Unterstützung für die Andheri Hilfe Bonner Schülerin engagiert sich nach eigenem Unfall als Spenderin

Plittersdorf · Als Anna Jacob nach einem schweren Unfall nicht an der Radfahrausbildung ihrer Klasse teilnehmen konnte, beschloss die Viertklässlerin der Bonn International School, sich für die Bonner Andheri Hilfe einzusetzen. Obwohl sie auf einem Auge nur wenig sehen kann, bastelt die Neunjährige kleine Wollpüppchen.

 Anna Jacob zeigt in der Bücherei der Bonn International School die Tüten mit den kleinen Wollpüppchen.

Anna Jacob zeigt in der Bücherei der Bonn International School die Tüten mit den kleinen Wollpüppchen.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Augenblick, der das Leben von Anna Jacob für lange Zeit verändert hat, jährt sich im Dezember zum ersten Mal. Ihrer Mutter war ein Glas heruntergefallen, weshalb die Neunjährige angehalten war, sich beim Verlassen des Zimmers die Hausschuhe anzuziehen. „Als ich vom Bett in sie hineinsteigen wollte, bin ich mit dem Auge auf die Bettkante geknallt“, erinnert sich das Mädchen, das die vierte Klasse der Bonn International School (BIS) besucht. Sie bekam das linke Auge nicht mehr auf, rief nach ihrem Vater und es ging ab ins Krankenhaus. „Dort hat man uns gesagt, dass die Linse großen Schaden genommen hat und man das Auge quasi neu aufbauen muss“, erzählt Mutter Geena George.

Was dann folgte, waren drei aufwändige Operationen und viele Einschränkungen im Alltag. Denn was für andere Altersgenossen normal ist, kann bei Anna die Heilung des Auges gefährden. Ein bisschen Sehkraft hat sie aktuell, nimmt aber alles verschwommen wahr. Ob je wieder alles so wird wie vor dem Dezember 2020, ist ungewiss. So war es für die behandelnden Ärzte auch völlig undenkbar, ihre Patientin im Oktober an der Radfahrausbildung ihrer Klasse teilnehmen zu lassen. „Also habe ich meiner Klassenlehrerin vorgeschlagen, in der Zeit kleine Püppchen für den guten Zweck zu basteln“, so die Neunjährige, deren Familie vor 15 Jahren aus Indien nach Deutschland kam.

Die Andheri Hilfe wurde 1967 in Bonn gegründet

Kimberley Conway freute das Engagement ihrer Schülerin und sie gab die Idee weiter an die Beauftragte für Sozialprojekte der BIS. „Wir haben uns entschieden, die Andheri Hilfe zu unterstützen“, sagt Anna. Zum einen fördert der 1967 von der Godesbergerin Rosi Gollmann gegründete Bonner Verein mehr als 100 Projekte in Bangladesch und Indien, damit in dem Land, in dem ja auch ein Teil von Annas Wurzeln liegen. Zum anderen finanziert die Andheri Hilfe Augen-Operationen – eine weitere Verbindung zu der Schülerin.

Die Anregung zu den Püppchen hat Anna aus dem Buch „Esperanza Rising“, wo sie von einer verarmten Mutter gebastelt werden. Aus Wolle entstehen teils geflochtene, teils gedrehte Elemente, die zusammen einen Körper ergeben. „Kindness Doll“, nennt sie ihr Werk, was sich auf Deutsch nicht ganz so elegant mit Freundlichkeitspuppe übersetzen lässt. Nein, die Arbeit strenge das Auge nicht zu sehr an, wirft sie ein, denn: „Ich muss mittlerweile gar nicht mehr hinschauen.“

Nach wenigen Tagen hatte sie 175 Püppchen gebastelt

 Diese Stoffpüppchen bastelt Anna Jacob und verkauft sie.

Diese Stoffpüppchen bastelt Anna Jacob und verkauft sie.

Foto: Silke Elbern

Nach ein paar Tagen hatte Anna gemeinsam mit Mutter Geena und Schwester Susan mehr als 175 kleine Wesen produziert. Aber noch kein Geld eingenommen. „Da habe ich meinem Rektor einen Brief geschrieben und ihn gebeten, ob ich die Puppen in der Schulversammlung verkaufen darf.“ Grundschulleiter Alex Whitaker war und ist begeistert: „Ich hoffe, dass sich alle unsere Schüler einsetzen für eine bessere Welt.“ 800 Euro sind in wenigen Tagen zusammengekommen. „Ich würde mich freuen, wenn ich der Organisation am Ende 1000 Euro übergeben kann“, sagt Anna, die jedes Exemplar liebevoll verpackt und mit einem Flyer zur Arbeit des Vereins versieht.

Mittlerweile hat Annas Begeisterung auf den Schülerrat abgefärbt. In dieser Woche sollen alle mit lustigen Brillen kommen und einen Euro für die Andheri Hilfe spenden. Die Schülerin will ihre Produktion jetzt erstmal einstellen. „Aber nächstes Jahr vor Weihnachten plane ich eine Neuauflage der Puppen mit Engelsflügeln.“

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