Umgestaltung der Bad Godesberger Innenstadt Gewerbetreibende kritisieren Zukunftsvisionen für die City

Bad Godesberg · Nach der Beteiligungsveranstaltung für die Gewerbetreibende zur Umgestaltung der Bad Godesberger Innenstadt, bleiben Fragen offen. Der Einzelhandelsverband sieht die Ideen „weit ab von der Realität eines in der Innenstadt angesiedelten Händlers“.

Rickmer Niehuss erklärt in der Stadthalle den Gewerbetreibenden die Pläne.

Rickmer Niehuss erklärt in der Stadthalle den Gewerbetreibenden die Pläne.

Foto: Maximilian Mühlens

Nach der Beteiligungsveranstaltung zur Umgestaltung der Bad Godesberger Innenstadt am vergangenen Freitag herrscht unter den Gewerbetreibenden teilweise Verärgerung und Irritation. Wie berichtet, hatte in der Stadthalle eine Informationsveranstaltung für Eigentümer und Gewerbetreibende stattgefunden. Erst waren die Eigentümer eingeladen, danach die Händler. Presseöffentlich war nur die letztgenannte Runde.

Die Gewerbetreibenden stören sich vor allem daran, dass die Innenstadt in Zukunft zu „einem Wohnzimmer für ganz Godesberg“ umgestaltet werden soll, wie es von den Planern hieß. Nicola Linde, die in der Bürgerstraße ein Geschäft betreibt, konnte nicht nachvollziehen, warum Vorschläge und Befürchtungen „abgebügelt“ wurden.

Planungen wurden bereits angepasst

In den Parksälen stellte Rickmer Niehuss vom Berliner Büro capattistaubach, das den Wettbewerb gewonnen hatte, die aktuellen Pläne vor. Ihm zur Seite stand Geschäftsführer Matthias Staubach. „Wir wollen, dass es keine Restflächen gibt, sondern, dass die gesamte Stadt umgestaltet wird“, so Niehuss.

Man habe aber festgestellt, dass sich nicht alles so schnell realisieren ließe, weshalb die bisherigen Visionen überarbeitet wurden. Zum Beispiel habe man die Villichgasse aus den Planungen bereits herausgenommen, bislang war sie noch in diesen enthalten. Auch habe man erkannt, dass Bäume der Feuerwehr im Weg stehen könnten. „Wir zeigen immer das Optimum, daher sind alle Bäume in unseren Grafiken groß“, so Niehuss. Dem Theater hätte es gutgetan, wenn es Luft bekommen hätte, so Niehuss.

Die Pläne, die Pavillons, die unter anderem Tee Gschwendner beherbergen, abzureißen und durch einen Platz zu ersetzen, seien ad acta gelegt. Dass diese nun erhalten bleiben sollen, sei gut für die „Gewerbetreibenden“. Niehuss gab zu, dass man bei der Erstellung der Visionen nicht „jeden einzelnen Gewerbetreibenden im Blick“ gehabt habe.

Kritik vom Einzelhandelsverband

Kritik gibt es vor allem von Einzelhandelsverbandsvorsitzenden Jannis Vassiliou, der auch am Freitag zugegen war. „Der von capattistaubach präsentierte Entwurf hat die Händlerschaft erschrocken und vor den Kopf gestoßen. Die Pläne der Landschaftsarchitekten zeigen zwar Pflanzen, Bäume und andere Ausstattungselemente, in keiner Weise aber werden die Interessen der Verbraucher, die in die Innenstadt kommen, um beispielsweise einzukaufen, berücksichtigt“, so Vassiliou gegenüber dem GA, „auch ein Konflikt zwischen Begrünung und Schaufenstern, beziehungsweise Sichtachsen zu den Schaufenstern, scheinen weder bedacht worden zu sein, noch wurden sie dargestellt“.

Vassiliou pochte darauf, dass „eine Innenstadt in erster Linie ein Versorgungs- und Handelsplatz“ sei. Ein reiner Aufenthaltsort sei realitätsfern und widerspreche den Funktionen einer Innenstadt. „In der jetzigen Vorentwurfsplanung ist die Umgestaltung der Innenstadt weit ab von der Realität eines in der Innenstadt angesiedelten Händlers“, so der Einzelhandelsverbandsvorsitzende.

