour sind, sei etwas Besonderes, so die Teilnehmerin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort