100-Jährige will sich an Baum ketten Anwohner üben scharfe Kritik an Friesdorfer Bauprojekt

Friesdorf · Die Wohnbau GmbH möchte in Friesdorf 54 Wohnungen errichten und zwar auf dem – bereits in Teilen bebauten – Areal zwischen Rüdesheimer und Eltviller Straße. Die Anwohner lehnen das ab, die Stadt hat jedoch einen positiven Vorbescheid erteilt.

 Lisa Berger beteiligt sich an der spontan organisierten Unterschriftenaktion von Alfred Schenk.

Lisa Berger beteiligt sich an der spontan organisierten Unterschriftenaktion von Alfred Schenk.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Zehn Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 54 Wohneinheiten möchte die Wohnbau GmbH in Friesdorf errichten, und zwar auf dem – bereits in Teilen bebauten – Areal zwischen Rüdesheimer und Eltviller Straße. Gegen das Vorhaben formiert sich Widerstand in der Nachbarschaft. Nicht nur, dass durch die Bebauung die Grünanlagen zwischen den Gebäuden massiv beschnitten würden. Für die Neubauten müssen laut Stadt 25 Bäume gefällt werden. Ein Unding, meinen die Anlieger, die vor wenigen Tagen in einem Infobrief der GmbH von der Maßnahme erfahren haben.

Geplant ist laut Stadt, zwei Häuser mit jeweils drei Wohneinheiten an der Eltviller Straße zu errichten. Sie sollen die Gebäudezeile mit den Hausnummern 10 und 12 in südwestlicher Richtung um je rund 8,60 Meter verlängern. Darüber hinaus sollen auf dem Areal acht dreigeschossige Gebäude entstehen, in jedem befinden sich sechs Wohnungen. Sie erhalten wahlweise Wintergärten oder Dachterrassen. Dadurch, so die Stadt,  bildeten die Neu- in Verbindung mit den Bestandsbauten „einen geschützten Innenhofbereich“.

Für die Autos der neuen Bewohner sollen 45 Parkplätze gebaut werden – 37 in einer Tiefgarage im südlichen, acht weitere oberirdisch im nordwestlichen Teil des Grundstücks, heißt es in der städtischen Vorlage. Hinzu kommen 124 Abstellplätze für Fahrräder, die sich in der Garage und den Innenhöfen befinden. Dafür müssen 25 Bäume weichen, „ein entsprechender Fällantrag wird Bestandteil des Baugenehmigungsverfahrens“, teilt die Stadt mit.

Harte Kritik am Projekt

„Wir sind alle entsetzt und erschüttert“, so Alfred und Manuela Schenk, die sich gegen das Vorhaben aussprechen – und tätig geworden sind. Gemeinsam mit Claudia Michels hat das Ehepaar eine Aktion initiiert, um Unterschriften gegen die geplante Bebauung zu sammeln. Bei dieser Gelegenheit, so Alfred Schenk, wurden zwei Anwohner mobilisiert, deren Hobby die Ornithologie ist. Sie wollen das Areal nun hinsichtlich der Vogelvielfalt unter die Lupe nehmen. Die Aktion ist gut angelaufen: Allein am Wochenende kamen 170 Unterschriften zusammen, Ende offen. Außerdem sollen weitere Aktivitäten folgen, um „mit kommunalpolitischer und juristischer Hilfe frühzeitig die weitere Bauplanung zu stoppen“, so Alfred Schenk. Mit dabei war auch die 100-jährige Lisa Berger, die quasi von Anfang an, seit rund 70 Jahren, in der Siedlung wohnt. Ihr liegen besonders die Bäume am Herzen, die, so berichtet Berger, zum Teil älter als 80 Jahre sind. Um sie zu retten, würde sie einiges tun. „Ich würde mich notfalls an einen der Bäume ketten“, stellt Berger fest.

Die Stadt steht dem Bauvorhaben positiv gegenüber. Man verfolge das Ziel „behutsamer Nachverdichtung an dafür geeigneten Stellen im Stadtgebiet“, so Markus Schmitz vom städtischen Presseamt auf GA-Anfrage. Das Vorhaben in Friesdorf werde „aus städtebaulicher Sicht als verträglich erachtet“. Sprich: Die geplanten Häuser fügen sich nach Ansicht der Verwaltung in die Umgebung ein, verkehrliche Belange werden berücksichtigt, viele Bäume erhalten. Daher habe man Ende März einen positiven Vorbescheid erlassen, mit der Maßgabe, die Bewohner zeitnah zu informieren. Nun hat der Bauherr einen Rechtsanspruch darauf, das Vorgaben gemäß dieses Bescheids umzusetzen, so Schmitz.

Zwischen Rüdesheimer und Eltviller Straße Areal sollen ausschließlich Mietwohnungen entstehen, für die es in Bonn einen allgemeinen Bedarf gebe, so die Wohnbau GmbH, zu deren Bestand das Quartier seit 1986 gehört. In einer Bürgerinformation soll das Vorhaben vorgestellt, offene Fragen beantwortet werden. Wie eine solche Veranstaltung in Corona-Zeiten aussehen kann, steht allerdings noch nicht fest.

„Eine Anforderung des Vorbescheides ist die Erarbeitung eines komplett neuen Außenanlagenkonzeptes“, so Anja Kasper von der GmbH. „In der jetzt vorliegenden Ideenskizze wird eine deutlich höhere Wertigkeit der Außenanlage angestrebt.“ Darüber hinaus werde man alle satzungsgeschützten Bäume, die gefällt werden müssten, gemäß Anforderung der Umweltbehörde ersetzen. 

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