Stephan Wimmers, Geschäftsführer Handel, Verkehr, Tourismus und Kultur bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg, fehlte eine Moderation für die Veranstaltung. Ihm sei negativ aufgefallen, dass Planer Staubach bei Wortbeiträgen den Personen „immer ins Wort gefallen“ sei. Wimmers habe Vorschläge gemacht, wie zum Beispiel, dass man im Vorfeld mit den Betroffenen spreche, wenn man ihnen ein Beet vor das Geschäft einplant. „Man muss mit den Leuten auch sprechen“, so der IHK-Vertreter.

Keine Aufklärung über die Kosten

Ähnlich sieht es Peter Otting vom Centermanagement der Fronhofer Galeria. Er war bei der Veranstaltung der Eigentümer und bei der für die Gewerbetreibenden. „Mich hat es ein wenig irritiert, dass es zwei Veranstaltungen gab“, so Otting zum GA.

Bei den Eigentümern seien die Erklärungen sehr detailliert gewesen. Irritiert habe ihn auch, dass die Planer bei der Fronhofer Galeria immer an „Galeria Kaufhof“ dachten. „Es geht um die Klimatisierung der Innenstadt, was mit dem Handel passiert, scheint egal zu sein“, so Otting. Niemand habe ihm antworten können, mit welchen Kosten zu rechnen sei und ob es Anliegerbeiträge gibt. Gleichwohl sagt er, dass eine Veränderung gut sei – sie müsse nur abgesprochen sein.

Eine Meinung, die auch Do Thi Quyen vertritt. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie das „Bistro am Theater“. Nach der Veranstaltung fühle sie sich „nicht sicherer“. Die Vision der Planer: Dort, wo sich heute der Außenbereich ihres Bistros befindet, könnte ein kleiner Stadtgarten entstehen. Für die Gastronomin unvorstellbar.

Nicht alle hatten eine Einladung vorliegen

Do Thi Quyen ärgerte sich, dass sie keine Einladung in die Stadthalle erhalten habe, ihrem Nachbarn, einem Kioskbetreiber, sei es ähnlich ergangen. Eine andere Nachbarin habe sie darauf aufmerksam gemacht, sie hatte einen Brief im Briefkasten. „Die Stadtverwaltung hat am 23. Januar per E-Mail die Einladung zur Beteiligungsveranstaltung für die Gewerbetreibenden am 10.2. samt Hinweis auf die allgemeine Öffentlichkeitsbeteiligung am 11.2. an die entsprechenden Verbände von Einzelhandel, Gastronomie und Gewerbe (z.B. Einzelhandelsverband, DEHOGA, Bad Godesberg Stadtmarketing und Industrie- und Handelskammer) geschickt, verbunden mit der Bitte an die Verbände, ihre Mitglieder, die ein Gewerbe im Innenstadtbereich betreiben, entsprechend zu informieren“, erklärte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann.

Büro capattistaubach zieht positives Fazit

Das Büro capattistaubach zieht nach den Veranstaltungen „ein insgesamt positives Fazit sowohl zur Beteiligung als auch den vorgestellten Umbauplänen“, wie dem GA auf Anfrage mitgeteilt wurde.

„Hervorheben möchten wir hierbei das Engagement der Stadtverwaltung und die rege Beteiligung der Bürger, insbesondere am samstäglichen Stadtrundgang“, so der Landschaftsarchitekt Staubach. Die Positionierung der Gewerbetreibenden zu den Umgestaltungsplänen fand das Planungsbüro allerdings als „wenig hilfreich“. „Wir hatten den Eindruck, dass die vorgestellten Pläne pauschaler Kritik begegneten, die nach unserem Empfinden unter anderem wenig sachdienlich und in Teilen auch abschätzig vorgetragen wurde“, so Staubach. Dies sei „etwas befremdlich“ gewesen.

„Aufgrund der sehr detailliert bereitgestellten Informationen hätten wir uns auf den konkreten Ort bezogen, etwas mehr konstruktive Hinweise und Anregungen gewünscht“, so Staubach weiter. Auch hätten die Gewerbetreibenden, so weit wie für ihn erkennbar, „die Möglichkeit des weiteren Austausches am samstäglichen Stadtrundgang“ nicht genutzt.

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