Prominenter Politiker und Muffendorfer Bürger Vor 25 Jahren starb Kai-Uwe von Hassel

Muffendorf · Mit einer Gedenkfeier zum 25. Todestag von Kai-Uwe von Hassel wurde auf dem Friedhof an Alt-St. Martin der verstorbene Landes-, Bundes- und Europapolitiker geehrt. Am Grab sprach der Generalinspekteur der Luftwaffe Ingo Gerhartz. Im GA-Gespräch mit dem GA erinnert sich Monika von Hassel an ihren Mann.

 Der ehemalige Generalmilitärdekan Erhard Knauer (li.), Monika von Hassel (zweite von links) und rechts neben ihr Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, sowie weitere Gäste am Grab von Kai-Uwe von Hassel.

Der ehemalige Generalmilitärdekan Erhard Knauer (li.), Monika von Hassel (zweite von links) und rechts neben ihr Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, sowie weitere Gäste am Grab von Kai-Uwe von Hassel.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ schallte am Sonntagmittag zu Ehren von Kai-Uwe von Hassel vom Muffendorfer Friedhof. Bläser des Musikcorps der Bundeswehr spielten am Grab des am 8. Mai 1997, also vor genau 25 Jahren, verstorbenen Landes-, Bundes- und Europapolitikers dessen Lieblingslied. Von Hassel war gläubiger Protestant und seine letzten 20 Jahre in Muffendorf ansässig. Er hatte in seiner politischen Karriere Akzente als Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Bundesverteidigungs- und Vertriebenenminister, Bundestagspräsident und Präsident der Europäischen Union Christlicher Demokraten gesetzt. Neben von Hassels Witwe Monika gaben ihm nun zahlreiche Weggenossen, darunter prominente Vertreter der Bundeswehr, die Ehre. Am Grab sprachen Ingo Gerhartz, der aktuelle Generalinspekteur der Luftwaffe, sowie der ehemalige Generalmilitärdekan Erhard Knauer.

Von Hassel trat 1963 ins Scheinwerferlicht der Bundespolitik

Ins Scheinwerferlicht der Bundespolitik war der 1913 in eine tansanische Pflanzerfamilie hineingeborene, aber in Norddeutschland aufgewachsene von Hassel 1963 von Bundeskanzler Konrad Adenauer geholt worden. „Der Alte“ hatte seinen bisherigen strapaziösen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß mit „einem ruhigen, gut erzogenen, feinen Mann“, eben dem damaligen Kieler Ministerpräsidenten von Hassel, ersetzen wollen. „Meiner Meinung nach waren die größten politischen Verdienste meines Mannes zwei damalige Personalentscheidungen für hervorragende Experten“, erklärt heute Monika von Hassel, eine Historikerin, die den Politiker als engagierte Journalistin kennenlernte. Ihr Mann machte Ulrich de Maiziere zum Generalinspekteur und Johannes Steinhoff zum Luftwaffeninspekteur und erweiterte die Kompetenzen beider Ämter. „Das waren wichtige Weichenstellungen, die in die Zukunft wiesen“, betont seine Frau Monika.

Von Hassel hat sich für den Verbleib der Regierung in Bonn eingesetzt

Sie selbst heiratete von Hassel 1972, als er in der Umbruchszeit nach 1968 als Bundestagspräsident zweiter Mann im Staat war und sich durch seine faire und sachliche Amtsführung Respekt verschaffte. Sie war mit dem gemeinsamen Sohn an seiner Seite, als er ab 1977 als Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, bis 1980 als Präsident der Parlamentarischen Versammlung der Westeuropäischen Union und bis 1984 als Abgeordneter des Europäischen Parlaments internationale Politik betrieb. „Gelebt hat er aber sehr gerne in Bad Godesberg“, erinnert sich seine Witwe. Und ihr Mann habe sich im Hauptstadtstreit 1990 leidenschaftlich für den Verbleib in Bonn und für die Würdigung der Bonner Republik eingesetzt. Dabei wurde der Politiker mit der sonoren Stimme in den damaligen Medien vom Naturell her eher als „nüchternes Nordlicht“ charakterisiert. „Nüchtern trifft es nicht richtig“, widerspricht seine Witwe. „Mein Mann war sachbezogen.“

Von Hassel starb an einem Herzinfarkt

Verloren hat sie ihn vor genau 25 Jahren unerwartet bei den Feierlichkeiten zur Verleihung des Karlspreises an den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog in Aachen. „Es war Christi Himmelfahrt. Wir kamen gerade aus dem Dom, wo der Bischof sehr erbaulich an die Politik appelliert hatte, auch an den Himmel, an die Endlichkeit zu denken“, erzählt Monika von Hassel. Auf dem Weg in den Rathaussaal sei ihr Mann plötzlich zu Boden gegangen. „Und er war sofort tot, Herzinfarkt.“ Die herbeigeeilten Notärzte hätten ihn nicht retten können. In ihrer großen Trauer sei sie dann aber Roman Herzog dankbar gewesen, fährt von Hassel fort. Der habe für ihren Mann am 16. Mai 1997 im Bonner Hofgarten eine Staatsbegräbnis-Zeremonie organisieren lassen. „Die war so ergreifend, dass ich getröstet nach Hause ging.“

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