Geistlicher Autor Bonner Autoren geben Tipps gegen seelische Wunden

Bad Godesberg · Das erste gemeinsame Buch des evangelischen Pfarrers Rainer Fincke und von der Therapeutin Ulla Peffermann-Fincke beschäftigt sich mit seelischen Wunden.

 Die Rigalsche Kapelle gehört zu Pfarrer Finckes Kirchen der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde.

Die Rigalsche Kapelle gehört zu Pfarrer Finckes Kirchen der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Rainer Fincke, Pfarrer der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde, hat diese Woche mit seiner Frau das erste gemeinsame Buch herausgegeben. Ulla Peffermann-Fincke arbeitet als Heilpraktikerin und therapeutische Seelsorgerin. Das Paar stellt sich einem ernsten Thema: der schwierigen „Kunst, sich (nicht) verletzten zu lassen“. Trotzdem endet das Buch nicht zufällig mit einem selbstironischen Witz: Am Himmelstor sortiert Petrus den Pfarrer erst einmal aus, während er dem Busfahrer sofort den Eintritt in den Himmel erlaubt. Um auf die Entrüstung des Gottesmannes hin zu erklären: „Bei deinen Predigten sind die Leute immer eingeschlafen.“ Und beim Busfahrer, fragt der gekränkte Pfarrer. „Wenn der gefahren ist, haben sie alle gebetet“, antwortet Petrus. Pfarrer Fincke lacht. Werde man also verletzt, so tief das auch gehen möge, solle man dem mit Heiterkeit, mit Humor begegnen.

Verletzungen der Seele kenne doch jeder. In jeder Art von Beziehung, im Freundeskreis und im beruflichen Umfeld erlebe man sie mal mehr und mal weniger. „Man glaubt es ja kaum, welche Wunden sich etwa Menschen, die sich einmal geliebt haben, nach einer Trennung zufügen“, seufzt Fincke. Verletzungen erführen sie auch beide in ihrem Umfeld. „Aber was hilft mir eine offensive Haltung? Und ich will auch nicht in der Opferrolle landen“, sagt der Pfarrer. Da heiße es also, auch auf diejenigen Mitmenschen zuzugehen, von denen man wisse, dass sie einem wehtun wollten. In der direkten Kommunikation könne man unterschiedliche Meinungen besser verstehen oder auch stehen lassen, heißt sein Credo.

"Seelische Verletzungen machen uns stark"

„Wir wollen zeigen, wie wir an unseren seelischen Verletzungen wachsen und Stärke und Selbstbewusstsein entwickeln können, ohne an Feinfühligkeit zu uns selbst und anderen gegenüber zu verlieren“, sagt Ulla Peffermann-Fincke. Das Buch soll Mut machen, mit Verletzungen umzugehen und eine gesunde Robustheit zu erlangen. „Wichtig ist dabei, einen Weg zu finden, sie einerseits nicht zu verleugnen, sich aber andererseits aus der Opferrolle zu befreien und aus Schwäche Stärke zu entwickeln“, so Peffermann-Fincke. Im Buch finde der Leser also Methoden, die in der Psychologie bekannt seien.

Zum anderen profitiere die Neuerscheinung von den Erfahrungen des amerikanischen Franziskanerpaters Richard Rohr, einem der spirituellen Lehrer der Finckes. Der nenne die Erfahrungen des Scheiterns, von Krankheit, Verlust und Abschieden, „die harten Wahrheiten des Lebens“, so Peffermann-Fincke. Und auch diese harten Wahrheiten führten immer auch zu einer persönlichen Entwicklung und Reife. „Methodisch arbeiten wir in unseren Seminaren genau damit: in Form von Vorträgen, persönlichem Erfahrungsaustausch, kreativen Übungen, Körperarbeit und Meditation“, erläutert die katholische Therapeutin.

Die beiden Finckes sind seit 1995 in Kooperation mit dem bayerischen Benediktinerkloster Münsterschwarzach in der Erwachsenenbildung engagiert. Inzwischen kommen sie auf rund 600 Teilnehmer in etwa 50 Wochenendkursen und Studientagen. Sie arbeiten mit Teilnehmern daran, die Entwicklung der Persönlichkeit und eine spirituelle Reifung zu steigern. „Seelische Verletzungen scheinen ein zentrales Thema unserer Zeit zu sein“, sagt Peffermann-Fincke. In den Seminaren säßen durchaus Ärzte, Manager, Politiker, Lehrer, Sozialpädagogen, Alten- und Krankenpfleger.

Strategien fürs Seelenheil

Das Buch bietet nun aus diesen Seminarerfahrungen eine Zusammenschau: mit Hilfe von praktischen Übungen, Bildbetrachtungen, Impulsen und kreativen Möglichkeiten, um an seelischen Verletzungen zu wachsen „und ein befreites Leben zu führen“, so Pfarrer Fincke. Ihr Konzept bestehe darin, unterschiedliche Strategien anzubieten, mit diesen Wunden kognitiv oder kreativ umzugehen. Einfache Antworten könnten aber natürlich nicht gegeben werden.

Sie bezögen das Enneagramm, eine uralte Persönlichkeitstypologie, in ihre Arbeit ein, um eben der Vielfalt unterschiedlicher Charaktere gerecht zu werden, so Fincke. „Diese Typologie ist ein sehr hilfreiches Instrument, sich selbst und andere besser zu verstehen.“ Ihre Projektarbeit ist von den Eheleuten bewusst nach christlichem Verständnis ausgerichtet, „im Vertrauen auf die göttliche Liebe, in der ich uneingeschränkt geborgen bin“. Man beziehe die Erfahrungen des christlichen Kreuzwegs mit ein. Denn genau der Leidensweg Jesu gebe auch ihm selbst wichtige Orientierung beim Umgang mit Verletzungen, die dann doch keiner vermeiden könne.

Im Handel erhältlich: Rainer Fincke, Ulla Peffermann-Fincke, Die Kunst, sich (nicht) verletzten zu lassen, Vier-Türme-Verlag 2018, 18 Euro.

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