Kreuz und quer durch die Innenstadt GA-Redakteur auf Stadtsafari in Bad Godesberg
Bad Godesberg · Ein Godesberg-Neuling betrachtet die Ortsteile mit den Augen des Erstbesuchers – und mit unverstelltem Blick auf die Dinge. GA-Redakteur Alexander Barth hat für den finalen Teil der Serie Eindrücke aus der Innenstadt aufgeschrieben.
Die finale Etappe der Reise durch Bad Godesbergs Ortsteile beginnt dort, wo wohl die meisten das Zentrum verorten würden, wenn auch nicht dessen sehenswerteste Ecke – am Zusammentreffen der Achsen Theaterplatz und Am Michaelshof gelingen dem Neuling Ausblicke in das Früher und Heute.
Die eine Achse mit Blickrichtung Godesburg einerseits und Kurpark andererseits, die andere mit Sicht auf Fronhof und besagten Theaterplatz: Da sich Zentren längst an ihren Einkaufsstraßen manifestieren, ist der Stadtwanderer hier offensichtlich mittig angekommen. Von hier lässt sich ausschwärmen in alle Richtungen und damit Lebenswelten – dorthin, wo es auch den Stadtwanderer in den vergangenen Wochen hingezogen hat. Das Herz hat er sich für den guten Schluss aufbewahrt. Ein Herz, so hat sich in seinen ersten Godesberger Monaten immer wieder gezeigt, das mit einem heute vielerorts vermissten Erscheinungsbild nicht mehr viel zu tun hat.
Altstadtsanierung – dieses Wort hat der Neue schon öfter im beruflichen wie privaten Godesberger Zusammenhang vernommen, oft verbunden mit abschätzigen Ausführungen oder mindestens einem Augenrollen. Dass diese Einschätzungen offenbar nur von solchen Zeitgenossen stammen können, die die Godesberger Realitäten vor und in den 1970er Jahren live erlebt haben, wird dem Redakteur beim Gang hinauf zum Michaelplatz und bei einer spontanen Passantenumfrage klar. Nur einer von vier Angesprochenen hat auf die Frage nach dem Namen dieses Platzes eine Antwort. Die kommt von einer betagten Dame am Fuß der backsteingesäumten Schräge und trifft zu. Die anderen verorten den Platz im Bereich der Namenlosigkeit.
Dass die Freitreppe hinauf zum Michaelplatz – und damit auch zum markantesten, weil den meisten Raum greifenden Komplex der jüngeren Godesberger Geschichte – kein städtebaulicher „Stairway to Heaven“ ist, mit diesem Eindruck steht der Neuling dem bisherigen Vernehmen nach nicht allein. Ob der seinerzeit mit der großen Umbaumaßnahme Innenstadt beauftragte Architekt Gottfried Böhm diesen Ort als anonyme Durchgangsstation im Sinn hatte? Wohl kaum. Ein solcher scheint er allerdings zu sein. Schließlich enden die Abzweige allem Augenschein nach in Hauseingängen. Durchgänge sind hingegen Mangelware.
An dieser Stelle der Reise hat der urbane Entdecker das historische Zentrum – oder das, was davon übrig ist – bereits wohlbeeindruckt hinter sich gelassen.
Den Kur- und Stadtpark mit seinen Bauten hat er in den vergangenen Monaten schon mehrfach aufgesucht. Das kleine Theater, die Stadthalle, ja sogar das Carillon sind ihm dabei und bereits vertraute Erscheinungen. Die kurfürstliche Zeile, so scheint es dem Neuen, ist darüber hinaus einer der markantesten Fixpunkte alter Godesberger Herrlichkeit – der aber auch ob seiner Lage im heutigen Stadt- und Verkehrsbild weniger Wahrnehmung genießt als früher. Mit der Redoute am stadtnahen Ende liegt allerdings eine vielbeachtete Visitenkarte für dieses Stück Zentrum aus.
Die Grenzen zwischen den Ortsteilen sind fließend
Immer wieder hat der Stadtwanderer im GA-Auftrag in den vergangenen Monaten vernommen und erlebt, wie fließend und mehr oder weniger unsichtbar die Grenzen zwischen den Ortsteilen Bad Godesbergs daherkommen. Dass einer von ihnen gar den allerwenigsten bekannt oder im allgemeinen Sprach- und Verortungsgebrauch enthalten ist, wundert doch ein bisschen. So bekommt Godesberg-Nord mit ein wenig Fantasie gar veritables Bielefeld-Format. Klebt man der westfälischen Metropole doch seit Jahren ein „Gibt-es-gar-nicht“-Etikett auf. Gibt es doch: Kein anderer Eindruck offenbart sich dem Wanderer, der hinter dem in der kollektiven Godesberger Erinnerung hartnäckig verankerten „Aennchen“ ein vielgesichtiges Viertel entdeckt.
Von einer bunten Mischung an Milieus und Lebensentwürfen mitgeprägt, offiziell im Stadtgefüge festgeschrieben, aber dennoch ohne nach außen wirkenden Typisch-Charakter, so fällt der spontane Eindruck des Safari-Gängers vor Ort und in der Recherche danach aus. Sowohl im Kollegenkreis wie im alltäglichen Umgang wurde und wird Godesberg-Nord dem Vernehmen nach der Innenstadt zugeschlagen. Dies liegt auf der Hand, fügt es sich doch in die dort vorhandene Mischung von Vor- und Nachkriegsbebauung ein, architektonische Kleinode inklusive: Das Quartier um die Kreuzung mit Truchseßstraße und Weißenburgstraße hat vom altehrwürdigen Hexenhäuschen bis zum modernen Mehrfamilienkubus einiges zu bieten.
Im Rücken des „unsichtbaren“ Ortsteils und entlang des versteckten und waldnahen Promenadenwegs wählt der Stadtwanderer die finalen Schritte seiner Reise zurück ins nominelle Zentrum. Natürlich nicht, ohne dem namensgebenden Hügel samt Landmarke einen Besuch abzustatten. Die Godesburg ist ein Hingucker, keine Frage. Ein Friedhof zu ihren Füßen erzählt auch auf dieser Etappe noch Geschichten aus dem wilden Bonner Süden. Irgendwie angekommen, lautet der letzte Gedanke.