Taufen kann man auch im Freien Evangelischer Kirchenkreis Bad Godesberg diskutiert alternative Segensformate

Bad Godesberg · Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel hat am Samstag über alternative Segensformate diskutiert. Etwa über ein großes Tauffest aller Bonner Protestanten im Juni 2024 in der Rheinaue.

 Superintendentin Claudia Müller-Bück diskutiert bei der Kreissynode mit dem Godesberger Presbyter Manuel Esser über das Arbeitskreis-Plakat Taufe.

Superintendentin Claudia Müller-Bück diskutiert bei der Kreissynode mit dem Godesberger Presbyter Manuel Esser über das Arbeitskreis-Plakat Taufe.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Was geht eigentlich in der Evangelischen Kirche in Sachen Taufe, Trauung und Beerdigung? Was geht nicht? Und was sollte möglichst geändert werden? Das beschäftigte am Samstag im Godesberger Pauluskirchen-Zentrum die Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. 81 Vertreter aus den 13 Kirchengemeinden von Plittersdorf bis Weilerswist diskutierten zum Thema „Segensräume öffnen.“ Dazu hatte die Landeskirche das Diskussionspapier „Du wirst ein Segen sein“ mit, sperrig formuliert, „Impulsen für eine servicefreundliche, qualitätsvolle und vielfältige Kasualpraxis“ vorgelegt. Doch die Fragestellungen stammen auf jeden Fall mitten aus dem Leben.

Tanz zu Salsamusik während Trauerfeier

Zur aktuellen Situation erklärte Superintendentin Claudia Müller-Bück dem GA auf jeden Fall schon einmal: „Die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare feiern wir genauso wie die verschiedengeschlechtlicher Paare. Das ist leider immer noch vielen nicht bekannt." Man begleite Menschen gerne in Lebensübergängen und lade dabei zur Mitgestaltung ein: durch persönliche Fürbitten, Musik oder Beiträge über die Lebensgeschichte. Und dann berichtete sie aus ihrer Gemeindepraxis: dass bei der Trauerfeier für einen Tänzer die Angehörigen am Sarg zu Salsamusik getanzt hätten. Bei einer Taufe sei gewünscht gewesen, dass das Kind frei nach Klüngelköpp „gedäuf met 4711" wurde. „Andere gießen Wasser aus dem Jordan mit ins Taufbecken, hier wehte ein leichter Duft von 4711 durch die Kirche“, erzählte Müller-Bück schmunzelnd. Heute engagiere sich diese Familie in der Gemeinde.

Trauung mit Ausnahmegenehmigung auch im Garten

Für eine Trauung sei sie auf Wunsch auch schon in einen Garten gekommen. „Traufragen und Segen wurden unter einem uralten Apfelbaum gesprochen.“ Wobei für die kirchliche Handlung im heimischen Garten aktuell noch Ausnahmeregelungen nötig seien. Das werde Anfang 2024 die Landessynode, die zum Thema Entscheidungen fälle, aber möglicherweise aufheben, meinte die Superintendentin. Was auch für die bislang notwendige Kirchenmitgliedschaft mindestens eines Elternteils bei der Taufe eines Kindes gelte. Vielleicht könnten sich Protestanten für Amtshandlungen zukünftig auch an jede Gemeinde wenden, so Müller-Bück. Auch der Fall Christian Lindner, also ob zwei Nicht-Mitglieder auch in der Rheinischen Kirche getraut werden dürften, wurde in der Synode angesprochen. Hier formuliert das rheinische Diskussionspapier eher skeptisch: Man möge doch bitte kreative Wege finden, „die treue (und zahlende) Kirchenmitglieder nicht brüskieren.“

„Popup-Taufen“ in Bad Godesberg

Aktuell schon praktizierte neue Möglichkeiten standen auf jeden Fall im Fokus der Synode. Die Kirchengemeinden Zülpich und Weilerswist etwa taufen schon traditionell am Wasser, nämlich dem Zülpicher See und an der Erft. Pfarrer Gregor Weichsel, Euskirchen, schilderte den Ablauf einer Trauung, auf Wunsch des Paars, mit Pferden und einer anderen im Western-Stil. Pfarrer Oliver Ploch, der am Samstag die Synode in Friesdorf zu Gast hatte, wies auf seine Premiere von „Popup-Taufen“ hin: Am 25. Juni könnten sich Personen ab 10.30 Uhr in der Godesberger Christuskirche, Wurzerstraße 31, und ab 18 Uhr in der Pauluskirche, In der Maar 7, spontan zur Taufe entscheiden, erläuterte er. Man komme einfach eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn und bringe den Personalausweis mit. „Mal sehen, ob das angenommen wird“, sagte Ploch. Im Juni 2024 ist auf jeden Fall wohl in der Bonner Rheinaue ein großes Tauffest geplant: Unter dem Motto „Dich hat der Himmel geschickt“ in Kooperation mit den anderen beiden Bonner Kirchenkreisen, berichtete der Godesberger Pfarrer Tobias Mölleken.

Bei kirchlichen Feiern wie etwa auch zu Einschulungen möge es einfach mehr Service, mehr Vielfalt und gute Qualität geben, hielt die Superintendentin fest. „Wir denken über andere Räume und Orte nach und wollen das, was sich Menschen dabei wünschen, noch stärker berücksichtigen.“ Wichtig sei, schnell und konkret auf entsprechende Anfragen zu reagieren. Und da könne ein Service wie die in Köln schon tätige „Segensagentur“ helfen, die Menschen in Sachen Taufe bis Bestattung professionell und verlässlich berät und geeignete Pfarrpersonen vermittelt. Im Kirchenkreis bildet sich dazu nun eine Arbeitsgruppe.

Nur Events schaffen keine Bindung zur Kirche

In den Diskussionen der Synode wurde dann aber auch Klartext gesprochen. „Wie erreichen wir eigentlich heute noch die Menschen?“, stand angesichts der eklatanten Austrittszahlen auf Ergebnisplakaten. „Und wie nehmen wir die Menschen weiter mit?“ Vorgeschlagen wurden über die üblichen Feiern hinausgehende Aktionen: à la Sternsinger Häuser und Wohnungen zu segnen oder Erinnerungsfeiern für Konfirmanden schon nach fünf und zehn Jahren einzuführen. Ohnehin wolle man mehr über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg arbeiten, wünschten sich Gemeindevertreter. „Wir müssen milieusensibel vorgehen“, wurde gemahnt, aber auch: „Muss Kirche eigentlich jede Mode mitmachen?“ Denn nur Events schafften doch noch lange keine wirkliche Bindung an die Kirche.

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