Umfrage beim Neujahrsspaziergang Welche Wünsche und Vorsätze haben die Bad Godesberger?

Bad Godesberg · Nach der wilden Silvesternacht geht es für viele Godesberger zum ruhigen Neujahrsspaziergang an den Rhein. Welche Wünsche haben sie für 2023? Welche Vorsätze? Ein Spaziergang an der Rheinpromenade.

„Ich möchte mir meine Zuversicht nicht nehmen lassen", sagt Klaus von Schnakenburg zu seiner Frau Gisela beim Neujahrsspaziergang. Positiv gestimmt blicken die beiden Rüngsdorfer ins neue Jahr.

„Ich möchte mir meine Zuversicht nicht nehmen lassen", sagt Klaus von Schnakenburg zu seiner Frau Gisela beim Neujahrsspaziergang. Positiv gestimmt blicken die beiden Rüngsdorfer ins neue Jahr.

Foto: Stefan János Wágner

15 Grad, bewölkt. Insgesamt ist die Stimmung an der Rheinpromenade am Neujahrstag gut. Voll ist es nicht. Jogger sind unterwegs, Radfahrer, vereinzelt Spaziergänger. Eigentlich ein ganz normaler Tag. Die Begegnungen mit den Menschen, die hier zu Wort kommen, sind zufällig. Die Ansichten sind nicht repräsentativ. Viele zeigen sich offen, bleiben stehen, erzählen. Rheinländer sind bekanntlich kommunikativ.

Anne Kläs hat sich einige Ziele für das neue Jahr gesteckt: „Das sind so Kleinigkeiten wie: weniger das Auto nehmen, weniger Müll produzieren, damit die nächste Generation gut leben kann.“ Die junge Mutter blickt auf ihre sechs Monate alte Tochter im Kinderwagen. „Wir wollen gute Eltern sein für unsere Kleine“, sagt sie. Vor allem möchte sich Kläs mehr Zeit nehmen für kleine Gesten: „Zum Beispiel eine Umarmung. Das geht manchmal verloren.“ Auch mehr für die Gesundheit tun und Sport treiben steht auf der Liste der Godesbergerin.

Zeit nehmen für kleine Gesten: „Zum Beispiel eine Umarmung. Das geht manchmal verloren", sagt Anne Kläs.

Zeit nehmen für kleine Gesten: „Zum Beispiel eine Umarmung. Das geht manchmal verloren", sagt Anne Kläs.

Foto: Stefan János Wágner

Sehr akzentuiert formuliert Alwine Merz, die im Villenviertel ihr Zuhause hat, was für sie im Vordergrund steht: „Nur Gesundheit, das ist das Wichtigste.“ Und sie fügt hinzu: „Frieden für alle.“ In die gleiche Richtung denkt Gabriele Dibos, die zum Neujahrsspaziergang aus Lohmar an den Rhein gekommen ist: „Ich wünsche mir, dass der Krieg aufhört.“

 Gabriele Dibos, die zum Neujahrsspaziergang aus Lohmar an den Rhein gekommen ist: „Ich wünsche mir, dass der Krieg aufhört.“

Gabriele Dibos, die zum Neujahrsspaziergang aus Lohmar an den Rhein gekommen ist: „Ich wünsche mir, dass der Krieg aufhört.“

Foto: Stefan János Wágner

Luise Müller und ihren Mann Joachim, die am Stadtwald leben, zieht es jeden Tag an den Rhein. Zwecks Erholung und Entspannung. „Hoffentlich bleibt das auch so“, wünscht sich die Rentnerin. „Wir sind eigentlich wunschlos glücklich, wir sind auch schon über achtzig.“ Mit Blick auf die allgemeine Lage wünschen sich die beiden, dass der Krieg in der Ukraine zu Ende geht. Auch haben sie die Pandemie satt.

 Michael Müller ist nach Rösrath abgewandert und bereut es: „Vielleicht musste ich erst mal weg, um zu erkennen und wertzuschätzen, was Bonn für mich ausmacht.“

Michael Müller ist nach Rösrath abgewandert und bereut es: „Vielleicht musste ich erst mal weg, um zu erkennen und wertzuschätzen, was Bonn für mich ausmacht.“

Foto: Stefan János Wágner

„Ich bin in einem Prozess des Bereuens.“ Nachdenklich schaut Michael Müller auf den Rhein, das Siebengebirgspanorama. Zwanzig Jahre hatte er in Bonn gelebt, vor einem Jahr zog er nach Rösrath. Seine Schwester bot ihm dort eine Wohnung an. „Mir ist bewusst geworden, dass ich den Rhein vermisse.“ Mit Rösrath ist er nicht warm geworden. Sein Entschluss ist klar: „Wenn sich eine Tür öffnen würde, ziehe ich zurück nach Bonn.“ Der Neujahrsspaziergang habe ihm Klarheit geschafft, sagt Müller: „Vielleicht musste ich erst mal weg, um zu erkennen und wertzuschätzen, was Bonn für mich ausmacht.“

Abstrakte und konkrete Wünsche fürs neue Jahr

Die zwanzigjährige Medizinstudentin Luna will glücklicher auf ihre Leistungen an der Uni schauen können. Die Muslima möchte zudem mehr Zeit ihrer Religiosität widmen: „Ich will mehr beten und im Koran lesen.“ Vom Lesen nehme sie viel mit, erzählt die junge Frau. „Wissen ist das A und O, wenn man sich einer Religion zugehörig fühlt.“ Und die Studentin fügt hinzu: „Je mehr ich weiß, desto mehr erfüllt mich das. So fühle ich mich Gott näher.“ Ihre Freundin Amal dagegen hat spontan einen sehr profanen Wunsch: „Ich will dieses Jahr meinen ersten Klimmzug schaffen.“ Zudem möchte Amal Erfahrungen im Ausland sammeln. Dieser Vorsatz wird bereits im Februar umgesetzt: „Ich reise nach Ghana.“ Sie will Menschen in den Städten Accra und Kumasi kennenlernen, sich mit deren Kultur auseinandersetzen, ihren Horizont erweitern.

Nicht alle Passanten, die sich bei den milden Temperaturen an den Rhein begeben haben, um sich die Beine zu vertreten, haben sich klare Ziele gesteckt oder Vorsätze gemacht. Manche Wünsche sind auch eher allgemeiner Art. So äußerte GA-Leser Joachim Lüdenbach den Wunsch, dass der GA in seiner Berichterstattung hinterfragt, „wen die Stadt Bonn so alles einstellt“. Er habe recherchiert, dass sich Freiburg im Breisgau mit ähnlich vielen Einwohnern nur halb so viele städtische Angestellte leistet. Der GA hatte zuletzt berichtet, dass die städtischen Ausgaben für das eigene Personal nach Plänen der Verwaltungsspitze drastisch steigen werden.

Gisela von Schnakenburg hat eine Parole für das neue Jahr formuliert, die ein bisschen wie eine Kampfansage klingt: „Nicht hängen lassen. Weitermachen!“ Ihr Mann Klaus bringt es ebenfalls in einem Satz zum Ausdruck: „Ich möchte mir meine Zuversicht nicht nehmen lassen.“ Die beiden Rüngsdorfer wollen im Älterwerden die Dinge rings um sich herum gelassener nehmen.

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