Heiderhof in Bad Godesberg Autofahrer halten sich nicht an Sperrung zum Krötenschutz

Heiderhof · Acht Wochen lang sperrt die Stadt Bonn für den Verkehr einen 100 Meter langen Abschnitt des Heiderhofer Philosophenrings. In diesem Zeitraum sind dort Kröten, Teichmolche und Springfrösche unterwegs. Einige Autofahrer halten sich jedoch nicht daran.

Die Barrieren zum Schutz der Krötenwanderung am Philosophenweg sind wieder aufgestellt.

Die Barrieren zum Schutz der Krötenwanderung am Philosophenweg sind wieder aufgestellt.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Seit dem 21. Februar hat die Stadt einen 100 Meter langen Abschnitt des Heiderhofer Philosophenrings für den Verkehr gesperrt. Acht Wochen lang sollen die auf dem Nachbargelände ansässigen Erdkröten, Teich- und Bergmolche sowie Springfrösche die Chance haben, zwischen Fichte- und Nietzschestraße zwecks Fortpflanzung sicher zu den nahen Teichen zu gelangen. Die Tiere sollen kurzzeitig Vorfahrt haben. Seither umfährt immer mal wieder der eine oder andere Verkehrsteilnehmer die Absperrungen auf den angrenzenden Grünflächen, wie Fahrspuren zeigen.

Wie Spaziergängern dem GA berichteten, wurden am Wochenende jedoch die an beiden Enden des Teilstücks aufgestellten Barriereelemente von unbekannten Verkehrsteilnehmern verschoben. Die Durchfahrt war somit frei. Dabei sind die Anlieger von der acht Wochen dauernden Teilsperrung eigentlich gar nicht betroffen: Alle Häuser am Philosophenring sowie an Fichte- und Nietzschestraße sind aus der Richtung des Lyngsbergstadions problemlos anzufahren. Nur die Buslinie 613 stoppt in diesen zwei Monaten statt an den Haltestellen Kant- und Nietzschestraße nun oberhalb des Philosophenrings am Akazienweg.

„Die Stadt appelliert an die Bevölkerung, sich an die Sperrung zu halten“, erklärt dazu Bettina Molly, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, auf Anfrage. Sie bittet darum, auf den mit Warnschildern markierten Strecken besonders achtsam zu sein. „Die Querung von Straßen ist für die Tiere lebensgefährlich“, erinnert Molly. Innerhalb weniger Tage könnten fast ganze Populationen ausgelöscht werden. „Der Bestand der Amphibienarten geht seit vielen Jahren immer weiter zurück.“ Die Tiere überquerten den Philosophenring insbesondere in der Dämmerung und in der Nacht, um in den Heiderhofer Teichen zu laichen. In der Dunkelheit könnten die Tiere also auf Straßen mit schnell fahrenden Autos und Radfahrenden leicht übersehen werden.

Bei einer Begehung im März des vergangenen Jahres hatten Monika Hachtel von der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft und Anke Breuer von der Unteren Landschaftsbehörde dem GA die seit Jahrzehnten gleichen Wege der Kröten und Frösche zu den Heiderhofer Teichen gezeigt. Sobald es wärmer wird und möglichst noch regnet, kommen die Tiere über Nacht aus ihren Winterquartieren zu den Gewässern zurück, wo sie selbst geboren wurden. In warmen Nächten beginnen die Männchen dann im Teichwasser zu balzen und klammern sich an den größeren Weibchen fest. Die Befruchtung läuft äußerlich: Das Paar sondert seine Samen und Eier im Wasser ab, wo sich beide dann verbinden.

Die Eltern treten innerhalb der Wochen, in denen der Philosophenring gesperrt ist, wieder den Rückweg an. Währenddessen verwandeln sich die befruchteten Eier in Kaulquappen, die sich im Teich vegetarisch ernähren. Anfang Juni entwickeln sich daraus Jungtiere, die zu Fleischfressern werden: Sie fressen Mücken und Schnecken. Sie seien also in dem Sinne sehr nützlich für den Menschen, betonten Hachtel und Breuer. Bei den Heiderhofer Amphibien handelt es sich übrigens um besonders geschützte Arten, die nach dem Bundesartenschutzgesetz nicht gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen.

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